»Giesing erleben und gestalten«

Graffiti-Projekt mit Schülern bringt Farbe ins Icho-Tunnel

Schillernde Farben verdrängen die grau-schwarze Tunnel-Tristesse der Giesinger  Icho-Unterführung. 	Foto: HH

Schillernde Farben verdrängen die grau-schwarze Tunnel-Tristesse der Giesinger Icho-Unterführung. Foto: HH

Giesing · Schillernde Wandfarben in der sonst so dunklen und tristen Unterführung, ambitionierter und formenreicher Pinselstrich in bislang eher finsterer Umgebung:

Die tunnelartige, in unterschiedliche Richtungen veräderte und verästelte Unterführung unter der Ichostraße am Giesinger Berg gehört wahrlich nicht zu den Sehenswürdigkeiten Giesings. Doch dank eines ambitionierten Graffiti-Gemeinschaftsprojektes der Künstler FLIN, Z-ROK und ZOMBIE zusammen mit Schülern der nahen Ichoschule sind die unterirdischen Grau-In-Grau-Welten der Tunnelwände nach mehrwöchiger Gemeinschaftsarbeit in ein leuchtendes Farbenmeer verwandelt worden. Doch die extravagante Kunstfläche entlang der 550 Quadratmeter großen Riesenröhre für Radler und Fußgänger bietet nicht nur Farb- und Formenvielfalt besonderen Zuschnitts. Die jungen Kreativen haben hier auch ihren eigenen Stadtteil bildhaft dargestellt und zudem einen innovativen Wegweiser zu Giesinger Sehenswürdigkeiten und Hinweise auf Giesinger Persönlichkeiten entstehen lassen. Herr Silberhorn oder der Steyrer Hans blieben von den jungen Artisten nicht unerwähnt. Aber auch wertvolle Hinweise auf nahe Jugendtreffs und zu den weiteren kleinen und großen Giesinger Besonderheiten finden sich in dem liebevoll ausgestalteten, ganz besonderen neuen Kunsttempel.

Beim Projekt »Giesing erleben und gestalten« der Münchner Stadtbibliothek haben insgesamt 15 Schüler aus unterschiedlichen Klassenstufen der Mittelschule an der Ichostraße mit Feuereifer mitgemacht. Inhaltlich wie finanziell wurde das Vorzeigeprojekt von der Sozialen Stadt Giesing, dem Kultur- unddem Baureferat der Stadt sowie vom örtlichen Bezirksausschuss Obergiesing-Fansangarten und vonseiten der Sparda-Bank München unterstützt. Dem eigentlichen Kunstprojekt vorangegangen war ein Workshop für die Jugendlichen. Dem Münchner Lenbachhaus statteten die jungen Kreativen einen Besuch ab und näherten sich der komplexen Begrifflichkeit mit der Frage »Was ist eigentlich Kunst?« Nach einer Stadtteilführung konnten sich die Hobbysprayer mit den Graffiti-Techniken und dem Thema Kunst ebenso vertraut machen wie mit der spezifischen Giesinger Geschichte. Gemäuer alter Zeit und das Giesing von heute genauso wie seine Menschen und historischen Persönlichkeiten wurden von den jungen Leuten intensiv in Augenschein genommen. Danach wurden Fachbücher und historische Literatur gewälzt, erste Ideenskizzen entstanden am schulischen Reißbrett.

Mit den arrivierten Graffiti-Künstlern wurden die Möglichkeiten der Ausgestaltung diskutiert, Gestaltungs-Möglichkeiten eruiert und eigene Projektwünsche ausgetauscht. Danach ging es in die Vollen: fünf Vormittage wurde gesprüht was das Zeug hielt – Aus zarten Andeutungen entwickelte sich immer mehr ein opulentes Farben- und Formenwerk. Was dabei herausgekommen ist, kann sich durchaus sehen lassen in den ganz besonderen Giesinger Tunnel-Kunstwelten. »Geil« lautete das eindeutige wie unmissverständliche Werturteil einer Gruppe jugendlicher Betrachter am Eröffnungstag in der vergangenen Woche. Ein professioneller Kritiker hätte die Einordnung wohl nicht passender formulieren können. Wo einst die Pendler nur vorbeihasteten und die freudlose Röhre schnell wieder verlassen wollten, bleiben jetzt auch Menschen stehen und betrachten die junge Kunst, die eine unattraktive Untergrundlandschaft derart nachhaltig aufwertet. Harald Hettich

Artikel vom 13.11.2013
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