Bogenhausen · Vorbildlicher Zusammenhalt

Schülerinnen vom Stift und der französischen Partnerschule bestritten das musikalische Rahmenprogramm in alter Schultracht. Foto: R. Vogel-Lahme

Bogenhausen · 100 Jahre Vereinigung Max-Joseph-Stift feierten 260 ehemalige Schülerinnen des Staatlichen Mädchengymnasiums in München am vergangenen Samstag.

Im Rahmen eines Festaktes passenderweise im Max-Joseph-Saal der Residenz standen Geschichte und Bilanz des Traditionsvereins, dem nur ehemalige Schülerinnen sowie pensionierte Mitglieder des Lehrerkollegiums angehören können, im Mittelpunkt. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von einer ehemaligen, einer aktiven und einer französischen Schülerin der Partnerschule aus St. Denis bei Paris.

Als Vertreterin des Hauses Wittelsbach begrüßte Vereinsvorsitzende Anna Maria Schmidt Prinzessin Gudila von Bayern, hatte doch König Max I. Joseph die traditionsreiche Schule vor 200 Jahren nach dem Vorbild einer französischen Schule in St. Denis initiiert.

Die Gründung der »Vereinigung Max-Joseph-Stift« fand am 27. Mai 1913, am Tag des 100. Jubiläums der Schule in Gegenwart des späteren Königs Ludwig III. von Bayern statt. Heute, 100 Jahre danach, ist der Zweck des Vereins immer noch der Zusammenhalt untereinander und die Unterstützung von Ehemaligen in akuten Notlagen, denen unbürokratisch und diskret geholfen wird. Erst ab 1988 kam die nachhaltige Förderung des Max-Joseph-Stifts und seines Internats dazu. Dank der Hilfe des Vereins konnte so der musische Zweig des Gymnasiums eingeführt werden. Dafür erhielt der Vereinsvorstand 2007 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von ehrenamtlich Tätigen. Gisela Ewringmann, derzeit Direktorin am Max-Josef-Stift, unterstrich in ihrem Grußwort die gute Zusammenarbeit im Hinblick auf außerordentliche Angebote im Schulalltag.

Der »Stiftsverein« unterstützt im Doppel-Jubiläumsjahr 2013 auch die gezielte Erforschung der ungewöhnlichen napoleonischen Frühgeschichte des Stifts, und als Folge davon die intensive Förderung des Austauschs mit der großen, französischen Schwester-Schule, den von Napoleon gegründeten »Maisons d’Education de la Légion d’Honneur« bei Paris. Um die Geschichte seiner Schule für künftige Generationen zu bewahren, finanzierte der Verein die ersten beiden Bände der dreibändigen Jubiläumspublikation, die akribisch recherchierte Texte enthalten und alte und vergriffene Texte noch einmal ans Licht holen. Der dritte Band befasst sich mit der Gegenwart des Gymnasiums.

Irene Schinhammer-Schön, Mitglied im Vereinsausschuss, ließ in ihrem Festvortrag die Anfänge des Stifts aufleben: Diszipliniertes, abgeschirmtes Lernen, konzentriert auf hauswirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Fähigkeiten, Fremdsprachen eingeschlossen. – Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es Anstandsunterricht am Max-Joseph-Stift. »Eine Dame rennt nur in Lebensgefahr« war eine der Botschaften, die unter den Festgästen Heiterkeit hervorrief. Andererseits aber wurden die Mädchen ermutigt, sich ohne Scheu alles zuzutrauen; so hat das Stift auch einige erfolgreiche Naturwissenschaftlerinnen hervorgebracht. Die Erinnerungen der Vereinsvorsitzenden Schmidt bestätigen das: »Ich liebte diese Schule. Da in meiner großen Familie die Jungen dominierten, war das Stift für mich ein Ort, wo ich mich wohlfühlte: Alle Mädchen wurden ermutigt, sich alles zuzutrauen, ein ausgezeichnetes Kollegium unterrichtete, die Naturwissenschaften wurden begeisternd vermittelt und meine Latein- und Französisch-Kenntnisse von damals sind heute noch unvergleichlich besser als die meiner Söhne.« Regine Vogel-Lahme

Artikel vom 12.06.2013
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