Sauhaufen auf Rädern

München · Hobbyradler wollen für den guten Zweck »Meilen sammeln«

Hubert, Steffi und Benno haben ein gemeinsames Ziel: Kilometer schrubben und damit Spendengelder sammeln.	Foto: Team Sauhaufen

Hubert, Steffi und Benno haben ein gemeinsames Ziel: Kilometer schrubben und damit Spendengelder sammeln. Foto: Team Sauhaufen

München · »Was seid ihr denn für ein Sauhaufen?« – Gut, es hatte bei der Organisation nicht alles funktioniert, also ließen sich die Münchner Radfahrer den Spruch gefallen. Mehr noch, sie machten den Begriff zu ihrem Markenzeichen und heißen seitdem »Team Sauhaufen«.

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Das war vor gut 15 Jahren. Jetzt hat das Team etwas Besonderes vor, eine Initiative, die den Charakter der Sportler widerspiegelt. Im Prinzip geht es um landläufig bekanntes Sponsoring, bei dem das Team Sauhaufen Kilometer sammelt, die ein Sponsor in bare Münze umwandelt. Das Geld soll dann einem guten Zweck zukommen. Eigentlich ganz einfach. Jetzt sucht der Sauhaufen einen oder mehrere Sponsoren. Aber Vorsicht: So lässig das auch klingen mag, der Sauhaufen besteht aus ambitionierten Hobbyleistungssportlern, die vor allem Kilometer machen wollen.

Zum Beispiel Ende Mai bei der Tour de Kärnten, einer siebentägigen Etappenfahrt mit Tagesstrecken von 70 bis 100 Kilometer sowie kürzeren Zeitfahretappen. Es geht auch auf die Berge. »Da sind pro Etappe 2.000 Höhenmeter mit Steigungen von zehn bis 20 Prozent drin«, erzählt Stefanie Sklarzik. Sie gehört zum Team und bezeichnet sich als die Verrückteste. Der Verrückteste aber sei Hubert Bittl, der »Captain«. Den Ehrentitel hat der Teaminitiator im vergangenen Jahr zu seinem 50. Geburtstag erhalten. Mit seinen mehr als 10.000 Fahrradkilometern pro Jahr gehört er zur Spitzengruppe des Teams. Sklarzik schafft »nur« 8.000 Kilometer. Nachdem sie alle aber keine Berge auslassen, schlagen da auch die Höhenmeter zu Buche, die einen Radfahrer ungleich stärker fordern. So geht es am ersten Juniwochenende zum Glocknerkönig nach Österreich. 27 Kilometer lang, 1.700 Meter hoch. Das geht in die Beine. Zwei Wochen nach der Tour de Kärnten.

Der Sport hat das Team, das im Kern aus etwa zehn Mitgliedern besteht, zusammengeführt. Die gute Stimmung hält sie beieinander. »Wir sind wirklich ein bunt zusammengewürfelter Haufen«, beteuert Sklarzik und nennt als Beleg die Altersspanne von um die 20 bis über 50 und die Leistungsspanne von Kaffee-Radler bis Bergkönig. »Jeder findet einen Platz im Team«, betont die ehemalige Handballerin, die verletzungsbedingt ihren Sport aufgeben musste. Von der Leichtathletik musste sich die frühere Starterin der LG SWM aus dem gleichen Grund verabschieden. Beim Radsport ist sie jetzt zu Hause und fühlt sich wohl im Team. Hier kann sie, wie alle anderen auch, ihre persönlichen Ziele erreichen.

Captain Hubert Bittl erstellt für jeden der ambitionierteren Fahrer einen Trainingsplan. Er tüftelt Touren aus und organisiert Trainingscamps. Alle bringen sich anderweitig ins Team mit ein, sodass eine semiprofessionelle Struktur entstanden ist. Zuletzt haben die Sportler einen Laktattest gemacht, um ihren Leistungsstand zu kennen. Wer bei der – natürlich komplett inoffiziellen – Weihnachts-Challenge mitgemacht hat, stand jetzt besser da. Von den angestrebten 500 Trainingskilometern auf dem Rad hat der Ausdauerndste um Weihnachten herum immerhin etwa 350 geschafft. Es war, fast möchte man sagen: natürlich, Hubert Bittl, der mit seinem Trainingsfleiß einen Beleg für seine positive Verrücktheit ablegt. Vor diesem Hintergrund erscheint das karitative Engagement gar nicht mehr so ungewöhnlich. Denn mit ihren Leistungen können die einzelnen Sportler – je nach ausgehandeltem Kilometergeld – eine stattliche Summe erzielen. Die Suche nach einem oder auch mehreren Sponsoren geschieht nun vor dem Hintergrund, dass das Team alle Ausgaben für seinen Sport selbst trägt. Also ist es nur konsequent, hier jemandem ein finanzielles Engagement mit Öffentlichkeitswirkung zu ermöglichen.

Davon profitieren alle, am meisten hoffentlich die Begünstigten, die die Spendensumme erhalten. Wer das sein wird, hat der »Sauhaufen« noch nicht entschieden. Darüber einigen sich die Fahrer am Ende des Jahres, wenn Bilanz gezogen wird.

Wer sich als Sponsor (auch radsportbezogene Sachspenden sind willkommen) sieht, kann sich per E-Mail unter team.sauhaufen@gmail.com melden oder auf der Seite www.team-sauhaufen.de näher informieren.

Eins ist klar: Die ziehen das durch. Das ist wie im Sport, sagt Sklarzik: »Aussteigen ist immer die letzte Option.« Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 26.03.2015
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