Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über „Hundstrümmerl“

München · „Da schau her!“, zum Thema: Hunde in der Stadt

München · Neulich bin ich wieder reingestiegen. Es war schon recht verschmiert, ich war also nicht der erste, den diese zweifelhafte Muse küsste. Man sagt ja, es bringe Glück, wenn man in ein Hundstrümmerl steigt.

Auf dieses Glück verzichte ich gern, wenn der Preis dafür ist, das man – mit Verlaub! – würgend über der Badewanne hängt und seine Schuhe abduscht und dabei froh ist, beim letzten Duschkopfkauf einen solchen mit Massagedüse gewählt zu haben. Ich meine ja, die Massagedüse an Duschköpfen ist ausschließlich dafür erfunden worden, nur klingt „Schuhprofilreinigungsstrahl“ wenig verkaufsförderlich. Vielleicht müsste man so ein nettes, treudoofes Hunderl auf die Packung drucken. Tiere gehen ja immer.

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Eine erste Kundin dafür habe ich im Baumarkt ausgemacht. In einem Einkaufswagen saß auf dem ausgeklappten Kindersitz, mit seiner sicher blitzblank gewischten Auslassregion, ein Hunderl, Schulterhöhe 25 Zentimeter. Ein nettes Viecherl – wenn man Hunde mag. Die Frau, die meinen Duschkopf mit blinder Gewissheit kaufte, mochte Hunde. Sie bog ums Eck, das Hunderl in seinem Kindersitzerl im Einkaufswagerl ahnte nichts Böses, da schauerte es schon eine Wortschwall-Orgie an „Mei,jageh,jöggasnah,sowasha“ aus der Baumarktbesucherinnen Mund. Das ließ der Sonderpreisgröße von einem Hund keine andere Wahl: Er knurrte sie an. Was nun folgte, ließ mich sorgen um des Frauchens Herz, denn sie fasste sich eben solches und setzte zu einer neuen Orgie an. Diesmal lag noch mehr Zucker in der Stimme – es war nun so viel Zucker, da würde eine Cola leicht baden gehen. Dann kam zum Glück das Hundebesitzerl, der – wie schaffen das Menschen nur? – gewisse, ja, gar recht starke Ähnlichkeiten mit seinem Vieh hatte. Es war ein Baumarktmanschgerl, der noch schnell – daheim stand schon das Rahmgeschnetzelte auf dem Herd der Haushaltsvorsteherin – einen neuen Besen holen geschickt wurde.

Sie müssen wissen: Ich mag Hunde nicht sonderlich. Ich weiß, das ist jetzt undiplomatisch, weil ich möchte ja, dass der liebe Leser weiterhin diese Zeilen liest, aber wenn einer bekennt, dass er Hunde nicht mag, und den Waggi schon mal gar nicht, dann hat er schlechte Karten bei den Leuten. Nein, der Zamperl-Zirkus hat mich stets kalt gelassen.

Die Sachlage ist klar: Ich brauche einen Hundeführerschein – auf dass es sich mir endlich erschließt, warum diese Tiere, die man dauernd bändigen muss, nicht die Straße vollzuscheißen, der besten Freund von einem Mensch sein soll. Ich weiß – mit diesen Aussagen bin ich mindestens herzlos, wahrscheinlich gar kein richtiger Mensch mehr. Deshalb fordere ich für mich einen Hundeführerschein, auch wenn ich weiterhin nicht plane, ein Herrchen zu werden. Ich bin dann doch lieber Mann. Aber vielleicht verstehe ich nach der Abschlussprüfung, warum es so schwer ist, den Dreck von seinem Viecherl stehenden Fußes einzupacken. Damit ich nicht laufenden Fußes eine Zwischenschicht zwischen Trottoir und Sohle bekomme, die ich nie wollte.

Artikel vom 22.06.2013
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