Preis an Wissenschaftler vom Klinikum rechts der Isar

Bogenhausen · Alarmanlagen des Körpers

Bogenhausen · Der Paul-Martini-Preis geht dieses Jahr an Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar, die Alarmanlagen des menschlichen Körpers enträtseln konnten. Erkenntnisse über die »Alarmanlagen« im menschlichen Immunsystem weisen den Weg zu wirksameren Impfstoffen und neuen Medikamenten gegen Autoimmunkrankheiten. Für einen wesentlichen Beitrag hierzu wurde Privatdozent (PD) Dr. med. Jürgen Ruland vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität (TU) München mit dem Paul-Martini-Preis geehrt.

Weiterer Preisträger ist Prof. Dr. med. Veit Hornung vom Universitätsklinikum Bonn. Die Verleihung fand im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Berliner Paul-Martini-Stiftung, für herausragende Leistungen in der Arzneimittelforschung verliehen.

Das Immunsystem soll den Körper vor Infektionen schützen. Dazu verfügt es über Alarmanlagen, die das Eindringen von Bakterien, Viren oder Pilzen melden und umgehend Abwehrmaßnahmen einleiten. Dabei gibt es weitreichende Parallelen zur Alarmanlage eines Autos: Diese besteht aus Sensoren (etwa Bewegungsmeldern), einem Schaltkästchen und einer Warnsirene. Die menschlichen Alarmanlagen verfügen ebenfalls über Sensoren, nur sind diese winzig klein: Es sind einzelne Moleküle auf und in den Immunzellen, die auf das Erkennen typischer Merkmale von Erregern spezialisiert sind. Schlagen sie an, treten sie in Kontakt mit molekularen Schaltern, die daraufhin eine Art chemische Alarmsirene auslösen.

Diese warnt umliegende Zellen durch Verbreitung von Botenstoffe wie Interleukin-1beta. PD Dr. med. Jürgen Ruland, Forschungsgruppenleiter in der 3. Medizinischen Klinik am Klinikum rechts der Isar der TU München und Leiter der Arbeitsgruppe »Signalleitung im Immunsystem« im Helmholtz-Zentrum München, klärte unter anderem auf, wie der Alarm bei Pilzen, Grippeviren und Tuberkulose-Bakterien ausgelöst wird. Diese Erkenntnisse lassen sich u.a. für bessere Impfstoffe nutzen. Eine gezielte Abschaltung eines Teils der Alarmanlagen wäre hingegen hilfreich zur Behandlung von Lupus. Bei dieser Autoimmunkrankheit löst menschliches Erbmaterial (statt Virenerbgut) einen Fehlalarm und damit eine schwere Entzündung aus. Die genaue Kenntnis der Alarmanlagen dürfte nun die gezielte Entwicklung geeigneter Medikamente erlauben.

Artikel vom 12.05.2010
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