Zur 29. »Vasilopita«-Feier beim Kulturverein »Club Griechischer Akademiker«

Bogenhausen · Isar-Athen in Bogenhausen

Griechische Neujahrstradition: Der Erzpriester der griechisch-orthodoxen Kirche in München, Apostolos Malamoussis (links) mit der »Vasilopita«. Foto: Privat

Griechische Neujahrstradition: Der Erzpriester der griechisch-orthodoxen Kirche in München, Apostolos Malamoussis (links) mit der »Vasilopita«. Foto: Privat

Bogenhausen · Am 1. Januar 1806 wurde Bayern von Napoleons Gnaden zum Königreich. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu »200 Jahre Königreich Bayern« rückt auch ein besonderes Kapitel der hiesigen Geschichte in den Fokus des Interesses: die besondere Beziehung zwischen Griechenland und Bayern.

Bayern spielte eine Schlüsselrolle bei der Befreiung von der osmanischen Herrschaft und der Gründung eines unabhängigen Staates 1830. Otto, der Sohn von Bayerns zweitem Regenten, Ludwig I., wurde der erste König der Griechen. Ludwigs Griechenlandbegeisterung, der ein »Isar-Athen« schaffen wollte, zeigt sich unter anderem in den Propyläen am Königsplatz, die zum Andenken an den Freiheitskampf der Griechen entstanden. Und 1829 überließ König Ludwig I. der griechisch-orthodoxen Gemeinde in München die Salvatorkirche.

Diesen münchnerisch-griechischen Kulturaustausch pflegt nun der »Club Griechischer Akademiker« (Infos unter Tel. 9 10 20 01). 1977 wurde der Verein, der heute seinen Sitz in der Radspielerstraße 8 hat, von griechischen Studenten gegründet. Der heutige Vorsitzende, Konstantin Mutaphis, ist seit Beginn an dabei. »Ich war schon in der Schule von München fasziniert«, erzählt der Ingenieur, »so ging ich zum Studieren an die Isar.« Rund 70 Mitglieder, Griechen und Deutsche, zählt der Verein derzeit. Sein Ziel ist es, die zwei Völker näher zu bringen – mit Veranstaltungen zu Kultur, Geschichte oder aktuellen Themen.

Mitte Dezember etwa sprach Professor Vinzenz Brinkmann von der Glyptothek (die Sammlung griechischer und römischer Statuen geht auch auf Ludwig I. zurück), vor etwa hundert Zuhörern zum Thema »Griechen gründen Rom«. Dieses Jahr werden sich aus aktuellem Anlass auch einige Termine rund um »200 Jahre Königreich Bayern« drehen, erzählt Mutaphis. Eine Tradition, die nicht fehlen darf, ist die »Vasilopita«-Feier, die der Verein am Samstag, 21. Januar, zum 29. Mal feiert. Rund 170 Gäste werden zum Anschnitt des griechischen Neujahrskuchens erwartet.

Der Hefe- oder Käsekuchen, die »Vasilopita«, also der Kuchen des Vasilius (auch: Basilius), wird eigentlich an Neujahr, dem Namenstag des Heiligen Basilius, kredenzt. Das Familienoberhaupt verteilt die Stücke an die Familienmitglieder. Auch Basilius, dem Zuhause oder einem Armen sind Stücke gewidmet. In dem Gebäck ist eine Münze eingebacken. Wer die in seinem Stück findet, ist der Glückspilz des Jahres. Heute wird die Vasilopita im ganzen Januar und auch in Kirchengemeinden, Behörden, Schulen oder eben Vereinen wie dem Club Griechischer Akademiker angeschnitten. Der Ursprung soll in der Antike liegen.

Ein grausamer Herrscher, so die Legende, bedrohte die Stadt Kaisareia mit unbezahlbaren Steuern. So bat der Bischof der Stadt, Basilius, wohlhabende Einwohner um ihre ganzen Wertsachen, um den Kaiser zu besänftigen. Doch Basilius konnte den Boten des Kaisers überzeugen, die Stadt ohne Wertsachen zu verlassen. Da Basilius nicht mehr wusste, wem die Dinge gehörten, backte er kleine Brote, versteckte in jedem ein Schmuckstück und verteilte die Brote an alle Einwohner. So erhielt jeder, ob arm oder reich, Brot, Gold und Schmuck.

Eine schöne Geste, die bis heute Symbolcharakter hat. »Dieses Anschneiden der Vasilopita«, erläutert Apostolos Malamoussis, Erzpriester der griechisch-orthodoxen Kirche Bayerns, »ist, wie die Liebesmahle der frühen Christen, ein friedlicher, die Menschen einigender Brauch.« Michaela Schmid

Artikel vom 10.01.2006
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