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Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Festivalgaudi als alternder Rocker
München · „Da schau her!“ - Zum Thema: Festival
München · Als dann der Dritte kam, und uns klar zu verstehen gab, wir Zivilpolizisten hätten hier nichts verloren und ich und der Axel, mein Spezl, sollten ihn gefälligst sofort durchsuchen, da sind wir dann doch gegangen. Ohne ihn zu durchsuchen.
Wäre auch Amtsanmaßung gewesen, obwohl ich alle Lust dazu gehabt hätte. Es war am Chiemsee-Reggaefestival, und es ist noch nicht so lange her. Ich war mit einem Spezl dort, eigentlich wollten wir dort klassisch zelten, drei Tage lang, mit einem dieser Einwegzelte vom Discounter, die Wasserdichte simulieren – bis der erste Regen kommt. Der freilich kam an jenem „Chiemsee-Reggaesummer“, so wie er zu jedem Chiemsee-Reggae kommt. Früher hatte dieses Festival noch Mitte Juli stattgefunden, bis es dann nach jahrelanger „Verregnung“ dem Veranstalter zu feucht wurde und er die Veranstaltung auf Ende August verlegte. Seitdem kann man sicher sein, dass es am letzten Wochenende im August regnet. Dass sich das Wetter so geändert hat, und Wochenenden, die dereinst jahrhundertelang strohtrocken waren, plötzlich konsequent verregnet sind, liegt womöglich also nicht am Klimawandel, sondern ganz einfach an der Musikveranstaltung nahe des Chiemsees.
- München · Man sitzt im Auge des Hurrikans
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Artikel vom 08.05.2013: So seh ich das! Münchner SamstagsBlatt-Redakteurin Heike Woschée: Musik unter freiem Himmel genießen
Leider ist es sich nicht ausgegangen mit unserer Festivalgaudi wie früher – Schlamm, warmes Dosenbier, kalte Nächte in nassen Schlafsäcken, und riechende Morgen in der Schlange vor einer Mobiltoilette, die wenig später von ein paar Dosenwarmbiertrunkenen umgeworfen wird. Mit etwas festivaltypischem Unglück sitzt in dem Moment sogar noch jemand drin. Alles schon erlebt – und ich wollte sehen, ob das alles noch so ist, die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, warum soll das alles heute nicht mehr Spaß machen? Ich werde es nie herausfinden, das habe ich eingangs beschriebenem Samstagabend zu verdanken. Wir fuhren im Regen von München ins Chiemgau, um zumindest zwei, drei Shows zu sehen. Wir liefen an hinkenden, eingeschlammten, lallenden jungen Menschen vorbei, die nur einen Schuh trugen, dafür zwei Mützen aufhatten und überhaupt nur deswegen so hackedicht waren, das meinte der Axel, weil sie nicht kiffen dürften. Es gibt wahrscheinlich nur noch in Pjöngjang ein zweites Festival auf der Welt, das derart überwacht und drogenfrei ist, wie der Chiemsee Reggaesummer, zumindest mit dieser Feststellung hatte der Axel das Recht auf seiner Seite.
Eine Stunde später, wir werden längst im Schlammbad vor der Bühne angekommen sein im Regen stehen, da werde ich mir schwören, nie wieder auf so ein Festival zu gehen. Ich mag es nicht, wenn Leute mich als Zivilpolizisten auf einem Reggaefestival beschimpfen, denn ich finde diesen Beruf nicht sonderlich moralisch.
Jedoch habe ich eine Marktlücke entdeckt: Eine Festivalsimulation für gereifte Menschen, die für Zivilpolizisten gehalten werden, aber eigentlich kreuzbrav sind und nur ihren Spaß haben wollen. Weil Menschen in ihren reiferen Jahren aber auch auf die Gesundheit achten, empfehle ich zumindest echten Fangoschlamm vor der Bühne und auf dem Campingplatz zu verwenden. Dann zahlt vielleicht ja auch die Krankenkasse.
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