Münchner Tiertafel streitet mit Bundesverband

München · Wie Hund und Katze

Michaela Köhler mit einem ihrer Schützlinge. Foto: js

Michaela Köhler mit einem ihrer Schützlinge. Foto: js

München · Die Münchner Tiertafel sorgt seit Anfang 2008 dafür, dass Hund und Katze nicht hungern müssen. Jetzt wurde die Organisation vom Bundesverband Deutscher Tafeln verklagt und muss nun um ihren Fortbestand kämpfen – zumindest, was ihren Namen angeht. Grund für die Klage: Die Vereinigung befürchtet Verwechslungsgefahr. „Wir befürworten die Arbeit der Initiative“, sagt Sprecherin Anke Assig. Jedoch solle sich die Institution umbenennen.

Im vergangenen Jahr hatte der Bundesverband aus dem gleichen Grund bereits die Münchner Kindertafel vor Gericht gebracht. Unter der Auflage, die Statuten der Vereinigung anzuerkennen, durfte diese ihren Namen jedoch behalten. Bei der Tiertafel ist diese Lösung jedoch nicht möglich, da sich die Vorschriften des Bundesverbands unter anderem auch auf die Qualität von Lebensmitteln beziehen. „Solche Richtlinien wären bei uns absurd“, erklärt Michaela Köhler, Leiterin der Münchner Tiertafel. Etwa 250 Bürger kommen jeden Samstag zwischen 11 und 14 Uhr zur Ausgabestelle der Tiertafel in der Implerstraße 1. „Wir verteilen pro Woche rund eine halbe Tonne Futter“, sagt Köhler. Das meiste davon geht an Hunde- und Katzenhalter. „Aber unsere Besucher haben alles, was kreucht und fleucht“, erzählt sie. Verköstigt werden Wellensittiche und Schildkröten, Meerschweinchen und Mäuse.

Gäbe es die Initiative nicht, müssten viele Menschen, die in Armut geraten, ihre Tiere abgeben. „Das wollen wir vermeiden“, erklärt Köhler. Nicht unterstützt wird von der Tiertafel allerdings, wer sich trotz Geldnot einen haarigen oder gefiederten Begleiter ins Haus holen will. „Ein Haustier bedeutet Verantwortung“, betont die Leiterin. Daher gebe die Organisation ausschließlich für bereits vorhandene Tiere Rationen für vier oder fünf Tage aus: „Wir bieten bewusst keine Vollversorgung, damit die Leute nicht die Füße hoch legen.“ Bei Hinweisen auf nicht artgerechte Haltung macht sie sogar Hausbesuche. „Einmal habe ich gesehen, wie Nagetiere, die viel Auslauf brauchen, in einem Hasenkäfig untergebracht waren“, berichtet sie. Die Folge: Sie hat sofort das Veterinäramt verständigt.

Wer seiner Verantwortung gerecht wird, erhält von der Tiertafel jedoch umfangreiche Unterstützung. „Wir vereinbaren zum Beispiel Ratenzahlungen mit Tierärzten und haben eine Hundetrainerin bei uns“, sagt Köhler. Häufig ergebe sich ein intensiver Kontakt zu den Haltern: „Diese Tätigkeit ist fast wie Sozialarbeit.“

Die beiden Vereine versuchen nun, sich außergerichtlich zu einigen. Doch die Fronten sind verhärtet. „Ein Vergleich kommt für uns nur in Frage, wenn eine Umbenennung stattfindet“, fordert Assig. „Wir werden unseren Namen behalten“, betont indes Köhler.

Von Julia Stark

Artikel vom 08.04.2010
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