Zivilcourage: 23-Jähriger reagiert vorbildlich

München · Ein echter Gentleman

Kürten den WiesnGentleman 2018, Max V. (Mitte): Veronika Bittenbinder, Robert Greil, Johanna Bittenbinder, Bürgermeister Josef Schmid, Frederik Kronthaler (Condrobs) und Christian Wittstadt (von links).	Foto: Robert Bösl

Kürten den WiesnGentleman 2018, Max V. (Mitte): Veronika Bittenbinder, Robert Greil, Johanna Bittenbinder, Bürgermeister Josef Schmid, Frederik Kronthaler (Condrobs) und Christian Wittstadt (von links). Foto: Robert Bösl

München · Das Oktoberfest hat viele Gesichter. Eines zeigt Spaß und gute Laune. Aber längst nicht immer herrscht hier eitel Sonnenschein. Oft genug geraten Oktoberfestbesucher aus verschiedensten Gründen in Bedrängnis. In solchen Momenten ist man dankbar für eine helfende Hand.

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Es ist eine Form von Zivilcourage. Eigentlich ist nicht die Hilfe das Besondere, sondern die Untätigkeit anderer, die auf eine Ausnahmesituation treffen. Auf diese Form der »Besonderheit« kann Max V. gut verzichten. Er hat auf dem Oktoberfest im vergangenen Jahr einem Mann geholfen, der nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu helfen. Dafür wurde Max V. jetzt zum WiesnGentleman gekürt.

Zivilcourage bedeutet nicht, sich bei ­einem Streit dazwischen zu stellen

Der soziale Trägerverein Condrobs hat sich wieder auf die Suche nach wahren Wiesn-Gentlemen gemacht. Mit dieser Aktion sollen vorbildliches Verhalten und Zivilcourage belohnt werden. Gleichzeitig sollen die Geschichten, die durch die Aktion bekannt werden, als leuchtendes Beispiel dienen.

Auch in diesem Jahr haben die Veranstalter tolle Geschichten erhalten. Unter den vielen Einsendungen fiel vor allem die Geschichte von Max V. auf. Der junge Mann war im vergangenen Jahr auf dem Weg zum Oktoberfest. Seine Begleitung – seine Freundin und deren Familie – war bereits auf der Wiesn. Sie wollten sich dort treffen. Als der angehende Fremdsprachenkorrespondent am Festgelände ankam, bemerkte er einen betrunkenen Touristen. Unvermittelt fiel der Mann um. Er war völlig orientierungslos und brauchte Hilfe. Viele Menschen um ihn herum reagierten jedoch mit Gelächter und Gleichgültigkeit. Max V. half dem Betrunkenen auf, fragte, ob alles in Ordnung sei und gab ihm Wasser. Zuerst sei der Mann leicht aggressiv gewesen, berichtet der 23-Jährige, habe dann aber verstanden, dass er Hilfe bekam.

Der betrunkene Wiesnbesucher konnte seine Freunde nicht mehr finden, sein Handyakku war leer. Daraufhin, so berichtet Max V., habe er versucht, die Freunde des Touristen telefonisch zu erreichen, jedoch erfolglos. Da der Betrunkene kaum noch in der Lage war, alleine zu laufen, brachte er ihn mit gutem Zureden bis zu seinem Hotel an der Hackerbrücke. Anderthalb Stunden später als vereinbart kam Max V. zur Wiesn. Und er würde es jederzeit wieder so machen.

Diese Haltung, diese Reaktion, sind für die Jury preiswürdig. Für Condrobs haben die Schauspielerin Johanna Bittenbinder, Robert Greil (Verkaufsleiter bei Hirmer), Schauspieler Max von Thun, Kabarettist Hannes Ringlstetter und Christian Wittstadt (Leiter der Wiesnwache der Münchner Polizei) die verschiedenen Geschichten gesichtet und bewertet.

Was zeichnet einen echten WiesnGentleman aus? Er hilft, wo Hilfe gebraucht wird. Vor allem hilft er, auch wenn die Notlage eines Wiesnbesuchers selbst verschuldet ist. Schließlich ist das nicht das Kriterium für Hilfe.

»Zivilcourage bedeutet dabei aber nicht, selbst bei einem Streit einzugreifen und sich in Gefahr zu bringen, sondern Hilfe zu holen«, erklärt Christine Henze von Condrobs. Das erfordert auch bei Weitem weniger Wagemut, als sich bei einem Streit dazwischenzustellen. Dass sich das beherzte Eingreifen für Max V. noch extra bezahlt machen sollte, darauf hatte er es ursprünglich gar nicht angelegt.

Weil die Wahl zum WiesnGentleman jetzt auf ihn gefallen ist, darf er sich über ein Wiesn-Outfit von Hirmer freuen. Für die Aktion »WiesnGentleman«, die unter der Schirmherrschaft von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter steht, werben die Mitarbeiter von Condrobs vor dem Eingang zum Oktoberfest. Sie sensibilisieren die Besucher dafür, im Miteinander gegenseitig die Grenzen zu wahren, und überreichen kleine Aufmerksamkeiten, die die Besucher während und auch nach ihrem Wiesn-Besuch an ein respektvolles, faires Miteinander erinnern.

Für die Aktion erhält Condrobs keine Zuwendungen. Zwar unterstützen Sponsoren den Verein, aber den personellen Einsatz für die gute Sache finanziert Condrobs selbst.

Auch wenn die Aktion für dieses Jahr vorbei ist: Nächstes Jahr wird ein Nachfolger für Max V. gekürt. Jemand, der beim Oktoberfest 2018, das am Sonntag zu Ende geht, durch besonderen Einsatz und entschlossenes Handeln aufgefallen ist.

Weitere Informationen über die Aktion gibt es online auf www.wiesngentleman.de

Artikel vom 05.10.2018
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