Mitten auf dem Vorplatz der Konrad-Celtis-Grundschule fiel dort in den Osterferien ein sehr bunter Anhänger ins Auge. „Slow Mobil” und „Hier kochen Kinder”, konnte man den Aufschriften auf dem an einen Zirkusanhänger erinnernden Gefährt entnehmen. Von Dienstag bis Freitag kochte hier nämlich Profikoch Markus Vouilleme vom Verein „Slow Mobil” mit Hortkindern. Immer acht Kinder in einer Gruppe, denn mehr als zehn Leute passen in die bestausgerüstete Küche auf Rädern nicht auf einmal hinein.
Ist da überhaupt jemand drin?, fragt sich die am Vormittag hinzugekommene Redakteurin des Sendlinger Anzeigers, denn aus dem Slow Mobil dringt kein Kindergeschrei nach außen. Als sie die drei Stufen erklimmt und die Tür öffnet, sitzen dort linker Hand an einem großen Tisch acht Hortkinder mit ihrer Betreuerin Manuela Knott. Alle tragen eine weiße Schürze, jeder hat ein Schneidbrett vor sich, Gemüse in Schüsseln steht auf dem Tisch, und alle schälen konzentriert und gut gelaunt Gelbe Rüben. Ja, hier kochen tatsächlich Kinder, und so ruhig und fröhlich, wie es am Anfang des Vormittags ist, wird es auch eine Dreiviertelstunde später sein, als alle am Gasherd stehen und Markus Vouilleme mit klaren Ansagen dafür sorgt, dass niemand der Gasflamme zu nahe kommt. Auf dem Speiseplan stehen nämlich bunte Nudeln mit schmackhafter Ratatouille-Soße. Soviel sei hier schon verraten: Allen Anwesenden, einschließlich der berichtenden Redakteurin, schmeckte das selbstgekochte Essen hervorragend.
„Kennt das jemand?”, fragt Profikoch Markus Vouilleme die acht Hortkinder der Konrad-Celtis-Grundschule und gibt ein Bund Stangensellerie durch. „Frühlingszwiebeln sind es nicht”, sagt Viertklässler Florian, der schon mehr als fünf Mal mitgekocht hat und der auch zu Hause ab und zu kocht, wie seine kleine Schwester Dayan berichtet. Dieses Mal muss Markus Vouilleme verraten, was das für ein Gemüse ist. Bis auf den Stangensellerie und die Pastinaken, wird sonst aber alles Gemüse, das auf die Schneidbretter zum Schälen und Zerkleinern kommt, von den Kindern identifiziert. Da gibt es Gelbe Rüben, Zucchini, Paprika, Cherrytomaten und rote Zwiebeln. Warum die Kinder sich schon so gut auskennen? Nicht wenige sind, wie Florian, schon einmal zuvor im Slow Mobil zu Gast gewesen. Außerdem berichten sie, dass sie regelmäßig zuhause mitkochen oder gar schon ganz alleine kleine Mahlzeiten zaubern können. Leo outet sich sogar als ein begeisterter Koch, der in seiner Freizeit regelmäßig einen Kochkurs besucht.
„Gegen allzu tränende Augen beim Zwiebelschneiden hilft Leitungswasser: Einfach einen Schluck im Mund behalten während des Schneidens”, erklärt Markus Vouilleme. Außerdem zeigt er, wie man eine Zwiebel gut in Würfel schneiden kann: Nämlich indem man beim Schneiden die Wurzel nicht zerteilt. Dann verrutscht nichts und man bekommt sehr gut kleine Würfel hin. Dazu kommt dann noch die „Tigerkralle”, welche die haltenden Finger immer beim Schneiden von Gemüse oder Obst formen sollten, damit nicht der Daumen oder eine Fingerspitze unters Messer kommen.
Die Idee des „Slow Foods” gibt es schon seit 1986, und sie versteht sich als eine Bewegung gegen das auf der ganzen Welt verbreiteten „Fast Food”. Anfänglich nannte sich der Verein „Freunde des Barolos“ und er setzte sich für „gutes Essen, kulinarischen Genuss und ein moderates Lebenstempo” ein. Seit ihrer Gründung hat sich die Bewegung aber immer mehr entwickelt und auch ökologische Aspekte und fairer Handel spielen nun eine wichtige Rolle. Da heißt es auf der Webseite des Slow Mobils zum Beispiel: „Wir engagieren uns heute für die Wahrung der biologischen Vielfalt von Kultur- und Wildpflanzen und für Lebensmittel, die gut, sauber und fair sind. Das heißt, sie müssen frisch und geschmacklich gut sein, hergestellt ohne den Ökosystemen und der Gesundheit zu schaden und sie müssen die soziale Gerechtigkeit aller am Lebensmittelprozess Beteiligten achten.” Dass man eine solche Haltung am Besten etabliert, indem man schon bei den Jüngsten dafür Bewusstsein schärft, was „gutes Essen” ausmacht, liegt auf der Hand. Und deshalb gibt es auch das Slow Mobil, welches das ganze Jahr über Schulen, Horte und andere Einrichtungen besucht und den Service anbietet, mit Gruppen gesundes, ökologisches und wohlschmeckendes Essen zuzubereiten und anschließend natürlich auch miteinander einzunehmen.
Die Redakteurin fragte übrigens die Kinder zum Abschied, ob sie denn irgendwann einmal wieder im Slow Mobil kochen wollen. „Ja natürlich!”, gaben alle zur Antwort und bedauerten die Redakteurin, die leider nicht mehr zum Nachtisch – selbstgemachtes Apfelkompott in karamellisiertem braunem Zucker – bleiben konnte. Wer das Slowmobil auch einmal holen will, kann sich hier informieren: www.junior-slow.de .