BA lehnt russisch-orthodoxen Kirchenbau als »Fremdkörper« ab

Bogenhausen · Keine Glaubensfrage

So könnte der Bau im Stil des vorigen Jahrhunderts einmal aussehen, zumindest wenn es nach dem Bauherrn geht. 	Graphik: Architekturbüro Bernd Fröhlich

So könnte der Bau im Stil des vorigen Jahrhunderts einmal aussehen, zumindest wenn es nach dem Bauherrn geht. Graphik: Architekturbüro Bernd Fröhlich

Bogenhausen · Da staunten die Mitglieder des Bogenhausener Bezirksausschusses (BA) nicht schlecht, als ihnen Planungschef Frank Otto (SPD) die Unterlagen zu einer Bauvoranfrage präsentierte: Auf dem freien Areal an der Knappertsbuschstraße 26, Ecke Bruno-Walter-Ring – gegenüber der gleichnamigen Hauptschule –

will die Tihon-Stiftung als Bauherr für die russisch-orthodoxe Kirche ein Gotteshaus »im Stil des vorigen Jahrhunderts«, so Otto, samt Zentrum für 300 Personen, Unterrichtsräumen, Kindertagesstätte sowie 22 Parkplätzen erstellen. Der Kirchturm soll 32 Meter hoch werden – zehn Meter höher als die neungeschossigen Wohngebäude in der Nachbarschaft. Fakt ist: Im Bebauungsplan ist die Art der Nutzung mit »katholische Kirche« festgesetzt, indes muss die Landeshauptstadt die Baumasse absegnen. Und: Die russisch-orthodoxe hat vor kurzem der katholischen Kirche das Grundstück abgekauft.

Einstimmig lehnten die Kommunalpolitiker die Voranfrage ab. In der Erläuterung heißt es: »Die Bauvorlagen bei der Lokalbaukommission (LBK) waren unvollständig und konnten nicht im Original vorgelegt werden. Trotzdem stellt der BA im Vorgriff auf seine endgültige Stellungnahme fest: Für eine Kirche mit stadtweitem bis regionalem Einzugsgebiet ist der Standort mit seiner für diesen Bedarf ungenügenden Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel ungeeignet. Darüber hinaus sei auch das Angebot von 22 Autostellplätzen bei einer Saalkapazität von bis zu 300 Personen völlig unzureichend – ganz abgesehen vom Stellplatzbedarf für Kindertagesstätte und umfangreiche Unterrichtsräume.

Zum Bau selbst heißt es: »Der historische monumentale Baukörper, der den Vorgaben des Bebauungsplans bezüglich der Baumasse und der Freiflächen eklatant widerspricht, wäre ein störender Fremdkörper in seiner Umgebung, die durch Bauten aus den siebziger Jahren geprägt ist«. Die Konsequenz aus alldem: Der BA beantragt schon jetzt die Vorlage des Bauvorhabens in der Stadtgestaltungskommission, hält zudem ein Wettbewerbsverfahren für notwendig.

Das fürchtet wohl auch das Architekturbüro Bernd Fröhlich aus Ulm, das die Pläne gefertigt hat: »Leider können und wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen preisgeben.« Als Bauherr fungiert die Tihon-Stiftung, die sich der »Förderung von Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Jugend- und Altenhilfe, Religion in der Tradition der russisch-orthodoxen Kirche sowie der selbstlosen Unterstützung einzelner bedürftiger Personen« verschrieben hat. Im Vorstand der Stiftung sitzt der Priester für München und Dachau, Nikolai Zabelitch. Seinen Angaben zufolge wird die Vereinigung von »Mitgliedern und verschiedenen Quellen unterstützt, wie beispielsweise russischen Firmen«. Daher werden die Mittel für das Projekt wohl fließen.

Den Kaufpreis für das Grundstück wollte Zabelitch nicht nennen, die Baukosten für die Kirche schätzt er auf »etwa zehn Millionen Euro«. Über Details will der Priester erst reden, »wenn die Baugenehmigung vorliegt. Ich hoffe, dass alles klappt und gelingt, Bayern ist doch ein christliches Land, wir sind auch Christen, keine Feinde.« »Die Prüfung der Anfrage – sie liegt seit Mitte Mai vor – läuft«, erläuterte Thorsten Vogel, Pressesprecher im Planungsreferat der Stadt, den Stand der Dinge. Und: »Natürlich muss das Baumaß geprüft werden. Laut rechtsverbindlichem Bebauungsplan ist auf dem Gelände eine Kirche grundsätzlich zulässig.«

ikb

Artikel vom 27.07.2010
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