Reichen 3,60 Meter?

Bogenhausen/Oberföhring · Kontroverse Diskussion über die Aula der Ruth-Drexel-Schule

Modellansicht des künftigen Wohnquartiers Prinz-Eugen-Park: Auf dem knapp 30 Hektar großen ehemaligen Kasernengelände sollen rund 1800 Wohnungen für 3500 bis 4000 Menschen gebaut werden.	Illustration: GSP Architekten

Modellansicht des künftigen Wohnquartiers Prinz-Eugen-Park: Auf dem knapp 30 Hektar großen ehemaligen Kasernengelände sollen rund 1800 Wohnungen für 3500 bis 4000 Menschen gebaut werden. Illustration: GSP Architekten

Bogenhausen/Oberföhring · Seit Jahrzehnten kämpfen die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen für ein Kulturbürgerhaus mit einem großen Saal.

Bogenhausens neues Stadtviertel am Prinz-Eugen-Park

Eine Entscheidung ist längst gefällt: Im künftigen Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße wird nach der Erschließung des Areals ein Zentrum errichtet. Das Gebäude wird zwar eine Nummer kleiner als vor Jahren erträumt, dafür wird es für Veranstaltungen mit der Aula der neuen Ruth-Drexel-Schule verbunden. Doch die Planungen für den Komplex entwickelten sich jüngst zu einem Drama in mehreren Akten. Bei einem ersten Gespräch zwischen Vertretern des Baureferats und Lokalpolitikern wurde laut der BA-Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser (Grüne) die Zwischenplanung vorgestellt, Probleme und Lösungen diskutiert.

Die Aula der Ruth-Drexel-Schule ist laut Beschluss des Münchner Stadtrats neben schulischen auch für kulturelle Zwecke vorgesehen. Sie ist für viele Veranstaltungen mit bis zu 300 Besuchern gut nutzbar, ist trennbar und wird nun mit einer Höhe von 3,60 Metern geplant. Auch verfügt sie über eine Bühne und es besteht eine Möglichkeit zum Catering, weil nebenan eine Cafétaria eingerichtet wird. Vor dem Saal befindet sich ein Foyer, in dem beispielsweise Tanzabende abgehalten werden können, sowie ein Lichthof. »Das Foyer, die Eingangssituation ist klasse. Wenn die Aula noch einen Meter höher wäre, könnte ich mich vor Begeisterung kaum mehr halten«, berichtet BA-Chefin Pilz-Strasser. Ihr Fazit: »Unsere Vorstellungen wurden endlich gehört.« Im Prinzip sei geschickt umgeplant worden, die Pläne hätten sich gut weiter entwickelt. »Die momentan vorgesehene Raumhöhe von 3,60 Meter geht in die richtige Richtung, wir fordern aber weiterhin mehr Höhe, mindestens vier Meter«, sagt Pilz-Strasser.

Vor all diesen Ansätzen war es bei der Tagung des Bogenhauser Kommunalparlaments jedoch rundgegangen. Denn die Stadt München hatte für die Aula zunächst nur eine Raumhöhe von 3,20 Metern vorgesehen – zu niedrig für Kulturveranstaltungen. Deshalb hatte der BA erneut sechs Meter gefordert, damit die Bühnentechnik Platz hat, auch damit für Frischluft gesorgt werden kann. Die Stadt wurde aufgefordert, in den weiteren Planungen für die Aula diese Höhe vorzusehen. BA-Vize-Vorsitzender Robert Brannekämper (CSU) war entzürnt: »Die Beamten, die das geplant haben, müsste man strafversetzen. Der OB muss diese Spitzenplaner persönlich ausbremsen«.

SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Scheifele – 1,82 Meter groß – hatte bei jener Sitzung einen Meterstab gezückt, ihn bei 1,40 Meter eingeknickt und ihn dann über den Kopf gehalten: »So niedrig ist das. Stellen Sie sich einmal vor, da sind 300 Leute im Saal, stellen Sie sich dazu die Bühnenbeleuchtung vor. 3,20 Meter Höhe halte ich für ausgemachten Unsinn.« Pilz-Strasser war entsetzt: »Das ist abstrus«. Sie und Scheifele bezeichneten alles als »Schildbürgerstreich«.

Brannekämper berichtete zudem, ihm sei bei einem Gespräch mit dem Baureferat bestätigt worden, dass bei einem Versammlungsraum für 300 Personen fünf bis sechs Meter Höhe die Norm sei. Doch die Dame vom Referat habe gesagt, bei der Aula sei das nicht nötig, sie bekommen ja ein Kulturbürgerhaus, umplanen gehe nicht – das dauere mindestens ein Jahr. Dann aber würde die Grundschule nicht bis Herbst 2017 bezugsfertig – und zu diesem Zeitpunkt sollen bereits die ersten Familien im Prinz- Eugen-Park wohnen.

Zum Hintergrund muss man wissen: Die Ruth-Drexel-Schule ist eine von vier künftigen Münchner Bildungsstätten, die in Modulbauweise errichtet werden. Die Aula in Bogenhausen hatte in der Ausschreibung anfangs gefehlt. Die Vorsitzende war nicht zum Wettbewerb eingeladen worden, weil das Baureferat eine BA-Beteiligung nicht für nötig gehalten hatte. Folglich waren eine Stellungnahme und Korrekturen nicht möglich. Für diesen Fauxpas hat sich das Baureferat aber zwischenzeitlich entschuldigt und zum Klärungsgespräch eingeladen.

Kulturbürgerhaus: Saal wird sechs Meter hoch

Im geplanten Kulturbürgerhaus entsteht für bis zu 300 Personen ein großer Raum mit Bühne, der etwa im Verhältnis zwei zu eins teilbar wird. Ein Zimmer wird der Begegnungsraum des Alten- und Servicezentrums (ASZ), der andere »gehört« dem Kulturträgerverein. Darin sollen dann beispielsweise auch die BA-Tagungen stattfinden. »Der große Raum wird wunderschön, ist sechs Meter hoch, lichtdurchflutet, für Aufführungen bestens geeignet«, erläutert Pilz-Strasser. Wie alles genutzt wird, das müsse zwischen dem Sozialreferat und dem Kulturträgerverein abgestimmt werden.

»Dazu bedarf es eines flexiblen Konzepts, das vertraglich zu fixieren ist«, sagt Pilz-Strasser. Denn der Saal steht neben dem ASZ auch noch dem Familien- und Nachbarschaftstreff sowie der Stadtteilkultur zur Verfügung. Die notwendigen Vereinbarungen sollen baldmöglichst getroffen werden. Helmut G. Blessing

Artikel vom 26.08.2014
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