Viele eigentlich benutzbare Gegenstände landen in der Tonne

Abfall ist nicht immer Müll

Peter Schickinger, zweiter Bürgermeister in Wartenberg (FWG) brachte neueste Erkenntnisse aus einer Fachtagung zu Wertstoffhöfen mit in den Landkreis. Foto: kw

Peter Schickinger, zweiter Bürgermeister in Wartenberg (FWG) brachte neueste Erkenntnisse aus einer Fachtagung zu Wertstoffhöfen mit in den Landkreis. Foto: kw

Erding/Landkreis Erding · Der Landkreis Erding marschiert, was die Abfallwirtschaft betrifft, recht weit vorn. Eine ständig sinkende Menge Restmüll, kombiniert mit sinkenden Abfallgebühren für die Bürger, machen deutlich, dass der Landkreis auf dem richtigen Weg ist.

Gleichwohl ist nichts so gut, dass es keinerlei Verbesserungspotenzial mehr gibt. Deutlich wurde das auf einer Fachtagung in Augsburg, deren Ergebnisse auf die laufenden Planungen für neue Wertstoffhöfe im Kreisgebiet direkt durchschlagen können.

Aus dem Kreis Erding hat der zweite Bürgermeister des Marktes Wartenberg, Peter Schickinger (FWG), an dieser Fachtagung teilgenommen, und was er von dort mitbrachte, lässt nun in der Tat aufhorchen. So sind nach dort zitierten Untersuchungen 80 Prozent der zum Wertstoffhof gebrachten Elektrogeräte noch brauchbar. Sie müssten also gar nicht weggeworfen werden.

Damit ist das Maß der Verschwendung an Ressourcen hinreichend beschrieben. Schickinger konnte diese Zahlen aber noch weiter aufdröseln. So gab er weitere Ergebnisse dieser Untersuchungen wieder, wonach 25 Prozent der Geräte durch das Einwerfen in den Container kaputt gehen. Weitere 54 Prozent der Geräte würden durch Witterungseinflüsse im Container zerstört.

Gekommen sind diese Untersuchungen aus der Stadt Herne in Nordrhein-Westfalen. Diese seien auf dieser Fachtagung in Augsburg ausführlich zitiert worden. Die Stadt Herne habe nun aus diesen Erkenntnissen bereits Konsequenzen gezogen. Elektrokleingeräte werden hier in Sammeltonnen angenommen, Großgeräte werden kostenfrei abgeholt. Alle Altgeräte können aber auch bei einem städtischen Wertstoffhof abgegeben werden. Geschultes Personal dort könne recht schnell feststellen, ob ein abgegebenes Gerät noch verwendbar oder, falls defekt, reparabel ist.

Trifft beides nicht zu, wird es ein Fall für die Wertstoffentsorgung und -wiedergewinnung. In einem direkt dem Wertstoffhof angegliederten kleinen Laden, der dann vom Abfallentsorger betrieben werde, werden diese Geräte für sehr kleines Geld wieder verkauft.

Schickinger berichtete, dass unter anderem das Kreislaufwirtschaftsgesetz die rechtliche Grundlage dafür schaffe. Tatsächlich sind die Bedingungen so, dass der Bürger, der etwas zu entsorgen beabsichtige, mit dem Einwurf in den Container sein Eigentumsrecht an diesem Gerät aufgebe. Das Eigentum geht an den Entsorger über. Genau deshalb ist die Entnahme von Geräten aus diesem Container auch verboten und das ist bereits als Diebstahl in einzelnen Fällen verfolgt worden. Dass enorm viele Geräte tatsächlich noch benutzbar sind, haben auch jene Wertstoffhof-Mitarbeiter begriffen gehabt, die vor einigen Jahren im Raum München solche Geräte auf Internetplattformen versteigert, das Geld in die eigene Tasche gesteckt, und nach Aufdeckung dieser Machenschaften auch eine Strafe wegen Hehlerei erhalten haben.

Für die Neuplanung von Wertstoffhöfen fand es Peter Schickinger nunmehr wichtig, dass erstens die baulichen Voraussetzungen für diesen Umgang mit solchen Geräten geschaffen werden und zweitens die Mitarbeiter auch eine entsprechende Schulung erhalten. Ausdrücklich wollte er diesen Umgang mit noch brauchbaren Dingen auch auf andere Gegenstände wie etwa Möbel ausgedehnt wissen.

Der Landkreis Erding plant aktuell in gleich mehreren Gemeinden neue Wertstoffhöfe. Damit kommen die Erkenntnisse aus der Fachtagung in Augsburg keinen Tag zu früh. Auch aus ökologischen Gründen plädierte Peter Schickinger leidenschaftlich und durchaus auch mit Beifall aller Fraktionen im Marktgemeinderat dafür, die sich aus diesen Erkenntnissen ergebenden Chancen bei der Neuplanung von Wertstoffhöfen im ganzen Kreis Erding auch zu nutzen. Den größten zeitlichen Druck dabei hat da der Markt Wartenberg. Dieser muss nämlich schnell einen neuen Wertstoffhof bauen.

Auf dem Platz, auf dem jetzt der ohnehin zu klein gewordene Wertstoffhof steht, soll ein Drogeriemarkt errichtet werden. Das ist auch der Grund, weshalb der Vizebürgermeister sich die Zeit für diese Fachtagung genommen und dabei Erkenntnisse und Informationen eingesammelt hat, die für alle Gemeinden und den Landkreis von Interesse sind. kw

Artikel vom 08.03.2019
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