Der Pasinger Heuweg steht für ein Projekt, bei dem die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger stark auseinanderdriften. Denn hier soll, geht es nach der Landeshauptstadt München (LHM), eine Geothermieanlage entstehen. Und daneben eine Feuerwache für die Berufsfeuerwehr München. Um über das Vorhaben aufzuklären, hatten die Stadtwerke München (SWM), die bei der Umsetzung helfen, gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr und weiteren Referaten zu einer Info-Messe ins Louise-Schröder-Gymnasium eingeladen.
Die LHM hat am Heuweg/Ecke Mühlangerstraße ein Grundstück erworben. Dieses sei, so die SWM, aufgrund seiner Größe und der günstigen geologischen Voraussetzungen im nördlichen Bereich für das Geothermieprojekt besonders geeignet. Denn das erklärte Ziel der LHM lautet, bis 2035 klimaneutral zu werden. In München sind bereits sechs solcher Anlagen der SWM in Betrieb unter anderem in Sendling, Freiham und Riem. Derzeit wird eine weitere Anlage am Michaelibad gebaut.
Als sich am späten Montagnachmittag die Türen des Louise-Schröder-Gymnasiums öffneten, strömten zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Aula, um sich an den Messeständen zu informieren. Dabei ging es um Fragen wie Baulärm oder seismische Ereignisse. Bisher seien solche Ereignisse, so die SWM, nicht dokumentiert. Dies liege daran, dass im Untergrund des Großraums München nur geringe tektonische Vorspannungen vorhanden seien. „Wir hatten noch nie entsprechende Meldungen”, betonte auch Dipl.-Ing. Peter Freiherr von Pastor, Leitender Bergdirektor im Bergamt Südbayern (Regierung von Oberbayern). Es gebe, so von Pastor weiter, ein seismisches Messnetzwerk, durch das alle Geothermieanlagen vom Bayerischen Erdbebendienst und dem Bergamt Südbayern überwacht würden. „Diese Stationen müssen aufgebaut werden”, sagte er und ergänzte: „Wir sind die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde von Anfang bis Schluss.”
Eine Geothermieanlage und eine Feuerwache nebeneinander – kann das gelingen? „Ja”, sagt Florian Holmhey von der Branddirektion München. „Das sind zwei autarke Einrichtungen, die nebeneinander gut funktionieren.”
Die bisherige Feuerwache an der Basermannstraße platzt aus allen Nähten. Aus eins mach zwei lautet daher das Konzept. Neben dem Standort am Heuweg soll ein weiterer in Aubing entstehen.
Insbesondere gegen das Geothermie-Projekt hat sich mit einer Bürgerinitiative (BI) Widerstand formiert. Kritisiert wird unter anderem die unmittelbare Nähe zum Friedhof. „In ganz Deutschland gibt es keine Geothermieanlage, die unmittelbar neben einem Friedhof gebaut wurde”, kritisiert Werner Groß von der BI und verweist auf die Totenruhe. Zudem könne der Pfarrer durch den Baulärm der Anlage keine angemessenen Beerdigungen mehr durchführen. Die BI hat damit begonnen, Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Man habe bisher etwa 2.000. Für einen Bürgerentscheid wären rund 33.000 Unterschriften nötig. „Nächste Woche werden wir die Haushalte mit Postwurfsendungen versorgen”, so Groß, der sich kämpferisch zeigt: „Wenn das tatsächlich gebaut wird, werden wir gerichtlich dagegen vorgehen.”
Einer, der das anders sieht, ist Pfarrer Martin Joseph von der Pfarreiengemeinschaft Maria Himmelfahrt – Sankt Martin. „Wo ist das Problem?”, fragt er. „Es ist halt eine Baustelle wie es viele Baustellen gibt. Wenn die Zahlen hier stimmen, dann sehe ich dem Ganzen gelassen entgegen”, so Pfarrer Joseph. „Ich begrüße es, dass die Stadt Ideen hat, umweltfreundlich etwas zu tun.”
Wie sehr das Thema polarisiert, zeigte sich auf einer Tafel. Hier konnten die Besucher ihre Meinungen auf Zetteln notieren. „Der Standort ist absolut ungeeignet”, hieß es. Oder: „Hoffe, die ,Verweigerer' verstehen jetzt nach fachlichem Input, warum Feuerwehr und Geothermie sinnvoll und notwendig. Stop Geschwurbel und Ahnungslosigkeit.”
Wie ist nun der Fahrplan, wenn es nach der LHM geht? Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wird es voraussichtlich im vierten Quartal 2025 eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben. Ziel: die Verabschiedung des Bebauungsplans im Jahr 2028. Danach soll der Bohrbeginn erfolgen. „Die Errichtung der Wärmezentrale planen wir für 2031 und die Inbetriebnahme der Anlage für Mitte der 2030er Jahre”, heißt es von den SWM.