Eindeutig: Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen Engebert, 82, Bewohner des Pflegeheims im Seniorenzentrum Garching, und Tom, Flah, Recep, Burak und ihren Freunden aus der 5. und 6. Ganztagsklasse der Hauptschule. »Playboy-Opa« nennen die Schüler den ehemaligen Polizisten, »weil er immer so endcoole Sprüche drauf hat« »und wie der so erzählt, das macht eben nur er, Mann.«
Kennengelernt haben sich die Schüler und Ebermayer sowie seine Seniorenzentrum-Mitbewohner durch eine Initiative der beiden Klassenlehrer, Roland Moroff und Hakan Özcan. Die Idee: »Soziales Lernen« funktioniert nicht theoretisch und kann in der Praxis im besten Falle nicht nur den Schülern, sondern zum Beispiel alten Menschen richtig Spaß machen. Und wenn das erste Kennenlernen gut funktioniert, wird vielleicht sogar mehr daraus: Eine wöchentliche Begegnung von »Alt und Jung«, bei der einzelne Schülerinnen und Schüler ihren »Lieblingsmenschen« im Seniorenzentrum besuchen, sich unterhalten, mal etwas spielen oder spazieren gehen.
Es hat gut funktioniert, das erste Kennenlernen. In der vergangenen Woche gestalteten die Hauptschüler eine Stunde mit Musik, Tanz und Theater im Pflegeheim und wer gerade nicht auf der Bühne stand, mischte sich unter das Publikum, mit wenig Berührungsängsten auf beiden Seiten.
Zum Bühnenprogramm der Schüler gehörten auch Szenen aus dem Stück »2222« von Franzi Klingelhöfer. Der Name des Stücks ist als Jahreszahl zu lesen. So stellten in einer Szene Schülerinnen Greise in jugendlichen Körpern dar, die auf einem Treffen die Vor- und Nachteile der auf ein beliebiges Alter einstellbaren »Lebensuhr« diskutierten. Ein klarer Vorteil: Sie brauchen nicht auf die »knackigen Jungs« zu verzichten. Doch nach und nach tauchen auch unerwartete Nachteile auf: Eifersüchtige Enkelinnen, fruchtlose Diskussionen mit Teenagern, die einen nicht als Erwachsenen mit Lebenserfahrung ernst nehmen und dann diese bleierne Langeweile
Im anschließenden Gespräch mit der Münchener Nord-Rundschau wird deutlich, dass das Stück und die Begegnung mit den Bewohnern des Seniorenzentrums in den jungen Schauspielerinnen einiges bewegt hat.
So haben Julia und Steffi, die als Verstärkung aus der siebten Klasse mitgekommen sind, gleich bei der Leiterin des Pflegeheims, Magdalena Schwindsackl, ihr Interesse an einem Praktikum bekundet. Die freut sich darüber umso mehr, als sie von Anfang an in den Schülern »potenzielle spätere Berufsinteressenten« gesehen hat. »Ich hoffe, dass ihnen die Lust bleibt, langfristig zu kommen«, sagt sie und erzählt, dass einige Schüler sich schon früher gerne in der Nähe des Seniorenzentrums aufhielten, sich aber nie reingetraut und sich »immer nur negativ bemerkbar gemacht« hätten.
Elisabeth Geisler-Moroder, die als Jugendsozialarbeiterin den Besuch der Schüler von Seiten der Schule koordiniert hat, zeigt sich begeistert, wie schnell »ihre« Schüler Hemmschwellen im Umgang mit den zum Teil altersbedingt behinderten Menschen abgebaut haben und glaubt an eine Fortsetzung des Projekts. Die ist für die meisten Schüler längst beschlossene Sache »diese glücklichen Gesichter« will nicht nur Steffi wieder sehen. Eva Mäkler