Die Stadt in der Stadt

Am Montag, 30. Juli, startet die 19. Spielstadt »Mini-München«

Die Mini-Münchner können sich der Unterstützung der Stadt München (hier Sozialreferentin Dorothee Schiwy, 3. v. re.) sicher sein.	Foto: cr

Die Mini-Münchner können sich der Unterstützung der Stadt München (hier Sozialreferentin Dorothee Schiwy, 3. v. re.) sicher sein. Foto: cr

München · Die geraden Jahre machen Münchner Kindern mehr Spaß als die ungeraden. Alle zwei Jahre öffnet die größte Kinderspielstadt ihre Pforten. Am Montag, 30. Juli, beginnt wieder Mini-München.

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Drei Wochen lang, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, im Olympiapark. Die Teilnahme ist kostenlos.

Mini-München ist wieder zurück im Olympiapark. Zuletzt war die Spielstadt im Zenith im Euro-Industriepark angesiedelt. Aktuell laufen die Aufbauarbeiten auf dem Gelände der früheren Event-Arena.

Mini-München ist wieder da – die Event-Arena nicht. Und genau da gehen die Herausforderungen weiter, mit denen sich die Veranstalter auch zwischen zwei Spielstädten konfrontiert sehen. Denn diesmal wird Mini-München erstmals in Form einer Zeltstadt aufgebaut. Eine Stadt mit mehreren Gebäuden, näher am Original, aber nicht ganz pflegeleicht. Die gesamte Infrastruktur muss errichtet werden.

Wasser, Abwasser, Strom… das Gelände muss komplett neu erschlossen werden. Eine Mammutaufgabe, aber die Veranstalter vom Verein Kultur und Spielraum sind zuversichtlich. Wenn alles nach Plan läuft, wird Mini-München an 15 Tagen in den nächsten drei Wochen die Zusammenhänge der »Welt der Großen« im Modell darstellen. Die Kinder entscheiden durch ihr Handeln als Gesellschaft. Alles, was dadurch in Gang gesetzt wird, hat Konsequenzen und verändert die Existenzbedingungen innerhalb der Spielstadt. Diese Dynamik macht das Projekt ein Stück weit unberechenbar, aber genau so funktioniert eben die Gesellschaft.

Im Großen darf man jeden Tag gespannt sein, welche Entscheidungen zum Beispiel ein US-Präsident in die Welt twittert. In Mini-München mag es ebensolche impulsiv getroffenen Entscheidungen geben. So seien innerhalb des Finanzsystems der Spielstadt vor einigen Jahren die Steuern abgeschafft worden, erzählt Dagmar Baginski vom Veranstalterteam. »Bis die Kinder dann gemerkt haben, dass dadurch kein Geld mehr für die öffentlichen Einrichtungen da war.« Die Entscheidung wurde wieder rückgängig gemacht.

Das Konzept der Spielstadt wurde vor 40 Jahren in München entwickelt

Betroffen war seinerzeit auch die Hochschule innerhalb der Spielstadt. Hier finden Kurse und Workshops statt, in denen die Stadtbewohner für den Mini-Münchner Arbeitsmarkt fitgemacht werden. Keine Steuern bedeutet keine MiMüs (die Währung in Mini-München) für Dozenten und für Kurse, die Stadtbewohner können nicht ausgebildet werden, das Arbeitsamt macht ebenfalls dicht. Das ganze System bricht im Dominoeffekt zusammen. Die Kinder erkennen Zusammenhänge, die nicht auf den ersten Blick offenbar sind.

Das Konzept von Mini-München ist fast 40 Jahre alt. 1980 gab es in München erstmals die Spielstadt. Seitdem wurde das Konzept in mehrere Städte und Länder »exportiert«. So gibt es mittlerweile Spielstädte auch in Italien, Österreich und Tschechien. Auch in Ägypten verbreitet sich die Idee langsam. Besonders beliebt sind die Ferienaktionen in Japan, wo es bereits über 20 Städte von Mini Osaka bis Mini Yokohama gibt.

Mini-München ist nicht nur die älteste, sondern bis heute auch die größte Kinderspielstadt. Was einerseits ein Alleinstellungsmerkmal darstellt, ist auf der anderen Seite ein Problem. Es wird zunehmend schwieriger, einen geeigneten Standort zu finden. So wird der Olympiapark ein Intermezzo bleiben, denn in zwei Jahren wird dort, wo einst das Radstadion war, eine Multifunktionshalle für Basketball und Eishockey entstehen – und die Suche geht unvermindert weiter.

»Wir freuen uns über Angebote«, sagte Münchens Sozialreferentin Dorothee Schiwy unlängst bei einem Pressegespräch mit Blick auf einen neuen Standort. Die Stadt suche ein Gelände, das für Mini-München alle zwei Jahre zur Verfügung steht.

Auch wenn es dafür noch keine endgültige Lösung gibt, stehe Mini-München zu keiner Zeit in Frage. Überlegungen für einen Umzug ins Olympiastadion sind derzeit nicht realistisch. Auf die Messe zieht es die Veranstalter aus finanziellen Gründen eher nicht. Auch wenn ein Ergebnis in weiter Ferne scheint, zeigen sich die Sozialreferentin wie auch Albert Kapfhammer von Kultur und Spielraum e.V. zuversichtlich. Kapfhammer: »Mini-München hat viele Unterstützer, sodass die Veranstaltung nicht in Gefahr ist.«

Die über 30.000 Kinder zwischen sieben und 15 Jahren, die auch diesmal erwartet werden, sind von dieser Frage weit weg. Sie interessiert viel mehr, was Mini-München inhaltlich bringt. Thematisiert werden Fragen, mit denen sich die Kids auch noch in Jahrzehnten auseinandersetzen werden. Zum Beispiel wie der Klimawandel auch in den Mikrokosmos ihrer Spielstadt eingreift und wie »Urban Gardening« funktioniert. Unter anderem darum geht es im Klimaschutzzentrum, das zu einer festen Einrichtung in Mini-München geworden ist.

Auch wenn Mini-München in vielerlei Hinsicht mit finanziellen Fragen konfrontiert wird, so können sich die Kinder und Jugendlichen doch einer Sache sicher sein: Mini-München kostet keinen Eintritt. So ist es auch dieses Jahr und so soll es bleiben.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 27.07.2018
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