Regionalgruppe »Tiere helfen Menschen« gegründet

Die etwas andere Therapie

München · In diesem Sommer wurde die Münchner Gruppe „Tiere helfen Menschen e. V.“ gegründet und knüpfte die ersten Kontakte in München und Umgebung.

Ziel der Gruppe ist es, über die Tierbesuchsdienste hinaus, in Zusammenarbeit mit fachkompetenten Personen, wie Ärzten, Therapeuten (Psychotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie u. ä.), Erziehern, Pflegern, konkrete, zielgerichtete Therapiekonzepte zu erarbeiten und zu erproben. Begonnen hat die Regionalgruppe mit dem Aufbau eines Tierbesuchsprogramms im Seniorenheim an der Effnerstraße. Die Besuche dort werden unterschiedlichen Charakter haben.

1. Unterhaltung und Abwechslung: Externer und interner Sozialkontakt für Senioren, nach außen mit dem Besucher und im Heim mit dem Personal und den Mitbewohnern. 2. Intensive Einszueins-Begegnung zwischen Besucher und Hund und dem Bewohner. 3. Konkrete und zielgerichtete Begleitung therapeutischer Maßnahmen: Zusammenarbeit mit kompetenten Fachkräften des Altenheims.

Die Begegnung mit Tieren setzt Impulse für den inneren Heilungsprozess beim Menschen. Auf Grund wissenschaftlicher Studien und durch die Erfahrung vieler Altenheime, die bereits Tiere in ihr Konzept integriert haben, kann man feststellen. Tiere fördern die körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Fähigkeiten von Menschen. So wird beispielsweise die körperliche Kondition gefordert und gefördert, wenn eine alte Dame nach einer Hüftoperation wieder mit ihrem Hund Gassi gehen muss, oder die Krankengymnastikübungen in der Begleitung eines Tieres ermunternd unterstützt werden.

Das seelische Wohlbefinden wird durch die Tierhaltung unterstützt.

Man übernimmt die Verantwortung und Versorgung für ein eigenes Tier. Oftmals vereinsamte Senioren können bei Tierbesuchsdiensten im Altenheim das Tier erleben und auch Erinnerungen an das eigene Tier wieder auflebenlassen. Schnell vermittelt sich dem Tierhalter oder dem Patienten das Gefühl, dass ihm echtes Interesse, wirkliche Zuneigung und ein Bedürfnis nach Schutz entgegengebracht wird. „Ich werde gebraucht!“ Ein Gefühl, das viele Menschen lange nicht empfunden haben und das sich enorm positiv auf das Selbstbewusstsein und den Lebenswillen auswirkt.

Die Versorgung und der Kontakt mit Tieren trainiert auch die geistigen Fähigkeiten. Einsamkeit, Gleichförmigkeit und Langeweile werden durch einen lebhaften Tierbesuch unterbrochen. Noch lange bleibt diese Freude in Erinnerung und bietet Gesprächsstoff.

Ingerontopsychiatrischen Stationen in Deutschland werden Tiere bereits aktiv in das therapeutische Konzept integriert, um so geistige Fähigkeiten zu erhalten. Im Gespräch mit alten Menschen lässt sich über das Kommunikationsmedium „Besuchstier“ die Erinnerung an eigene Tiere und die Familie, an frühere Zeiten wecken, ein Gedächtnistraining. Soziale Kontakte werden gefördert. Menschen in Begleitung von Tieren werden gerne angesprochen, man begegnet ihnen sehr positiv und über das Tier lässt sich auch leichter ein Gespräch unter Fremden aufbauen.

Bewohner von Altenheimen erhalten auffallend häufiger Besuch durch Verwandte, wenn im Heim Tiere zuhause sind oder zu Besuch mitgebracht werden dürfen. Das Tier erleichtert auch die Begegnung zwischen den Menschen. Besonders bei kranken und behinderten Menschen ist ein Tier als Kommunikationsmedium oftmals sehr erleichternd, es ergibt sich jederzeit spontaner Gesprächsstoff. Mitleid und unablässiges Sprechen über die Krankheit, die Unzulänglichkeiten, die negativen Erlebnisse des Alltags verringern sich deutlich. Alte Menschen und chronisch Kranke sind in den meisten Fällen einer furchtbaren Einsamkeit ausgesetzt, oftmals in Erwartung des Lebensendes.

Sie neigen häufig dazu, sich zurückzuziehen und diese Einsamkeit, unter der sie eigentlich leiden, anzunehmen und auch auf Kontaktsuche von außen nicht mehr einzugehen. Sie genießen die Art der Kommunikation, die Tieren eigen ist: Vorsichtig, abwartend und ruhig oder fröhlich, stürmisch und hemmungslos. Tiere fragen nicht nach Behinderungen oder sozialen Problemen, sie beantworten direkt die Liebe und Fürsorge, die ihnen entgegengebracht wird. Beispielsweise ist diese vorurteilsfreie, neugierige Annäherung bei authistischen Kindern der Schlüssel zum Erfolg.

Ganz wichtig: Im Kontakt mit dem Tier gibt es kein peinliches Schweigen, die Kommunikation ist entspannt. Auf diesen Kontakt mit Tieren eingelassen, ist es dem Therapeuten, Pfleger, Erzieher etc. mit Hilfe des Kommunikationsmediums „Tier“ leichter möglich, Zugang zum Menschen zu finden und ihn zu bewegen, sich auch menschlichem Kontakt zu öffnen.

Aktion der neuen Gruppe ist der Arbeitsbeweis für Behinderte mit Hund. Wer mehr über die Regionalgruppe und ihre Arbeit wissen möchte, kann sich an „Tiere helfen Menschen e. V. München“, Valleystr. 49, Tel. 76 77 57 25 wenden. Oder e-mail an thmev-muenchen@t-online.de

Artikel vom 05.09.2001
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