Moses Wolff hat ein Handbuch fürs Oktoberfest geschrieben

München · Der Weg zum Wiesn-Vollprofi

Moses Wolff zeigt uns seine Wadln. Und in Kürze suchen wir unter unseren Leserinnen und Lesern „Münchens strammste Wadln“. Foto: Volker Derlath

Moses Wolff zeigt uns seine Wadln. Und in Kürze suchen wir unter unseren Leserinnen und Lesern „Münchens strammste Wadln“. Foto: Volker Derlath

München · Auf der Theresienwiese ist sie gerade im Entstehen, der neue Wiesn-Chef, Wirtschaftsreferent Dieter Reiter, hat am Dienstag, 31. Juli, die Neuigkeiten 2012 (eigentlich nichts Wesentliches außer etwa das Verbot, Glasflaschen mitzubringen) vorgestellt und noch ist genügend Zeit, um (heimlich) zu trainieren.

Für die perfekten Wiesn-Wadln! Die sind ein Muss für den gelungenen Auftritt beim Oktoberfest (heuer ab 22. September) in Lederhose oder Dirndl, also für fast alle. „Zur bayerischen Kleidung gehören Wadln (Waden). Diese erlangt man durch Bergwandern, Radfahren, Gewichtheben und Arbeit auf dem Lande“ oder als letzte Rettung durch das „Wadl-Wadl“, erklärt Moses Wolff in seinem Wiesn-Handbuch „Ozapft is!“. Darin verrät der Autor und Schauspieler spezielle und eigentlich wirklich geheime Geheimtipps. Über das Phänomen Wiesn haben wir mit Wolff, der in der Isarvorstadt lebt, gesprochen.

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Münchner SamstagsBlatt: Was macht Sie zum Wiesn-Experten?

Moses Wolff: Ich war seit meiner Jugend quasi jeden Tag auf der Wiesn, kenne mich vor Ort besser aus als in meiner eigenen Wohnung, bin gebürtiger Münchner und liebe das Oktoberfest über alle Maßen. Das ist übrigens wörtlich gemeint.

Münchner SamstagsBlatt: Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsgeheimnis des Oktoberfestes?

Moses Wolff: Es bildet die perfekte Mischung aus echter Euphorie, Lebenslust und Erotik.

Münchner SamstagsBlatt: Wie lange haben Sie recherchiert für das Buch? Was war der Anlass?

Moses Wolff: Recherchiert hab ich unterbewusst schon mein Leben lang, explizit am Buch hab ich weit über ein Jahr gearbeitet. Als vor zwei Jahren Freunde aus dem Elsass zum zweiten Wiesnwochenende spontan aufs Oktoberfest kommen wollten, teilte ich ihnen mit, dass mir dies am Italienerwochenende mit einer Gruppe ohne Reservierung zu anstrengend sei, versprach aber, ihnen ein paar wegweisende Ratschläge aufzuschreiben. Da kam mir der Einfall, ihnen ein entsprechendes Handbuch zu kaufen. Als ich in den einschlägigen Buchhandlungen erkennen musste, dass es nur Oktoberfest-Bücher gibt, in denen zwar steht, wie viele Leute in die jeweiligen Zelte passen, nicht aber, was dort tatsächlich passiert, wo man am besten anbandln kann, mit seiner Familie hingeht oder was strategisches Trinken bedeutet, war die Idee geboren.

Münchner SamstagsBlatt: Gibt’s denn nicht schon genug Wiesn-Bücher? Was ist bei Ihrem anders?

Moses Wolff: Es gab bislang leider noch kein vernünftiges Wiesnhandbuch, daher dacht ich bei mir: da wird es aber nach über 200 Jahren endlich mal Zeit! Im Gegensatz zu anderen Werken über das Oktoberfest stehen in meinem „Ozapft is!“ endlich brauchbare Informationen drin und die großartigen Fotos von meinem „Partner in Crime“ Volker Derlath runden das Ganze ab. Gedacht ist es für alle Menschen, die gern auf die Wiesn gehen, besonders für Gäste aus dem nichtbayrischen Raum. Gewiss stehen aber auch für Oktoberfest-Vollprofis noch interessante und neue Dinge drin.

Münchner SamstagsBlatt: In Ihrem Buch beschreiben Sie etwa detailiert, wie man eine Lederhose pflegt und wäscht. Woher wissen Sie das?

Moses Wolff: Da ich selbst seit Jahren alte und neue Trachten sammle und trage, habe ich mich mal hier, mal da und mal dort erkundigt, alte Münchnerinnen und Münchner sowie viele Fachleute befragt. Wertvolle Informationen gaben mir zudem der Münchner Lederhosenkönig Herbert Lipah und mein Freund Axel Munz.

Münchner SamstagsBlatt: Wie oft sind Sie auf der Wiesn? Worauf freuen Sie sich immer wieder?

Moses Wolff: Ich bin am Anstichtag immer schon gegen 8 Uhr vor Ort und stimme mich mit meinen lieben Freunden Steffi (Spitzname „Miez“), Bert (Spitzname „Tanthe“) und Julia (Spitzname „Julchen“) auf die kommenden herrlichen Tage ein. Weitere Freunde gesellen sich rasch dazu und dann gehen wir selbstverständlich alle 16 Tage hin. Ohne uns etwas beweisen zu wollen, versteht sich. Wenn einer oder eine mal eine Pause braucht, hat jeder Verständnis. Wenn man aber unter tags genügend Wasser trinkt und sich körperlich ertüchtigt, dazu auf genügend Schlaf achtet und mein Kapitel „Heil- und Hilfsmittel“ beherzigt, kann eigentlich nix schiefgehen. Meine Lieblings-Attraktion ist das Teufelsrad, da arbeiten sensationelle Recommandeure, die besser sind als so manche Comedy-Show im Fernsehen. Am meisten freue ich mich allerdings auf meine Lieblings-Wiesnbedienungen Sepp, Andrea, Bianca, Silvia und die beiden Barbaras im Hackerzelt. Allein der Gedanke an unser Wiedersehen lässt mein Herz höher schlagen!

Münchner SamstagsBlatt: Gar nichts, was Sie auf der Wiesn nervt?

Moses Wolff: Die Wiesn ist ein Hort der Freude, der Liebe, des Rausches und der Sinnlichkeit. Was könnte mich da stören oder nerven?

Münchner SamstagsBlatt: Ihr wichtigster Wiesn-Tipp?

Moses Wolff: Seid fröhlich, offenherzig, frivol, verschmust, freigeistig, frech, charmant, großzügig, durschtig und munter, achtet auf eine stabile Gesundheit und lasst Eurer Lebensfreude freien Lauf!

Von Michaela Schmid

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„Ozapft is!“ erscheint am 13. August im Goldmann Verlag und kostet 14,99 Euro.

Artikel vom 02.08.2012
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