Alle Infos zur Tram St. Emmeram im Container am Cosimabad

Bogenhausen · »Resonanz ist super«

Gunnar Heipp von der MVG vor dem Zeit-Weg-Diagramm für den Trambahn-Bau und den Bildern der künftigen Baumpflanzungen. 	Foto: ikb

Gunnar Heipp von der MVG vor dem Zeit-Weg-Diagramm für den Trambahn-Bau und den Bildern der künftigen Baumpflanzungen. Foto: ikb

Bogenhausen · Lange Staus vor Ampeln, Stop-and-go-Verkehr, Menschentrauben an Bushaltestellen – halb Bogenhausen ist geprägt und auch geplagt vom Bau der neuen 4,3 Kilometer langen Straßenbahnlinie nach St. Emmeram.

Bogenhausens »Cosima-Tram«

Ob Autofahrer, Radler, Fußgänger, Fahrgäste, fast ausnahmslos nehmen sie alle die Auswirkungen der kilometerlangen Großbaustelle gelassen und geduldig in dem Wissen hin, dass im Herbst kommenden Jahres alles fertig ist, die so genannte Flüstertram starten kann. Paris ist das Vorbild: Auf Rasengleisen geht’s rasend schnell von St. Emmeram zum Arabellapark (etwa zehn Minuten) und, wer will, mit der U4 weiter zum Hauptbahnhof (etwa zwölf Minuten).

Ein Trost bei all dem momentanen Unbill mag sein, dass selbst Gunnar Heipp, der Leiter Strategische Planungsobjekte bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), als Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel vor Verspätung nicht gefeit ist – quasi frei nach dem Motto »Die Geister, die ich rief«. Seit Mitte Mai wird an dem 43-Millionen-Euro-Projekt – die reinen Baukosten betragen rund 35 Millionen Euro – gearbeitet, seit rund fünf Monaten können sich Interessierte dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 16 bis 19 Uhr in einem Info-Container am Cosima-Wellenbad rund um Baupläne, -fortschritte und -geschehen schlau machen. »Die Resonanz ist super«, versichert Heipp, »pro Tag kommen je nach Wetter zwischen fünf und 30 Interessierte«. Allen steht Anton Gotz, der die Baustellensteuerung verantwortet, Rede und Antwort. Der Mann kennt sein Metier – schon beim Bau des Richard-Strauss-Tunnels betreute er den Informationsstand.

Grundsätzliche Fragen zum Streckenbau haben seit Einrichtung des Infostandes kontinuierlich abgenommen. »Jetzt geht es meist um individuelle Angelegenheiten«, erläutert Heipp, der seit knapp neun Jahren in München tätig ist und dabei auch die Planung der Tram 23 in Schwabing koordinierte, »was unter anderem wegen der Querung des Mittleren Rings und der Flächen rund um die Münchner Freiheit weitaus schwieriger war«. Individuelle Fragen? – »Die Bürger wollen wissen, wann und was vor ihrem Grundstück gemacht wird, erfragen Details der Ausführung und machen vielfach Vorschläge, was verbessert werden kann. Sie beobachten alles ganz genau, monieren beispielsweise, dass Randsteinstücke fehlen, erkundigen sich, wann welche Straße wieder befahrbar ist, wobei manche der Personen schon jetzt an den kommenden Winterdienst denken«, so der Diplomingenieur. Und die Gegner der Tramlinie? – Heipp schmunzelt und meint kurz und bündig: »Sachliche Fragen, friedlicher Umgang, offene Gespräche.«

Wer in diesen Tagen Pläne und Bilder im Info-Container betrachtet, kann heute schon sehen, wie alles einmal ausschauen wird. An der Pinwand hängen neben einem riesigen bunten Zeit-Weg-Diagramm zum Ablauf der einzelnen, Sparten genannten, Aufgaben zwei große Farbfotos – sie zeigen in einer Baumschule acht Jahre alte Gleditschien (Lederhülsenbäume) zur Anpflanzung an den Haltepunkten Cosimastraße, Effnerplatz und St. Emmeram, und Robinien (Hülsenfrüchtler) zur Anpflanzung an der Englschalkinger Straße. Einzelne Abschnitte haben künftig den Charakter einer Allee – mehr als 130 Bäume werden an den Fahrbahnrändern, mehr als 80 an den Inseln der neun Stationen und mehr als 40 auf den Grünflächen angepflanzt. Wie die Stopps gestaltet werden, ist gegen Ende des Monats an der Pionierschule (Bushaltestelle) erkenntlich. Dort wird dann eine Musterhaltestelle installiert und getestet, um bei den anderen Stationen bauliche Korrekturen zu vermeiden.

»Hoffentlich wird der Winter mild«

»Beim Zeitplan passt alles. In einigen Bereichen liegen wir sehr gut, in anderen gibt’s Verzögerungen. Im Untergrund liegen trotz aller Vorbereitungen viele Überraschungen, wie alte Leitungen, die in Plänen so nicht verzeichnet sind«, erzählt Heipp. Aber auch Lehm-Einschlüsse, die nicht tragfähig sind und mit Kies verdichtet werden müssen, damit die Trassen auf festen Füßen stehen, bedeuten zusätzlichen Aufwand und damit Zeitverlust. Zeit ist für den Planungsleiter das Stichwort: »Ich hoffe auf einen milden Winter, dann funktioniert’s.« So könnte nämlich rechtzeitig das niedrig wachsende, dichte und zugleich Lärm dämmende Gras – daher die Bezeichnung Flüstertram – zwischen den Gleisen angesät werden, damit im Herbst 2011 alles in Grün getaucht ist. Doch selbst beim härtesten Winter ist das Grün gesichert. Gunnar Heipp: »Dann wird eben Rollrasen verlegt.« ikb

Artikel vom 12.10.2010
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