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Da schau her! Ein Münchner sagt seine Meinung
Albrecht Ackerland über Politiker als Praktikanten
München · Allein der Versuch ist löblich: Wenn manch Politiker das Angebot annimmt, in sozialen Einrichtungen eine Art Praktikum zu machen, dann ist das eine schöne Sache. Zumindest vordergründig – schließlich darf man nie vergessen, warum ein Politiker überhaupt Politiker wird. Max Weber – ja, der mit dem Platz – hat einst festgestellt, dem Politiker geht es um Machtgewinn, Machtverteilung und Machterhalt. Dass er das gesagt hat, ist zwar lange her, am Prinzip hat sich freilich nichts geändert.
Wenn eine bayerische Sozialministerin Haderthauer bald in einer Kinderkrippe die vollen Windeln zum Müll bringt, dann geht's ihr nicht zuallererst um die erfolgreiche Entsorgung von Geruchsträgern – sie will weiter Sozialministerin bleiben, womöglich gar Ministerpräsidentin werden, in ihren kühnsten Träumen vielleicht gar amerikanische Außenministerin. Soweit wird sie's nicht bringen, das wird sie schon selbst wissen, aber aller Anfang fängt klein an.
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Zurück zur Windel: Freilich wird bei dem möglichen Haderthauer-Windel-Praktikum ein Fotograf dabei sein, die Welt in Bayern soll schließlich sehen, wie nah am Menschen unsere Sozialministerin ist. Deshalb könnte man eigentlich sagen: Allein der Versuch ist nervig. Aber eine Restfreude kommt schon auch auf, wenn sich professionelle Sesselsitzer neuerdings doch einmal sehen wollen, wie die Menschen so sind, die sie regieren wollen.
Frau Haderthauer hat die Windel also womöglich noch vor sich. Schon einen guten Schritt weiter ist da unser Doktor Peter Ramsauer, das größte bayerische Aushängeschild in Berlin. Der Ramme, wie ich ihn gerne liebevoll nenne, ist Bundesverkehrsminister und war kürzlich zuständig für isländische Asche. Es gab ein Flugverbot, da hielt er sich brav an den Expertenrat. Plötzlich dann lockerte er sein Verbot – noch bevor es neue Forschungsergebnisse zur Gefahr gab. Das zeigt uns, dass unser Doktor Ramsauer ein Praktikum bei einem Lufthansa-Lobbyisten schon mal nicht mehr nötig hat. Das hat er intus, der Ramme. Aber für ihn findet sich sicher auch noch etwas Neues, vielleicht Bohrer beim Bau des zweiten Münchner Stammstreckentunnnels.
Das wäre allerdings ein Job, um den er sich mit Christian Ude streiten müsste. Wobei der Oberbürgermeister einen ganz anderen Besuch bitter nötig hätte: beim Fanbeauftragten der Sechzger. Dann würde er hoffentlich endlich verstehen, dass es ein Schmarrn war, den Verein mit dem FC Bayern in der Allianz-Arena zwangszuverheiraten. Und: dass Giesing ein Stadion braucht. Allein der Versuch wäre löblich.
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