Platzverweis sorgt für Wende im Spiel

Münchner Stadtderby ohne Sieger

Torpremiere in der Dritten Liga: Fabian Greilinger Foto: Anne Wild

Torpremiere in der Dritten Liga: Fabian Greilinger Foto: Anne Wild

München/Giesing · In einem unterhaltsamen sportlichen Vergleich trennten sich der TSV 1860 München und Türkgücü München im Grünwalder Stadion 2:2 (1:1). Zweimal gingen die Löwen in Führung, konnten ihren Vorsprung aber nicht halten. Sercan Serarer als Vorbereiter und Petar Sliskovic als Doppeltorschütze bei den Gästen bewiesen einmal mehr ihre außergewöhnliche individuelle Klasse.

Nicht ganz so stark präsentierte sich Schiedsrichter Patrick Hanslbauer. Der Unparteiische verpasste der nicht unfairen Begegnung mit einer Flut von neun Gelben Karten – eine davon für Löwen-Trainer Michael Köllner – und einer Roten Karte für Dennis Dressel etwas zu viel Farbe. Unter seiner Spielleitung geriet die Partie hektisch. Zudem verweigerte der unglücklich agierende Spielleiter den Gastgebern einen berechtigten Handelfmeter.

Vor dem Anpfiff zeigten sich die Löwenspieler in T-Shirts mit der Aufschrift »Sechzig für Respekt, Fairness, Toleranz«. Eine Solidaritätserklärung mit den Gästen, die seit Saisonbeginn von einer neonazistischen Kleinstpartei behelligt werden, deren Aktivisten bei Gastspielen von Türkgücü Fußballfans für rassistische Parolen zu gewinnen versuchen. Auch der FSV Zwickau verbat sich, als faschistische Aktivisten und Aufkleber im Stadionumfeld beim Gastspiel von Türkgücü auftauchten, die primitiven Anfeindungen.

In München gedachten beide Mannschaften des vor wenigen Tagen verstorbenen Diego Armando Maradona – die Spieler trugen Trauerflor für einen der Größten des internationalen Fußballs. Auf dem Trainingsgelände des TSV 1860 München war das Fußballidol als Trainer der Argentinischen Nationalmannschaft vor zehn Jahren noch persönlich zu Gast.

Michael Köllner lobte den Beginn seines Teams: »Das waren zwanzig starke Minuten am Anfang. Wir haben die Räume gut kontrolliert und aus der zweiten Chance das 1:0 gemacht.« Nachdem zunächst Dennis Dressel aus guter Schussposition noch an Türkgücüs Schlussmann Rene Vollath gescheitert war, kamen die Löwen in der nächsten Szene zur Führung. Stefan Lex und Daniel Wein eroberten im Mittelfeld den Ball und schalteten sofort um – ein gutes Zuspiel von Wein setzte Fabian Greilinger auf der linken Außenbahn in Szene, der mit einem platzierten Flachschuss zum 1:0 sein erstes Drittligator erzielte (22. Min.). Greilinger in die Startelf zu beordern, erwies sich als guter Griff von Köllner – Filip Kusic und Alexander Sorge hatten ihre liebe Mühe mit dem quirligen Dribbler.

Doch die Gäste verfügen über zwei Akteure in ihren Reihen, die sich in dieser Saison gesucht und gefunden haben: Sercan Sararer und Petar Sliskovic. Eine Koproduktion der beiden führte zum Ausgleich. Edeltechniker Sararer wurde von seinen ihn eigentlich doppelnden Gegenspielern auf dem Flügel nicht energisch genug attackiert, konnte dadurch unbedrängt flanken und fand Sliskovic, der per Kopfball aus sechs Metern zum 1:1 traf (25. Min.). Bis zur Halbzeit hatte der TSV 1860 mehrfach die erneute Führung auf dem Fuß: Quirin Moll jagte einen direkten Freistoß von der Strafraumgrenze aus knapp über den Querbalken, Phillipp Steinhart kam nach einer Flanke von Richard Neudecker frei zum Kopfball und ein weiterer Schuss von Greilinger wurde in letzter Sekunde von einem Verteidigerbein zur Ecke abgefälscht.

Türkgücüs Linksverteidiger Stefan Stangl fischte nach einer weiten Hereingabe, bei der er sich verschätzt hatte, den Ball in der Not mit der Hand aus der Luft, sonst hätte der hinter ihm lauernde Stefan Lex freien Weg zum Tor gehabt. Eigentlich eine glasklare Angelegenheit – nur nicht für das wackelige Schiedsrichtergespann, das die Szene zum Entsetzen der Löwen ohne Pfiff weiterlaufen ließ (43. Min.).

Direkt nach dem Wiederbeginn schlugen die Gastgeber dann zu. Linksverteidiger Phillipp Steinhart schickte eine Flanke in den Strafraum, die der heranstürmende Sascha Mölders unhaltbar für Vollath zum 2:1 ins Netz köpfte (49. Min.). Zehn Minuten später gingen im Mittelfeld Philipp Erhardt und Dennis Dressel zeitgleich zum Ball – der Löwe kam etwas zu spät und traf seinen Gegenspieler unabsichtlich aber hart am Schienbein. Schiedsrichter Hanslbauer entschied sich für einen direkten Platzverweis. Köllner kritisierte, für ihn habe die Verhältnismäßigkeit in manchen Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nicht gestimmt. »Isoliert betrachtet kann man auch die Rote Karte gegen Dressel geben, aber es war sein erstes Foul.« Es habe seiner Ansicht nach eine klare Linie in der Spielleitung gefehlt.

In Überzahl drängten die Gäste auf den Ausgleich und waren mit ihren Bemühungen nach 70 Minuten erfolgreich. Einen weiten Ball des Ex-Löwen Aaron Berzel nahm Sararer in der linken Strafraumhälfte technisch gekonnt an, legte mit Übersicht in die Mitte, wo erneut Sliskovic aus kurzer Distanz flach zum 2:2 traf. In der Schlussviertelstunde verteidigte der TSV 1860 das Remis. Durch den Platzverweis hätte sich die »Statik des Spiels« komplett verschoben, analysierte Köllner. Seine Mannschaft habe danach aufopferungsvoll gekämpft und dem Gegner nur wenige Chancen gelassen.

Am kommenden Samstag, den 5. Dezember, spielt der TSV 1860 München um 14 Uhr beim FC Viktoria Köln.

(as)

Artikel vom 29.11.2020
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