Trambahn durch den Englischen Garten ohne Oberleitung: Faltlhauser dagegen

Englischer Garten · »Scheitern« als Chance?

Zum Chinesischen Turm könnte bald die geplante  Tramlinie 22 führen.	 Fotos: SWM, P. Scarlandis

Zum Chinesischen Turm könnte bald die geplante Tramlinie 22 führen. Fotos: SWM, P. Scarlandis

Englischer Garten · Als »Vorschlag, der nur durch die große Hitze zu erklären ist« bezeichnete Bayerns Finanzminister reichlich polemisch eine ernstgemeinte und ernstzunehmende Idee der Stadtwerke München (SWM) in Sachen Trambahn durch den Englischen Garten.

Kurt Faltlhauser ist nicht nur Hausherr des Parks, sondern gilt seit seinem Amtsantritt 1998 als größter Gegner der Tram durch den Englischen Garten, der er »niemals zustimmen wird«, wie er in einer Pressemitteilung am Freitag erneut betonte.

Dabei wollen die SWM mit neuer Strategie und Technik »eine neue Grundlage für eine sachliche Diskussion schaffen«, erklärte MVG-Chef Herbert König vergangene Woche bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz. Mit »Supercaps«, Energiespeichermedien und Hochleistungsbatterien, soll die einen Kilometer lange Strecke auf der bestehenden, asphaltierten Busstraße im Englischen Garten ohne Oberleitung überbrückt werden. Das bleibe aber vorerst die Ausnahme von der Regel. Damit das System – etwa über das Bremsen gewonnene Energie – funktioniert, müssen die Trambahnen weiterhin mithilfe von Fahrleitungen fahren.

Die Oberleitungen, die den Park als Gartendenkmal verschandeln würden, waren zuletzt das Hauptargument, mit dem die Regierung von Oberbayern den vom Stadtrat beauftragten Antrag auf Planfeststellung einer Straßenbahn-Neubaustrecke durch den Englischen Garten abgelehnt hatte. Die darauf folgende Klage der SWM wurde vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Ende März abgewiesen. Wobei die Richter nicht das Projekt bewerteten, sondern der Regierung das Recht einräumten, das Projekt ablehnen zu dürfen. Die SWM hatten daraufhin eine Nichtzulassungsbeschwerde eingereicht, deren Begründung bis Anfang August fällig wäre. Darauf verzichten die SWM nun. Sie befürchten, dass die Frage, ob die Behörde im konkreten Fall die Parktrambahn zutreffend abgewogen hat, gar nicht Gegenstand des Verfahrens vor dem Bundesverwaltungsgericht wird.

Ein Scheitern aber hätte die endgültige Rechtswirksamkeit des Urteils bedeutet und das laut König wohl jahrzehntelange Aus des Projekts. Die »Tram Nordtangente«, die schnelle Verbindung zwischen Neuhausen, Schwabing und Bogenhausen, bewertet die SWM als »besonders wirtschaftlich«: mehr Fahrgäste und Einnahmen, geringe Kosten. Von den acht Kilometern Gesamtlänge der »Linie 22« sind bereits sechs Kilometer vorhanden. Neu gebaut werden müssten zwei Kilometer, darunter der Teil im Englischen Garten.

Jetzt ziehen die SWM den aktuellen Planfeststellungsantrag zurück – wenn der Stadtrat in der Vollversammlung am heutigen Mittwoch zustimmt. Damit würden alle bisherigen Ablehnungen der Regierung und des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes gegenstandslos. Zu Faltlhausers aktuellem Kommentar möchte sich die SWM nicht äußern – sondern die Idee zunächst einfach mal ausprobieren.

Einer von drei neuen, leichten SWM-Zügen soll mit »Supercaps« versehen und ab 2008/2009 getestet werden: auf Wirtschaftlichkeit, Haltbarkeit der »Supercaps« und inwieweit bestehende Züge umgerüstet werden können. Verlaufe das erfolgreich, könnte die batteriebetriebene Bahn frühestens ab 2010 rollen. M. Schmid

Artikel vom 25.07.2006
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