„Wir sind Kinder einer Welt” - lautete das Motto einer Patenschaft, die die Schüler der 3b der Königswieser Grundschule und der Übergangsklasse (Ü-Klasse) in diesem Schuljahr eingegangen sind. Entstanden ist diese Patenschaft zwischen beiden Klassen im katholischen Religionsunterricht unter der Leitung von Religionslehrerin Caroline Krust und der Übergangsklassenlehrerin Johanna Schramm zum Thema „Nächstenliebe“.
Viele Kinder aus der so genannten Ü-Klasse sind aus Kriegsgebieten nach München gekommen, mussten vieles zurücklassen und erleben neue Eindrücke, die manchmal schwer zu verarbeiten sind. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich die sieben- bis zehnjährigen Kinder aufeinander einließen, sich kennenlernten, gemeinsam arbeiteten, ihre Herkunftsländer vorstellten und Spaß miteinander hatten.
„In der Klasse waren wir uns schnell einig, dass besonders die Kinder in der Übergangsklasse, die ihre Heimat verlassen mussten und kaum deutsch sprechen, unsere Unterstützung brauchen, damit es auch diesen Kindern in ihrer neuen Heimat und unserer Schule gut geht”, erklärt Caroline Krust. „Die Religionskinder sammelten fleißig Ideen, wie sie helfen und unterstützen können. Da kamen natürlich vor allem Vorschläge, dass sie beim Deutschlernen helfen können.” Die Kinder hätten sich im Unterricht bereits mit der Thematik der Flüchtlinge beschäftigt. „Sie sammelten Fragen, die sie den Kindern gerne stellen möchten. Schon bald haben sie sich dann in der Übergangsklasse vorgestellt und ihre Patenkinder kennengelernt”, so Caroline Krust weiter. In den nachfolgenden Stunden hätten die Schüler ein gemeinsames Steckbrief-Plakat über sich erstellt und dabei ihre Gemeinsamkeiten, Wünsche und Ängste herausgefunden.
Höhepunkt der gemeinsamen Zeit war schließlich das „Fest der Begegnung“, zu dem die Eltern der beteiligten Kinder eingeladen wurden, um sich ebenfalls kennenzulernen. In ihrer Begrüßung betonte Rektorin Regina Beckmann–Kimpfbeck wie wichtig es sei, in der Schule nicht nur aneinander vorbeizugehen, sondern sich wirklich zu begegnen, also sich wahrzunehmen, sich auszutauschen und sich somit respektvoll entgegentreten zu können. Eine Schülerin erklärte bei ihrer Begrüßung, dass die Kinder aus verschiedenen Ländern kämen. Durch das Lied „Wir sind Kinder einer Welt“ bekräftigten sie alle gemeinsam den Leitsatz des Festes.
Danach präsentierten die Mädchen und Buben, was sie in den vergangenen Wochen gemacht hatten. Es wurde gesungen, sich unterhalten, und weil gemeinsames Essen besonders verbindend ist, war ein internationales Buffet aufgebaut. „So ein Fest der Begegnung bräuchten wir jedes Jahr, um hier jeden Willkommen zu heißen“, meinte eine Lehrerin, denn an dieser Schule lernen und arbeiten viele Nationen gemeinsam unter einem Dach. Unterstützung erhält die Schule bei ihrer aktiven Integrationsarbeit durch viele helfende Hände wie der Castringius Kinder- und Jugend-Stiftung, dem LUK (Lernpaten unterstützen Flüchtlingsklassen)-Projekt von Uni und Schulamt, der Lesepaten des Vereins „Tatendrang“ sowie durch großzügige Spenden des Elternbeirats. Sie alle sorgen dafür, dass sich die Kinder in der Schule wohl fühlen.
„Ich habe dieses Projekt als etwas sehr Wertvolles erlebt. Man beobachtet doch immer wieder, dass Kinder ausgeschlossen werden oder fremde Kinder kritisch begutachtet oder gar nicht beachtet werden. Für mich als Grundschullehrerin und besonders auch als Religionslehrerin ist es ein großes Anliegen, dass die Kinder aufgeschlossen sind und jeden Menschen, jedes Kind, egal woher und ob es der beste Freund ist oder nicht, wertschätzend annehmen”, fasst Caroline Krust das Patenprojekt zusammen. „Dem anderen mit einer Liebe und Offenheit zu begegnen, so wie ich es mir selbst wünsche, und nicht mit Verschlossenheit oder sogar Hass, ist das, was wir gerade in der aktuellen Zeit mehr als brauchen.”
Wie geht es weiter? Die Patenschaft solle im kommenden Schuljahr fortgesetzt und die Kinder der Ü-Klasse in jeglicher Hinsicht weiter unterstützt werden, wie beispielswiese Vermittlungen im Pausenhof, beim Lesen und Lernen sowie beim Anschlussfinden mit den deutschen Kindern, so Caroline Krust.