Bürgerbegehung des Mae West-Geländes erzeugt Frust

Bogenhausen · Nur noch übers Grün

Trafohäuschen mit Kiosk, eingekeilt von Trambahngleisen: Ein schönes Eck mit Blickrichtung Herkomerplatz für ein Stehcafé?	Foto: ikb

Trafohäuschen mit Kiosk, eingekeilt von Trambahngleisen: Ein schönes Eck mit Blickrichtung Herkomerplatz für ein Stehcafé? Foto: ikb

Bogenhausen · Martin Tscheu, Vorsitzender des Gremiums Verkehr im Bezirksausschuss (BA) fasste ernüchternd zusammen: »Trafo-Station und Kiosk, Fahrbahnen, Gleise, Rad- und Fußwege – alles ist fix. Wir reden jetzt nur noch übers Grün!«

»Mae West«, Skulptur in Bogenhausen

Eine Stunde Rundgang um den Effnerplatz, rund um die 52 Meter empor ragende Mae West – eine Stunde Erörterung mit sinnvollen aber teils auch abwegigen Vorschlägen und dann dieses Fazit. Ob große oder kleine Bäume, Blumenwiese oder Beete, Hecken oder andersartige Abgrenzungen: Die Zeit drängt. Ende Mai will nämlich die Abteilung Gartenbau im Münchner Baureferat mit den ersten Pflanzungen beginnen. Holger Machatschek, Fraktionschef der Grünen im BA, hatte die Idee zur Begehung gemeinsam mit Bürgern, Behördenvertretern und Kommunalpolitikern.

Unter dem Motto »Chancen und Möglichkeiten eines modernen Stadtraumes« trafen sich drei Dutzend Personen auf BA-Einladung, um sich über die Gestaltung der Oberfläche rund um das neueste Bogenhausener Wahrzeichen zu informieren und Anregungen zu geben. »Hier entsteht ein besonders attraktiver Platz, es besteht der Wunsch nach einer hochwertigen und passenden Gestaltung« – so ist’s nachzulesen in der Einladung. Machatschek erläuterte bei zehn Stopps Fakten und Wünschenswertes.

BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser meinte hoffnungsfroh: »Das wird ein spannender, mutiger Platz, hoffentlich mit einer guten Aufenthaltsqualität.« Doch sucht ein Bürger hier nach Aufenthaltsqualität? Die Frage beantwortete ein Anwohner aus Sicht der Gegenwart: »Der Ort ist unendlich tot, die Verkehrssituation katastrophal, der Lärm ist unerträglich, es ist hässlich. Zum Verweilen muss was Attraktives her.« – »Optimal wäre ein kleines Café«, so Pilz-Strasser. Für Stehtische wäre Platz am Kiosk, auf der Rückseite des Trafohäuschens, abgewandt von Mae West – mit Blickrichtung ins Schattige, zum Herkomerplatz.

Der Vorschlag, das im Rohbau stehende Gebäude abzureißen und quasi zu drehen, kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus Kostengründen nicht in Frage. Auch die Ideen, unter der Mae West einen Biergarten oder einen Kinderspielplatz einzurichten, lösten lediglich Geraune unter den Anwesenden aus. Erwünscht wurde auch die Schilderbrücke über die Straße kurz vor der Skulptur abzumontieren, weil sie aus Richtung Effnerstraße den Blick auf Mae West behindert. Ein Vorschlag ohne Zukunft, denn die Anlage ist an die Tunneltechnik angeschlossen, bei einer Tunnelsperrung werden dort die Umleitungen angezeigt. Die Ausweglosigkeit all dessen konterte sarkastisch ein Bürger: »Dann muss halt der Tunnel weg.«

Lediglich eine technische Maßnahme scheint machbar: Die Beleuchtung der Strickliesl von unten. Gegen einen Lichterkranz oben am Kunstwerk hat Rita McBride, sie hat die Mae West entworfen, ihr Veto eingelegt. Bleibt das Grün übrig: »Der Platz braucht dringend Blumen, nicht unbedingt Bäume. Er muss lieblich anzuschauen sein«, so BA-Grüne Evi Schneider. Andere können sich gut eine dichte Blumenwiese vorstellen. Dazu ein paar Parkbänke zum kurzzeitigen Verweilen – »es kommen auch viele Touristen hier her« – zum Mae-West-Schauen. Doch wie das Grün abgesehen von zu pflanzenden Winterlinden ausschauen soll, ließ sich aus einem von sechs Händen hochgehaltenen Plan nicht erkennen. Und: »Man kann nachträglich immer etwas nachjustieren«, versicherte Gartenbaureferent Wolfgang Mesenich. ikb

Artikel vom 11.04.2011
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