Lassen sich die Verkehrsprobleme in der Parkstadt lösen?

Bogenhausen · Entsetzte Reaktionen

Robert Brannekämper (re.) will die freie Befahrbarkeit aller Straßen, Angelika Pilz-Strasser widerspricht. 	Foto: ikb

Robert Brannekämper (re.) will die freie Befahrbarkeit aller Straßen, Angelika Pilz-Strasser widerspricht. Foto: ikb

Bogenhausen · Proteste, Entsetzen, Unverständnis aber auch vereinzelt Zustimmung – Reaktionen von Bürgern aus der Parkstadt auf einen knapp mit 17 gegen 16 Stimmen bei der April-Tagung im Bezirksausschuss (BA) befürworteten CSU-Antrag, der da lautet:

»Da noch keine belastbaren Zahlen vorliegen, fordert der BA das Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf, die im Zuge der Baumaßnahmen des Richard-Strauss-Tunnels getroffenen verkehrsrechtlichen Anordnungen aufzuheben.«

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Vor allem betroffen wäre davon die Parkstadt, wo es seit 2003 zum Teil heftige Auseinandersetzungen unter Anwohnern der stark belasteten Revaler Straße und den seinerzeit gesperrten und so entlasteten Eingangsstraßen gibt. Um Schleichwege in der Bauzeit des Tunnels zu verschließen, wurden damals alle Parallelstraßen der Revaler Straße in Einbahnstraßen umfunktioniert. Seither klagen die einen über die Verkehrsverlagerungen, die anderen atmen durch.

Dicke Luft gab es im BA beim Dringlichkeitsantrag der CSU. So kommentierte SPD-Verkehrsexperte Martin Tscheu das CSU-Ansinnen: »Damit konterkarieren Sie jegliche Verkehrsberuhigung, die bisher erreicht worden ist.« Und SPD-Fraktionssprecher Peter Scheifele fügte an: »Sämtliche Regelungen ohne Grundlage aufzuheben, das ist nicht seriös. Das bedeutet die Freigabe der Parkstadt für den Schleichverkehr.« BA-Chefin Angelika Pilz-Strasser (Grüne) assistierte und votierte ablehnend: »Das ist nicht sinnvoll.« Parteikollege Holger Machatschek hingegen befürwortete das Ansinnen. »Seit der Tunnelöffnung im Juli 2009 schieben wir die Problematik vor uns her. Wir kommen langsam in Erklärungsnöte angesichts der Flut von Bürgeranträgen«, unterstrich CSU-Fraktionssprecher und Stadtrat Robert Brannekämper.

In der Tat: Weit mehr als 100 Anträge hat der Bezirksausschuss in den vergangenen Jahren zur Verkehrsproblematik in der Parkstadt erhalten, wobei sich Befürworter und Gegner der Öffnung die Waage hielten. Bei ihrer nächsten Sitzung am 10. Mai müssen die Kommunalpolitiker zur Sache mehr als zehn Anträge behandeln. So wie es aussieht, werden dann wohl die Ablehner die Oberhand gewinnen. Eine von der SPD gewünschte Vertagung des Begehrens wurde von der schwarz-gelb-grünen Mehrheit abgelehnt. Kopfschüttelnd äußerte sich Planungschef Frank Otto (SPD) nach der Abstimmung in Richtung CSU: »Das macht’s mal den Bürgern in der Parkstadt klar.« Ein Bogenhausener kommentierte sarkastisch »die CSU will wohl die Parkstadt fluten.«

Aus heutiger Sicht ist es wohl fraglich, ob das KVR den BA-Beschluss umsetzt, wegen der Zählung im Herbst, wegen des verkehrsrechtlichen Aufwands sowie wegen der Kosten und eventuell dann wieder anstehender teurer Änderungen.

Reaktionen auf den knappen Beschluss auf der April-BA-Sitzung gibt es aber bereits. So wurde eine Initiative »JA für ruhige Parkstadt Bogenhausen« unter der Führung von Gregor Tuma, einem Anwohner der Stuntzstraße, auf der Internet-Kommunikationsplattform Facebook aktiv. Und die Parkstadt-Bewohnerin Barbara Lauter schreibt an den BA und ans KVR: »Ich bin entsetzt, dass man alle Bürgerbeteiligungen und gemeinsam gefundenen Lösungen in den Wind schießt. Ich habe am Dienstag, 15. März, an der Ecke Revaler- / Weltenburger Straße von 7 bis 8 Uhr – keine Messe, keine Schulferien – 77 Autos und von 8 bis 9 Uhr 118 Autos gezählt. Warum wollen Sie so mir nichts dir nichts eine Verkehrsführung umwerfen, die sich jahrelang bewährt hat, die ein ganzes Viertel beruhigt hat, die Schul- und Kindergartenwege sicher gemacht hat?« Einen Kompromissvorschlag hat Lauter auch parat: »Eine Reduzierung des Verkehrs in der Revaler Straße um nahezu 50 Prozent könnte durch eine Einbahnstraßenregelung stadtauswärts erreicht werden.« ikb

Artikel vom 03.05.2011
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