Mit dem ersten Sternenhausgespräch im Stiftungssitz in München hat die Nicolaidis YoungWings Stiftung ein starkes Zeichen gesetzt: Trauer darf kein Randthema bleiben – weder in der Gesellschaft noch in der Politik.
Unter dem Titel „Trauer geht uns alle an – Warum Trauerbegleitung mehr Sichtbarkeit und eine verlässliche Finanzierung braucht“ diskutierten Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Praxis über die Notwendigkeit, Trauerbegleitung endlich strukturell abzusichern.
Auf dem Podium saßen Verena Dietl (Dritte Bürgermeisterin München), MdL Bernhard Seidenath (Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Prävention im Bayerischen Landtag), Prof. Dr. Martin Burgi (Universitätsprofessor und Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Wirtschaftsverwaltungsrecht, Umwelt- und Sozialrecht an der LMU) und Jenny Doppelhofer, Mitarbeiterin der Nicolaidis YoungWings Stiftung.
Die zentrale Botschaft des Abends lautete: Trauerbegleitung ist keine freiwillige Zusatzleistung, sondern ein wesentlicher Bestandteil psychosozialer Versorgung, Gesundheitsprävention und Familienfürsorge. „Wenn Kinder ihre Eltern verlieren oder junge Menschen plötzlich Witwe oder Witwer werden, geraten Familien von einem Moment auf den anderen in existenzielle Krisen“, betonte Lana Reb, Vorstandsvorsitzende der Stiftung. „Wir begleiten seit über 25 Jahren junge Trauernde in dieser schweren Lebenssituation – fast ausschließlich auf Spendenbasis. Eine verlässliche, staatlich gesicherte Finanzierung ist längst überfällig.“
Trotz wachsenden gesellschaftlichen Bewusstseins und steigender psychischer Belastungen gibt es bislang kaum flächendeckend spezialisierte Angebote für junge Trauernde – insbesondere nicht in Form langfristiger, individueller psychosozialer Begleitung.
Rückenwind erhält die Stiftung durch ein Gutachten des renommierten Sozialrechtlers Prof. Dr. Martin Burgi, das die rechtliche Situation der Trauerbegleitung in Deutschland untersucht.
Sein Fazit ist eindeutig: „Staat, Kommunen und Sozialversicherungsträger müssen anerkennen, dass Jugendhilfe, Familienfürsorge und Prävention nicht mit dem Tod enden dürfen.“
Das Gutachten zeigt, dass es bislang keinen eigenen Fördertatbestand für Trauerbegleitung im Sozialgesetzbuch gibt.
„Der Politik sind aber rechtlich keine Grenzen gesetzt, Menschen zu unterstützen, die unverschuldet in eine so schwierige Lebenssituation geraten sind. Entscheidend ist der politische Wille – mit ihm ließe sich eine tragfähige und dauerhafte Förderung von Organisationen in der Trauerbegleitung schaffen”, so Burgi.
Die Stiftung fordert daher, dass Trauerbegleitung als eigenständiger Bereich in der Sozialgesetzgebung verankert und über dauerhafte Landes- und Bundesmittel abgesichert wird. Ein Modellbeispiel liefert bereits die Landeshauptstadt München, die die Stiftung seit 2024 in ihre Regelförderung aufgenommen hat.
„Die Stiftung fängt junge Menschen in einer Lebenssituation auf, die uns alle treffen kann – und das seit 25 Jahren mit großem Engagement und hoher Professionalität. Hier finden trauernde Menschen schnelle und zugleich niedrigschwellige Unterstützung. Das ist ein wertvoller Beitrag zur Gesundheitsfürsorge in unserer Stadt und ein wichtiger Baustein für das seelische Wohlbefinden der Münchnerinnen und Münchner. Dieses Angebot gilt es unbedingt zu erhalten und zu stärken“, betonte Verena Dietl.
Auch aus dem Landtag kommt Unterstützung, aber eine planbare Förderung bleibt bisher noch aus. „Die Nicolaidis YoungWings Stiftung schließt eine wichtige Versorgungslücke. Sie leistet wertvolle präventive Unterstützung für junge Trauernde, die durch den Verlust eines geliebten Menschen unverschuldet in eine schwere Lebenskrise geraten. Diese Begleitung stärkt und trägt dazu bei, dass Betroffene und ihr Umfeld schnell bedarfsgerechte Hilfe erfahren. Ich setze mich mit Nachdruck dafür ein, dass diese und ähnliche Organisationen künftig verlässlich gefördert werden“, so Bernhard Seidenath.
Die Arbeit der Stiftung wirkt weit über die unmittelbare Begleitung hinaus: Durch individuelle, langfristige Unterstützung hilft sie Familien, Krisen zu bewältigen, Einsamkeit entgegenzuwirken, pathologischer Trauer vorzubeugen und damit das Risiko psychischer Erkrankungen zu senken.
Als Impulsgeberin und Fürsprecherin engagiert sich die Nicolaidis YoungWings Stiftung für nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen – insbesondere zugunsten junger trauernder Menschen.
Das Sternenhausgespräch hat deutlich gemacht: Die Unterstützung trauernder Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Jetzt braucht es konkrete Schritte, um die Arbeit der Trauerbegleitung dauerhaft abzusichern, eine verlässliche Finanzierung zu gewährleisten und die Bedarfe trauernder Familien sichtbar und politisch wirksam zu machen.
Die Nicolaidis YoungWings Stiftung appelliert an politische Entscheidungsträger*innen, die bestehenden Impulse aufzugreifen und tragfähige Modelle für eine langfristig gesicherte Versorgung zu entwickeln.
Weitere Infos gibt es unter www.nicolaidis-youngwings.de.