Zuletzt haben 500.000 Euro für den Erhalt des Grün Tals gefehlt

Bogenhausen · Rettung gescheitert

Eine Idylle, deren Tage gezählt sind. Im Biergarten am Bach seine Brotzeit zu genießen – das ging schon länger nicht mehr, denn das Wirtshaus war geschlossen. In naher Zukunft werden auf dem Gelände Wohnungen gebaut werden.	Foto: ikb

Eine Idylle, deren Tage gezählt sind. Im Biergarten am Bach seine Brotzeit zu genießen – das ging schon länger nicht mehr, denn das Wirtshaus war geschlossen. In naher Zukunft werden auf dem Gelände Wohnungen gebaut werden. Foto: ikb

Bogenhausen · Der Versuch der Bürgerinitiative »Grüntal 15«, das mehr als 100 Jahre alte »Wirtshaus im Grün Tal« samt seinem Traditionsbiergarten zu retten, ist gescheitert. Der von der Grundstückseigentümerin Bayerische Hausbau, zugehörig zur Schörghuber-Gruppe, und der Initiative avisierte Kaufvertrag für das 3.350 Quadratmeter große Areal platzte jetzt, wenn auch knapp, wegen der Finanzierung.

»Wir haben die letzten Nächte durchgearbeitet, doch die Zeit war gegen uns. Es haben nur 500.000 Euro bei einem Aufwand von 8,8 Millionen Euro gefehlt. Ein relativ kleiner Betrag im Vergleich zur Gesamtsumme. Die Renovierungskosten über 1,2 Millionen Euro hätte der Pächter selbst übernommen«, erklärte Rolf Rossius, Motor der Rettungsaktion.

Weitere Artikel zum Grün Tal

Die Hausbau hätte dem Freundeskreis das Gelände unweit des Isar-Stauwehrs – Wert laut Experten etwa 16 Millionen Euro – für rund die Hälfte dieses Betrags überlassen. Doch letztendlich fehlten Rossius, von Beruf Bauunternehmer, und seinen Hauptmitstreitern Thomas Schrade und Christian Stark einige wenige mehr als die etwa 250 finanziellen Unterstützer, um das Vorhaben realisieren zu können. Fehlgeschlagen ist auch eine Fünf-Millionen-Euro-Beteiligung eines einzelnen Investors, der sich angeblich an den vielen Kleinanlegern gestört und dann zurückgezogen hatte.

Wie geht’s nun weiter? Die Hausbau setzt ihre Planungen zum Bau von hochwertigen Wohnungen auf dem idyllisch an einem Bach liegende Grundstück fort, das Wirtshaus im Grün Tal, bekannt auch als Promi-Treff, wird abgerissen, Bagger und Baukräne rücken an. Das Ende einer Idylle ist besiegelt, ein Münchner Traditionsbiergarten ist am Ende.

Die Vorgeschichte:

Am 5. März 2010 hatte die Bayerische Hausbau verlautbart, auf dem Grundstück Wohnungen errichten zu wollen. Laut Unternehmen war diese Nutzungsänderung erforderlich geworden, weil das Gasthaus über Jahre hinweg nicht rentabel betrieben werden konnte. Um die Aufgabe des Wirtshausbetriebs zu verhindern, hatte sich das Grüntal-Rettungsteam gebildet, das das Areal erwerben und das Gasthaus fortführen wollte. Die Hausbau hatte daraufhin ihr Einverständnis erklärt, auf eine Projektentwicklung zu verzichten und »der Initiative die Liegenschaft zu einem gegenüber dem Marktwert signifikant reduzierten Preis verkaufen zu wollen«, so Bernhard Taubenberger, dem Kommunikationschef der Hausbau. Obwohl die Bayerische Hausbau zusätzlich die Zahlungsfrist um drei Monate bis 31. März 2011 verlängert hatte, blieben die Retter erfolglos. »Um das respektable Ziel eines Erhalts der Gastwirtschaft zu unterstützen, sind wir der Initiative sowohl beim Kaufpreis wie auch bei der Zahlungsfrist entgegengekommen. Nachdem der Kaufvertrag trotz des bemerkenswerten Engagements der Initiative bei der Suche nach Investoren nicht zu Stande kam, brauchen nun auch wir Planungssicherheit«, konstatiert Hausbau-Geschäftsführer Jürgen Büllesbach.

»Eine Wiederaufnahme des seit Jahresende eingestellten Gaststättenbetriebs kommt nicht in Frage, da sich an den Ursachen für den ausbleibenden wirtschaftlichen Erfolg nichts geändert hat«, heißt es in einer Mitteilung. Der Konzern arbeitet nun weiter an der ursprünglich eingereichten Planung für das Areal. Der im vergangenen Mai im Bezirksausschuss (BA) behandelte Antrag auf Vorbescheid für die Baupläne stieß indes bei den Kommunalpolitikern auf Widerspruch: Die Baumasse wird als zu groß eingeschätzt, die »große Anzahl der zu fällenden Bäume wird abgelehnt, das dritte Obergeschoss sollte mindestens zurückgesetzt werden«, hieß es in dem seinerzeit einstimmig gefassten Beschluss. ikb

Artikel vom 05.04.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...