Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über einen Biertraum

München · „Da schau her!“ Bier und Träume

München · Eins vorneweg: Der Alkohol kann Leben schädigen, auch wenn er in einem so schönen Kulturgut steckt wie in unserem bayerischen Bier. Verstehen Sie das quasi als Warnung, wie diese Texte auf den Zigarettenschachteln. Das Lesen dieses Textes kann Durst machen.

D' Seitn zua Wiesn

Darüber hab ich mir Gedanken gemacht, als ich mit meinem Bierring wieder einmal in der Boazn zusammensaß. Nein, ich bin nicht mit dem Gerstensaft verehelicht, trage also auch keinen güldenen Bierring, mit dem ich mich womöglich gar noch unterhalte. Der Bierring ist auch kein Geheimbund, so eine Boazn ist ja sehr öffentlich, auch wenn's in ihr manchmal reichlich privat zugeht. Ich nenne die Hanseln, die da sonst so am Tresen umeinanderhocken einfach mal meinen Bierring, weil's so schön passt und ich so inspiriert bin.

Ich bin inspiriert von dem, worauf und worüber sich der Roiderer Toni als Wirt vom Hacker-Wiesnzelt nun freuen darf: eine Ringleitung. Die Brauerei hat eine Bierleitung vergraben. Zwei Zelte haben in den vergangenen Jahren schon eine bekommen, das Hacker war nun als Letztes dran. Heute darf der Roiderer den Hahn zum ersten Mal aufdrehen. So eine Ringleitung ist eine feine Sache – und das direkte Gegenteil der Tradition, wie sie etwa noch der Augustiner Bräu pflegt, nämlich das Bier in Holzfässern auf die Wiesn karren. Alle anderen haben längst auf Containerware hinter den Schänken umgestellt, und die Großbrauerei vom Nockherberg hat den nächsten Schritt in Richtung Vollbierisierung vollendet.

Eine alte Legende wird damit zumindest ein kleines Stückerl wahr: Heißt es doch schon lange, dass die Wiesn mit geheimen Leitungen versehen ist, die durch die ganze Stadt bis direkt zu den Gärbottichen reichen. Ich wünsche mir, dass dieser Weg weitergeht. Erst kürzlich haben's ja in der ganzen Stadt die Gehwege aufgerissen und Leitungen verlegt. Hoffentlich waren's so gescheit, und haben gleich noch ein Rohr dazugelegt, das mir meinen Traum erfüllt. Den Traum von einer eigenen Ringleitung, die durch die ganze Stadt läuft, und München noch lebenswerter macht. Die bis in meine Wohnung läuft, wo ich mir dann selbst eine Ringleitung installieren kann, ins Bad zum Gurgeln, in die Küche für die Schweinsbratensoße und ins Wohnzimmer bis zur Couch. Wenn ich das einmal erleben darf, dann zapf ich eine Maß. Das muss ich dann auch, denn wer recht hat, muss eine solche zahlen. Und mit meiner Meinung liege ich nun wirklich richtig: Die Stadt braucht den Ringschluss!

Artikel vom 20.09.2012
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