Auf die Gemütlichkeit!

München · Ab Samstag werden die Maßkrüge wieder zum »Prosit« erhoben

Beim traditionellen Presserundgang schaute Bürgermeister Josef Schmid bei Edmund und Christine Eckl und ihrem »Shocker« rein, während auf der Wiesn überall noch fleißig gewerkelt, geschraubt und gebaut wurde.	Foto: cr

Beim traditionellen Presserundgang schaute Bürgermeister Josef Schmid bei Edmund und Christine Eckl und ihrem »Shocker« rein, während auf der Wiesn überall noch fleißig gewerkelt, geschraubt und gebaut wurde. Foto: cr

München · Wiesn! Eigentlich könnte der Beitrag an dieser Stelle schon zu Ende sein, denn mit diesem einen Wort ist praktisch alles gesagt. In einer Zeit, da alles irgendwie neu oder neuartig sein muss, um Beachtung zu finden, verändert sich das Münchner Oktoberfest von Jahr zu Jahr nur geringfügig.

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Weil es funktioniert. Weil die Besucher Erwartungen haben, von denen sie wissen, dass sie erfüllt werden.

Die größte Veränderung der letzten Jahre sind das Ende des Hippodroms und das neue Gesicht beim Ozapfn. Mit dreieinhalb Schlägen hat Dieter Reiter das Zapfzeug bei seinem ersten öffentlichen Anstich ins Fass getrieben. Das geht besser, das weiß er. Klugerweise hat er sich bei der Premiere Luft nach oben gelassen. Der erfahrene Christian Ude war in der Regel mit zwei Schlägen dabei. Das schafft Dieter Reiter auch noch. Neu auf der Theresienwiese ist 2015 die »weltweit höchste und schnellste Megaschaukel«. Konga entführt thematisch in den Dschungel und schüttelt die »Mitreisenden« gehörig durch und das schon vor der eigentlichen Schaukel. Der Eingangsbereich wird durch eine Erdbebensimulation immer wieder erschüttert – zum »Eingrooven« sozusagen.

Im Rathaus gibt man sich euphorisch, den Geschmack der Wiesnbesucher getroffen zu haben: »Konga ist ein Riesenschaukelspaß für die ganze Familie«, heißt es da. 45 Meter geht es rauf, mit 120 Sachen wieder runter, aber ohne Überschlag.Geisterbahnen haben beim Oktoberfest Tradition. Das Daemonium nur als Geisterbahn zu bezeichen, wäre natürlich eine glatte Untertreibung, denn es handelt sich hierbei um die größte mobile Geisterbahn der Welt. Passend für das größte Volksfest der Welt. Grusel auf hohem Niveau mit Spezialeffekten aus den USA dürfen die Passagiere erwarten. 30 Meter hoch, 1,5 Millionen LEDs, Rüttelband, Drehscheiben, tolle Effekte, das alles bietet »The Tower Event Center«, das höchste transportable Hochhaus der Welt. Auch dieses Fahrgeschäft ist neu, erstreckt sich über neun Etagen und entführt die stehend Mitfahrenden in surreale Welten.

Ist es das? Ist das das Oktoberfest? Oder ist eine ganz andere Art von Neuheit das eigentliche Oktoberfest? Neu ist das Original Motodrom von 1928. Kennt jeder, der schon mal auf der Wiesn war, kann so neu gar nicht sein. Neu ist der Standort. Das Motodrom ist ab diesem Jahr Bestandteil der Oidn Wiesn. Seit dem Jubiläumsjahr 2010 hat sich das ganz klassische Volksfestvergnügen im Südteil der Theresienwiese etabliert – obwohl der Bereich im Gegensatz zur Wiesn Eintritt kostet. Groß war das Bedauern, als die Oide Wiesn 2012 entfallen musste, so wie auch im kommenden Jahr. Das zentrale Landwirtschaftsfest wird dann wie in jedem Schaltjahr stattfinden und den Platz der Oidn Wiesn belegen. Die Oide Wiesn ist für manchen Münchner die einzig wahre Wiesn. Krinoline, Hexenschaukel, Dicke Berta und der Kettenflieger waren einst Neuheiten unter der Bavaria. Heute sind sie für die Nostalgie zuständig. Kann sich irgendjemand vorstellen, dass das Daemonium in 80 Jahren auf der Oidn Wiesn steht? Und wird es dann vielleicht eine »Ganz oide Wiesn« geben, auf die das Motodrom dann verschoben wird?

Was gesagt werden muss, auch wenn es jeder weiß: Die Nostalgie auf der Oidn Wiesn macht beim Bierpreis halt. Wobei man ehrlicherweise sagen muss: Der Bierpreis ist zwar ganz ansehnlich angestiegen, von 2,50 Mark im Jahr 1970 auf über 10 Euro heute. Die scheinbare Verachtfachung des Preises ist nach der Inflationsbereinigung aber »nur noch« eine Verdopplung. Wenn das nicht beruhigend ist. Besonders familienfreundlich zeigt sich das Oktoberfest auch in diesem Jahr. Mit den »Wiesn-Hits für Kids« wird der bisweilen grelle und laute Rummel auf Kinderwünsche zugeschnitten. Die Großen finden ihren Weg auch ohne besondere Wegweiser. Rein ins Zelt, rein ins Fahrgeschäft, rein in die Oide Wiesn. Wer sich ins Getümmel stürzt, der findet sein Ziel. Viel Spaß beim Oktoberfest! Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 18.09.2015
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