Abstiegsfinale am letzten Spieltag in Heidenheim

Bei den Löwen steht es Spitz auf Knopf

Ausgerutscht im letzten Heimspiel: weißblaue Schrecksekunde. Foto: Anne Wild

Ausgerutscht im letzten Heimspiel: weißblaue Schrecksekunde. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Eine an dramatischen Wendungen erneut nicht arme Saison des TSV 1860 München steuert auf ihren Höhepunkt zu. Weil die Löwen zuhause dem VfL Bochum mit 1:2 (1:1) unterlagen und in der Tabelle ob der Ergebnisse der Konkurrenten auf den Abstiegsrelegationsplatz verdrängt wurden, geht es für die Giesinger am letzten Spieltag beim 1. FC Heidenheim um alles oder nichts.

Der bei den Junglöwen ausgebildete Peniel Mlapa brachte die Ruhrstädter nach einer guten halben Stunde in Führung (31. Min.). Nach einer Hereingabe von Michael Liendl gelang Abdoulaye Ba per Kopfball postwendend der Ausgleich (34. Min.). Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff liefen die immer hektischer agierenden Weiß-Blauen vor 40.300 Zuschauern in einen Konter. Einwechselspieler Tom Weiland ließ sich die Gelegenheit zum 1:2 nicht entgehen (80. Min.).

Trainer Vitor Pereira, der zur Winterpause auf persönlichen Wunsch von Mehrheitseigner Hasan Ismaik verpflichtet wurde, steht wie seine Vorgänger sportlich tief im Tabellenkeller. Der Portugiese gestikulierte wild am Spielfeldrand und versuchte seine Mannschaft zu steuern. »Wir hatten unsere Probleme mit den schnellen Bochumer Aktionen, weil wir ihnen zu viele Räume zwischen den Linien gelassen haben,« lautete seine Analyse. Man sei häufig zu weit weg gestanden, um in die Zweikämpfe zu kommen. »Vielleicht waren wir etwas zu übereifrig, hatten nicht genügend Geduld.«

Bislang ist die sportliche Bilanz des hoch dotierten Übungsleiters und seines fünfköpfigen Trainerstabs eine übersichtliche. Zwar wirkt das Spiel der Löwen phasenweise spielerisch attraktiver – die nackten Ergebnisse sind es nicht. Mit nur 1,18 Punkten im Schnitt hat der Portugiese vor dem letzten Saisonspiel eine noch schlechtere Punktquote pro Spiel aufzuweisen als sein geschasster Vorgänger Kosta Runjaic (1,20), den Ismaik vor der Winterpause mit Schimpf und Schande vom Hof jagen ließ. Dabei sollte unter dem international erfahrenen Mann, dessen Vita immerhin Titelgewinne in Portugal und Griechenland aufweist, alles besser werden.

Nach fast einem Vierteljahrhundert Fußball in der Zweiten und Ersten Bundesliga droht dem TSV 1860 München ausgerechnet unter seinem glamourösesten Übungsleiter erneut der sportliche Absturz in die Drittklassigkeit. Als ein »Desaster epischen Ausmaßes« bezeichnete bereits vor Wochen Löwen-Geschäftsführer Ian Ayre den möglichen Abstieg. Auch der Mann aus Liverpool ist für höhere Aufgaben vorgesehen. Unter seiner Regie sollte in der kommenden Saison eigentlich der Aufstieg in die Beletage erzwungen werden.

Dabei war man sich beim TSV 1860 im Sommer und Winter sicher, alles dafür getan zu haben, den gewünschten Erfolg einzuleiten. Nie zuvor gab Hasan Ismaik mehr Kredite für Spieler, Übungsleiter, Management und weiteres Personal. Aus Enttäuschung über den Saisonverlauf ließ der als impulsiv geltende Jordanier nicht nur die von ihm selbst ausgewählte sportliche Leitung um Thomas Eichin und Kosta Runjaic bereits im Herbst wieder austauschen, sondern ordnete in der Folge eine völlige Neuorganisation der Geschäftsstelle an. Zahlreiche Mitarbeiter haben den Klub inzwischen verlassen.

Der neue Mann an der Linie lässt am liebsten hinter verschlossenen Türen trainieren. »Wir müssen uns jetzt erholen – auch von den Emotionen – und uns dann gut auf Heidenheim vorbereiten«, gab Pereira die Richtung für die laufende Woche vor. »Unten haben alle gepunktet außer Würzburg und uns«, brachte Offensivspieler Levent Aycicek die Lage auf den Punkt. »Wir fahren nach Heidenheim, um zu gewinnen und hoffen, dass die anderen mitspielen.« Die Partie der letzten Hoffnung beginnt für den TSV 1860 München am Sonntag, 21. Mai, um 15:30 Uhr im mit 15.000 Zuschauern bereits ausverkauften Albstadion des 1. FC Heidenheim.

(as)

Artikel vom 15.05.2017
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