Gymnasiasten spielen Schnitzler im Kunstforum Arabellapark

Bogenhausen · Pauken für die Bühne

Studienrätin Monika Ptacek vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (im gelben Pulli) mit einem Teil der jugendlichen Theatergruppe. 			Foto: ikb

Studienrätin Monika Ptacek vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (im gelben Pulli) mit einem Teil der jugendlichen Theatergruppe. Foto: ikb

Bogenhausen · Drei Schüler greifen zu den Waffen. Paula, Tim und Simeon zücken ihre Degen. Geprobt wird eine Szene aus Arthur Schnitzlers »Der grüne Kakadu«.

Studienrätin Monika Ptacek beobachtet das Spiel der Jugendlichen. Im Klassenzimmer 106 des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in der Elektrastraße 61, wo sonst Latein, Mathematik und Sozialkunde gepaukt wird, hat Theateratmosphäre Einzug gehalten. »Fangen wir mal mit der siebten Szene an«, schlägt die Lehrerin vor.

Auch im Raum nebenan wird geprobt. Hier steht eine Sequenz von Schnitzlers »Reigen« auf dem Probenplan. Sabrina, Rana und Doreen haben für dieses Stück zusätzlich zu ihren Rollen die Regie übernommen. Die drei, die heuer ihr Abitur geschrieben haben, sind schon länger in der Theatergruppe aktiv und trauten sich den Regiejob zu. »Wir haben die Texte gemeinsam überarbeitet und entscheiden auch alles selbstständig.« Die Abiturientinnen werden der Gruppe im nächsten Schuljahr fehlen. Monika Ptacek: »Es herrscht halt die schultypische Fluktuation. Die einen verlassen die Gruppe, dafür stoßen neue dazu.« Sie unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte und Englisch und betreut seit einigen Jahren die Theatergruppe. Auf dem Spielplan standen schon Shakespeares »Der Widerspenstigen Zähmung« und Giraudoux’ »Der trojanische Krieg findet nicht statt«. Diesmal kam die Entscheidung für die Stückewahl aus dem Kreis der Laienschauspieler. Bei den Proben wirkt alles locker und spielerisch – aber ob das auch auf der Bühne so sein wird? Langsam wird es nämlich ernst, denn bald heißt es »Vorhang auf!« zur Premiere im Kunstforum Arabellapark in der Stadtbibliothek am Rosenkavalierplatz.

An den vier Abenden zwischen Montag, 4. Juli, bis Donnerstag, 7. Juli, jeweils um 19 Uhr, werden die Schauspieleleven auf der Bühne stehen. Lampenfieber vor der »Reigen«-Premiere? Die meisten Jugendlichen nehmen’s locker: »Wir freuen uns, dass es endlich losgeht. Ein bisschen Spannung, wie’s ankommt, ist aber schon da.« »Lampenfieber gehört dazu«, meint Monika Ptacek.

Die jungen Leute können sich ihrer Sache aber ziemlich sicher sein, denn seit vergangenen November schon büffeln sie zuhause ihre Texte, lassen sich abhören, proben und spielen Szene für Szene im Probenraum der Schule immer wieder durch: »Etwa 50 Mal haben wir uns getroffen«, meint eine Schülerin. Vor kurzem gab es in einem Jugendhaus eine Intensivprobe am Wochenende. Alle freuten sich über die dortige Bühne. Denn bei den Schulproben mussten die jungen Leute oft genug improvisieren. Stühle schliddern beiseite, Tische werden zusammengeschoben, zwei weitere als Lehne aufgestellt – fertig ist das Bett, das im »Reigen« mit seinen erotischen Begegnungen eine wichtige Rolle spielt. »Das ist Lena, unsere Kostümiere«, stellt die Studienrätin eine Schülerin vor. Kostümiere? »Klingt doch viel besser als Schneiderin«, meint die Zehntklässlerin selbstbewusst. Passend zum Look der Zeit, in der die Handlung spielt, nähte sie lange Kleider und Rüschenhemden. Regisseurin und Schauspielerin Sabrina war auch noch für das Bühnenbild zuständig. Lehrerin Ptacek: »Für eine Szene wird eine Bar benötigt. Da war Tischlerarbeit gefragt, aber Sabrinas Opa hat geholfen.« »Du musst dich drehen – ein bisschen mehr Schwung, sonst stehst Du mit dem Rücken zum Publikum.« Monika Ptacek führt ihre Schauspieler ruhig und einfühlsam. Sie lässt den Mimen den Freiraum, den sie zur Entfaltung ihrer Rollen brauchen. Aber jede Sequenz wird so oft wiederholt, bis sie sitzt. Das gilt natürlich vor allem für den Text, den einige schon beherrschen. Andere halten noch einen Spickzettel in der Hand. »Tim, versuch’s mal ohne.«

Und siehe da: Wer nicht abliest, spricht langsamer und deutlicher, verschluckt weniger, nuschelt nicht. »Gehen wir noch mal auf die erste Szene zurück.« Die Wiederholungen erfordern Stehvermögen von den Schülern. Die Belohnung folgt dann hoffentlich ab Montag: in Form von lang anhaltendem, warmem Applaus.

Eintrittskarten für fünf Euro kann man unter der Rufnummer 92 87 81 - 0 reservieren oder in der Bücherei am Mo., Di., Do. und Fr. von 10 bis 19 Uhr sowie am Mi. zwischen 14 und 19 Uhr erwerben. ikb / Gabriele Heigl

Artikel vom 28.06.2011
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