Mehr als Valentins kongeniale Partnerin: Veranstaltungen zum 50. Todestag

Bogenhausen/Zentrum · „Dees macht alles d'Fräulein Karlstadt“

Liesl Karlstadt 1956. Foto: Valentin-Karlstadt-Musäum

Liesl Karlstadt 1956. Foto: Valentin-Karlstadt-Musäum

Bogenhausen/Zentrum · Vor 50 Jahren starb Liesl Karlstadt, Karl Valentins kongeniale Partnerin und in ihrer zweiten Karriere beim BR die „Mutter aller Bayern“, am 27. Juli 1960 an den Folgen eines Gehirnschlags während eines Kurzurlaubs in Garmisch. Mit einem abwechslungsreichen Programm am Dienstag, 27. Juli, ab 15.30 Uhr, wollen das Literaturarchiv Monacensia und das Valentin-Karlstadt-Musäum gemeinsam an das Leben und Werk von Liesl Karlstadt erinnern.

Start ist um 15.30 Uhr am Friedhof der Sankt Georgs Kirche am Bogenhauser Kirchplatz 1. Dort befindet sich das Grab von Karlstadt. Es sprechen Stadträtin Monika Renner in Vertretung von OB Ude und Andreas Koll. Danach werden ausgewählte Originaldokumente aus dem literarischen Nachlass von Liesl Karlstadt im Literaturarchiv der Monacensia, Maria-Theresia-Straße 23, mit Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia. Um 17.30 Uhr findet ein Stadtspaziergang auf den Spuren von Karlstadt mit Andreas Koll statt, Kurator der Volkssänger-Ausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum. Treffpunkt ist am Karlstor. Der Spaziergang endet im Liesl Karlstadt Kabinett im Musäum. Der Unkostenbeitrag von 5 Euro ist beim Treffpunkt zu entrichten. Im Turmstüberl findet dann um 19.30 Uhr eine musikalische Lesung statt. Der Eintritt kostet 2,99 Euro, Karten gibt es am Veranstaltungsort. Gunna Wendt und Andreas Koll lesen Texte über Liesl Karlstadt, musikalisch begleitet von Sebastiano Tramontana. Sabine Rinberger, Leiterin des Valentin-Karlstadt-Musäum, hält die Einführung,

„Sancho Pansa“ zu Valentin

Liesl Karlstadt wurde als Tochter eines Münchner Bäckers am 12. Dezember 1892 in Schwabing als fünftes von neun Kindern geboren, als Elisabeth Wellano. Sie absolvierte eine Lehrzeit als Verkäuferin beim Textilhaus Eder am Viktualienmarkt und arbeitete dann im Kaufhaus „Hermann Tietz“, dem späteren „Hertie“. Schon mit 20 fungierte sie als Soubrette in der Singspielgruppe Adalbert Meier. Sie war Mitglied des Chores, jodelte, tanzte und trug Couplets vor. Dass Karl Valentin sie im „Frankfurter Hof“ kennenlernte und sie zur Zusammenarbeit überreden konnte, war schicksalhaft, schreibt das Valentin-Karlstadt-Musäum, das ihr eine eigene Abteilung gewidmet hat, denn Liesl Karlstadt sei heute nicht wegzudenken von der Figur des Karl Valentin. Über 25 Jahre blieb sie Valentins Partnerin, rund 400 Sketche und Komödien stammen aus dieser Zusammenarbeit. Liesl Karlstadt war Valentins Koautorin, Koregisseurin, Organisatorin, Souffleuse und auch Psychiaterin. Er machte sich ihr Improvisationstalent zunutze, erhielt von ihr viele Anregungen zu seinen Stücken. „Wissens, dass dees was wird, dees macht alles d'Fräulein Karlstadt. Ich könnt dees net, i wär viel z'nervös dazu“, meinte Karl Valentin, und dieses Zitat zeigt die wichtige Rolle, die Liesl Karlstadt im Valentinschen Theater spielte. Rudolf Bach charakterisierte: „In dieser merkwürdigen, doppelbödigen, leise unheimlichen Welt der Stücke Karl Valentins ist Liesl Karlstadt das Diesseits, der Tag, das Maß, das Natürliche, Vernünftige, das Bürgerliche – der Gegenpol aller melancholischen oder bissigen Narretei. Liesl ist zart, lieb, gutmütig, überlegen, stets der normale Widerpart, sozusagen der Sancho Pansa zu Valentin-Don Quichotte.“

Artikel vom 14.07.2010
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