Es war einmal ... ein Lindwurm (also ein Drache), der brachte die Pest nach München. Doch tapfere Bürger töteten das Untier mit Kanonen. So erzählt es die Legende. Geblieben ist der Lindwurm nicht nur im Namen der langen Straße, die die Isarvorstadt mit Sendling verknüpft, sondern auch als Figur im Geländer der Bahnbrücke, die am Kreisverwaltungsreferat über die Straße führt. Dort fristete er zuletzt ein eher klägliches Dasein, ganz verrostet, oft von Werbebannern verhängt. Jetzt aber ist der Lindwurm zurück - so schön wie vor 124 Jahren. Damals, anno 1902, wurde das Geländer samt Lindwurm erstmals an der neuen Brücke angebracht.
Im Zuge des Neubaus der Lindwurmbrücke ließ die Bahn das mit vielen Blumenornamenten aufwendig verzierte Jugendstil-Geländer samt seinem Lindwurm originalgetreu restaurieren. Über ein Jahr dauerten die Arbeiten daran. Nun wurde an dem Geländer auch der Lindwurm wieder montiert: Auf der Brückenseite von KVR und Lindwurmhof blickt er wieder in die Isarvorstadt hinein.
Dem Lindwurm hatten jahrzehntelang Witterung, Verkehr und Vibrationen arg zugesetzt. Er war nahezu vollständig korrodiert, sein Körper bis zu 20 Zentimeter lange Risse auf. In einem aufwändigen Prozess haben Metallrestaurator Johannes Pilz und Anna Tränkler Lindwurm und Geländer seit dem Sommer 2024 fachgerecht aufgearbeitet: Beschädigte Elemente wurden rekonstruiert, Oberflächen konserviert und der Lackaufbau originalgetreu wiederhergestellt. Der Lindwurm war im Laufe der Zeit mehrmals überstrichen worden. Unter dem Mikroskop wurden Restspuren seiner ursprünglichen Farbe analysiert, so dass die Restauratoren der Figur ihr historische Erscheinungsbild annähernd wiedergeben konnten. Das jetzt zu sehende Grün wird in den nächsten vier, fünf Jahren etwas verblassen und dann noch besser dem Originalzustand von 1902 entsprechen.
„Die Brücke ist jetzt technisch auf dem neuesten Stand und dank der Rückkehr des Lindwurms auch wieder ein echter Münchner Hingucker”, freute sich Projektleiter Gerald Morak. „Es freut uns, ein Stück Stadtgeschichte wieder sichtbar zu machen!”
Am 5. Dezember wurde die neue Eisenbahnüberführung an der Lindwurmstraße planmäßig in Betrieb genommen. Seit Donnerstagabend können daher wieder Fußgänger und Radfahrer die Lindwurmunterführung in beiden Richtungen benutzen.
Ab Mittwoch, 17. Dezember, können auch Autofahrer stadtauswärts unter der Brücke durchfahren (stadteinwärts geht's nicht). Dieser Zustand bleibt bis zum Ende der gesamten Baumaßnahme 2028 bestehen.