Veröffentlicht am 19.09.2024 17:05

Der Absturz der „Busby Babes”

Dieses Kunstwerk schenkten Fans aus Manchester dem Klinikum rechts der Isar zum Dank für die Versorgung der Verletzten des Flugzeugunglücks von Riem im Februar 1958. (Foto: Kathrin Czoppelt, TUM Universitätsklinikum)
Dieses Kunstwerk schenkten Fans aus Manchester dem Klinikum rechts der Isar zum Dank für die Versorgung der Verletzten des Flugzeugunglücks von Riem im Februar 1958. (Foto: Kathrin Czoppelt, TUM Universitätsklinikum)
Dieses Kunstwerk schenkten Fans aus Manchester dem Klinikum rechts der Isar zum Dank für die Versorgung der Verletzten des Flugzeugunglücks von Riem im Februar 1958. (Foto: Kathrin Czoppelt, TUM Universitätsklinikum)
Dieses Kunstwerk schenkten Fans aus Manchester dem Klinikum rechts der Isar zum Dank für die Versorgung der Verletzten des Flugzeugunglücks von Riem im Februar 1958. (Foto: Kathrin Czoppelt, TUM Universitätsklinikum)
Dieses Kunstwerk schenkten Fans aus Manchester dem Klinikum rechts der Isar zum Dank für die Versorgung der Verletzten des Flugzeugunglücks von Riem im Februar 1958. (Foto: Kathrin Czoppelt, TUM Universitätsklinikum)

In England spricht man bis heute vom „Munich Air Disaster”: Die Fußballmannschaft von Manchester United, nach ihrem Trainer Matt Busby die „Busby Babes“ genannt, war am 6. Februar 1958 auf dem Heimweg von einem Europapokalspiel in Belgrad nach Manchester. Nach einem planmäßigen Tankstopp am damaligen Flughafen München-Riem schoss die gecharterte Maschine der British-European-Airways beim Abheben über die Startbahn hinaus und zerschellte. Schnee auf der Rollbahn, so ergab es die spätere Analyse, hatte das Flugzeug so stark gebremst, dass sie die zum Abheben erforderliche Geschwindigkeit nicht erreichen konnte. Von 44 Personen an Bord kamen 23 ums Leben, darunter acht Spieler von Manchester United. Es war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte des Vereins.

Dank an die „Angels of Munich”

Die zum Teil schwer verletzten Überlebenden wurden damals im Münchner Klinikum rechts der Isar behandelt. Das Team um den Chefarzt Professsor Georg Maurer leistete viele Extraschichten, um die Verunglückten zu versorgen. Ganz England war den „Angels of Munich“ („Engeln von München”) dankbar, Professor Maurer wurde von Königin Elizabeth II. sogar mit dem Orden „Commander of the British Empire“ geehrt.

Das Klinikum rechts der Isar war für damalige Verhältnisse sehr gut auf die Versorgung der Schwerverletzten vorbereitet. So hatte das Haus 1957 seine Operationskapazitäten ausgeweitet: Es verfügte nun über fünf gut ausgestattete OP-Säle, die die Behandlung der zahlreichen Verletzten ermöglichten. Professor Maurer hatte große Expertise in der Versorgung von Unfallopfern, zudem hatte er eine Abteilung für Neurochirurgie eingerichtet und das Klinikum an den Rettungsdienst angeschlossen. Mit seinem Team hatte er sich auch auf Notfalleinsätze vorbereitet.

„Es war viel los im Klinikum”

Elisabeth Weber arbeitete 1958 als leitende Krankenschwester auf der Männerwachstation. „Ich war an dem Tag krankgeschrieben und da habe ich ein Telefongespräch mitbekommen, in dem es hieß, in ganz München sei kein Sanitätswagen mehr frei, weil in Riem ein Flugzeug verunglückt ist. Am übernächsten Tag war ich dann selbst wieder in der Klinik”, erinnerte sich Weber im Februar 2023, anlässlich des 65. Jahrestags des Unglücks. „Die Stimmung war gedrückt. Zwei Patienten waren gestorben. Die anderen Verunglückten hatten teils schwerste innere und äußere Verletzungen”, erzählte Weber: „Nach einiger Zeit kamen auch die Frauen der Patienten aus England. Es war viel los im Klinikum.”

Die Intensivmedizin war 1958 noch im Aufbau, doch Erfahrungen mit schweren Verletzungen gab es im Klinikum rechts der Isar durchaus. „Schon 1955 – da hatte ich gerade im Rechts der Isar angefangen – hatten wir viele schwere und tödliche Fälle”, berichtete Elisabeth Weber: „Man darf ja nicht vergessen: Die Straßenbahnen waren damals überlastet, die Leute haben sich außen drangehängt, sind oft runtergefallen. Und am Ostbahnhof gab es viele Rangierunfälle. Heute ist alles deutlich sicherer.”

Gedenkvitrine in Trudering

Während am Stadion von Manchester United (Old Trafford) seit 1960 eine symbolische Uhr mit der Uhrzeit des Unglücks am 6. Februar 1958 hängt, gibt es inzwischen auch in München ein sichtbares Zeichen der Erinnerung: Am Manchesterplatz in Trudering (Ecke Emplstraße/Rappenweg) steht seit 2020 eine Vitrine im Sinne eines kleines Museums vor Ort. Schautafeln informieren über das Flugzeugunglück und die damalige Mannschaft von Manchester United, dazu haben Fans des englischen Rekordmeisters Schals, Bilder und Kerzen in die Vitrine gelegt. Betreut wird die Gedenkstätte von den „Red Docs Munich”, einem FC-Bayern-Fanclub aus Trudering, der damit das Werk des verstorbenen Stadtrats und Landtagsabgeordneten Hermann Memmel fortsetzte.

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