Durch die Welt ein Riss

Erstlingsroman über das Zugunglück von Aßling erschienen

Der Soldatenfriedhof in Oberelkofen erinnert heute an die zahlreichen Toten des Bahnunglücks. Bild rechts: Der Aßlinger Jungautor Simon Viktor schrieb seinen Erstlings-Roman. F.: Otto Hartl / Privat

Der Soldatenfriedhof in Oberelkofen erinnert heute an die zahlreichen Toten des Bahnunglücks. Bild rechts: Der Aßlinger Jungautor Simon Viktor schrieb seinen Erstlings-Roman. F.: Otto Hartl / Privat

Aßling · Das auf einer wahren Begebenheit basierende Buch "Durch die Welt ein Riss" vom Aßlinger Autor Simon Viktor zeichnet das Porträt Aßlings an einer radikalen Zeitenwende – und thematisiert das bis heute schwerste Eisenbahnunglück in Nachkriegsdeutschland vom 16. Juli 1945. Der Autor verbindet dabei die akribisch recherchierten historischen Fakten mit den fiktiven Charakteren des Romans.

Dadurch bekommt das Buch eine Eindringlichkeit und Lebendigkeit, die sich allein gestützt auf der historischen Quellenlage sicherlich nicht schaffen lässt. Im Buch treffen fünf grundverschiedene Menschen in jenem Zug aufeinander. Darunter der Deserteur Otto, der das Kriegsende im berüchtigten Kriegsgefangenenlager in Bad Aibling erlebt, der Tierarzt Fritz, der mit den Dorfbewohnern auf Kriegsfuß steht, und Marianne, die rebellische Tochter eines gefürchteten Großbauern. Mit ihnen an Bord sind 1.200 deutsche Kriegsgefangene. Alle haben den Horror des Krieges überlebt, und dürfen endlich nach Hause zu ihren Familien. Doch nicht alle sollen ihr Ziel tatsächlich erreichen.

Das Zugunglück von Aßling

Kurz nach dem Krieg waren viele deutsche Bahnanlagen durch alliierte Luftangriffe stark beschädigt. Automatische Zugsicherungen funktionierten nur noch teilweise und der Eisenbahnbetrieb wurde improvisiert. Die Züge fuhren in diesem Fall nur mit schriftlichem Fahrbefehl aufgrund telefonischer Absprachen der jeweils benachbarten Fahrdienstleiter. Für den Abschnitt der Unglücksstrecke war im Stellwerk des Bahnhofs Aßling ein US-amerikanischer Transportoffizier als Fahrdienstleiter tätig.

Am Unfalltag war ein Zug mit 1.200 deutschen Kriegsgefangenen aus dem US-amerikanischen Kriegsgefangenenlager bei Bad Aibling auf der Strecke von Rosenheim nach München unterwegs. Ziel der Reise war Hannover, wo die aus dem Rheinland und Westfalen stammenden Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft entlassen werden sollten. Der Zug bestand aus älteren Personenwagen mit hölzernem Aufbau, 40 Soldaten teilten sich einen Wagon.

Wie es das Schicksal wollte, blieb der Zug wegen eines Maschinenschadens zwischen Aßling und Grafing auf freier Strecke liegen. Mit fatalen Folgen. Der Transportoffizier gab den Streckenabschnitt nach einem Telefonat mit seinem Grafinger-Kollegen irrtümlicherweise für einen nachfolgenden Güterzug der US-Army frei. Dieser war mit 50 amerikanischen Sherman-Panzern beladen und fuhr ungebremst von hinten auf den liegengebliebenen, hölzernen Personenzug auf.

Ein großer Teil der hölzernen Personenwagen wurde durch den Aufprall komplett zerstört und viele der Landser eingequetscht. Über 100 Soldaten ließen ihr Leben und zahlreiche teils schwerst verletzt. Die Schreie der Opfer sollen laut Zeugenaussagen bis nach Aßling zu hören gewesen sein. 96 Opfer des Unglücks wurden nach dem Unglück in Oberelkofen, etwa drei Kilometer von der Unglücksstelle entfernt, auf einer Kriegsgräberstätte beigesetzt.

Über den Autor Simon Viktor
Simon Viktor, Jahrgang 1984, und aufgewachsen in Aßling studierte Philosophie, neuere deutsche Literatur und Politikwissenschaft in München. Er arbeitete als Kistenwäscher, Restaurantkritiker, Barkeeper und Werbetexter, schrieb für die Süddeutsche Zeitung, tourte mit seinen Bands durch Europa und betrieb ein Plattenlabel. Mittlerweile ist Viktor als Künstleragent tätig und schreibt für das Bayerische Fernsehen sowie namhafte Kabarettisten. Viktor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Dießen am Ammersee. „Durch die Welt ein Riss“ ist sein Debütroman und ist im Mai im SüdOst Verlag erschienen.

Gewinnspiel:
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Artikel vom 08.06.2022
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