MHW-Retter sind zurück aus Haiti

Hilfe aus München

Einsatz unter extremen Bedingungen. Die Mitarbeiter des MHW helfen den Erdbebenopfern von Haiti. Unter den Trümmern suchten die Retter vom MHW noch Tage nach der Katatstrophe nach Überlebenden.	Fotos: MHW

Einsatz unter extremen Bedingungen. Die Mitarbeiter des MHW helfen den Erdbebenopfern von Haiti. Unter den Trümmern suchten die Retter vom MHW noch Tage nach der Katatstrophe nach Überlebenden. Fotos: MHW

München · Verzweifelte Menschen, zusammengestürzte Häuser – das Leid, das die Menschen im Erdbebengebiet in Haiti derzeit erdulden müssen, ist mit Händen greifbar, zumindest für diejenigen, die diese Szene hautnah erleben mussten. Sieben von ihnen, Helfer des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks Deutschland e.V. (MHW), sind vor wenigen Tagen aus der Krisenregion nach München zurückgekehrt.

„In manchen Ecken der Stadt war wirklich jedes zweite Haus eingestürzt“, berichtet Rettungshundeführer Dirk Kolberg, der in Port-au-Prince nach Überlebenden der Naturkatastrophe gesucht hat. Der Rettungshundeführer hat mit seinen insgesamt 21 Kollegen vom MHW war vier Tage lang auf der Karibikinsel Hispaniola, die sich die beiden Staaten Haiti und Dominikanische Republik teilen, im Einsatz. Neben der Rettungshundestaffel der Uni Freiburg, deren Rettungseinsatz von dem in München ansässigen Verein MHW koordiniert wurde, waren auch Mediziner über den Atlantik geflogen.

Haiti – »Helfen, wo Hilfe gebraucht wird«

Erstes Problem: „Wir konnten gar nicht direkt im Krisengebiet landen“, berichtet Sprecherein Beatriz Parente. „Wir mussten in der Dominikanischen Republik landen und sind dann mit den UN auf dem Landweg in Richtung Haiti aufgebrochen.“ In der Grenzstadt Jimani, noch auf Gebiet der Dominikanischen Republik, hatten die Helfer ihr schönstes Erlebnis, wenn man das angesichts der Katastrophe zu bezeichnen kann. „Wir haben zwei Kinder notoperiert, die sonst nicht überlebt hätten, berichtet Parente. Ohne Material und Medikamente hatten die Menschen vor Ort keine Chance den Kindern zu helfen. Die Versorgung der Erdbebenopfer war und ist das größte Problem vor Ort. Das positive Erlebnis, das die Helfer in Jimani hatten, hat trotz des Leids auch Kraft gegeben. Kraft, die die Einsatzkräft in Port-au-Prince brauchten.

Auf dem Landweg sind die Retter aus Deutschland zum Flughafen der Hauptstadt gelangt. Von dort aus begannen die Einsätze. „Nach Erhalt eines Suchgebietes haben wir einfach angefangen, die eingestürzten Häuser abzusuchen, dort wo Einheimische zuvor Geräusche oder gar Rufe gehört hatten. Leider haben wir meistens Leichen geborgen“, berichtet Kolberg. Andere Teams konnten auch Überlebende aus den Trümmern bergen. „Über jede erfolgreiche Suche und Rettung hat sich jeder im Basislager gefreut, egal aus welchen Land oder von welcher Organisation er kam.“

Das bestätigt Jochen Schreib, medizinischer Einsatzleiter: „Als wir nach dem ersten Einsatz zum Basislager im Flughafenbereich zurückgekommen sind, waren wir müde, hatten aber das gute Gefühl endlich geholfen zu haben“. Schreib spricht aber auch über seine Ängste: „Auch in der Nacht hat man den Grund für diesen Einsatz nicht vergessen können, denn man wurde immer wieder von Nachbeben geweckt. Da konnte es einem schon ganz schön mulmig werden.“ Die Helfer verbinden ganz unterschiedliche Eindrücke mit dem Erlebten. Es sind nicht immer nur die Bilder. Auch Geräusche lassen die Erinnerung wieder lebendig werden, in manchen Fällen reagieren die Menschen sogar auf einen bestimmten Geruch. Mit dieser Situation müssen die Helfer klarkommen. Während des Einsatzes hat man keine Zeit, über alles nachzudenken. Erst danach kann die Psyche alles verarbeiten.

Ein Kriseninterventionsteam half dabei schon vor Ort, doch auch untereinander standen sich die Helfer bei, indem sie ganz einfach über ihre Erlebnisse gesprochen haben. „Alle Einsätze werden bei uns nachbereitet“, erklärt Parente, „und zwar sowohl strategisch als auch emotional.“

Eine solche Katastrophe lässt wohl niemanden unberührt. Auch in München gibt es mehrere Initiativen, mit denen die Menschen hier helfen wollen. So findet am Sonntag, 24. Januar, ab 10 Uhr im Fitnesspark München Nord, Schleißheimer Straße 523, eine große Hilfsaktion für Haiti statt. Initiiert haben diese Aktion Erika Fellner und Dr. Rainer Großmann von der CSU Harthof-Hasenbergl. Geplant ist ein Spinracing Marathon, an dem sich jeder Teilnehmer je nach Fitness von einer bis zu vier Stunden beteiligen kann.

Die Startgebühr, das Trainerhonorar und ein Teil des Getränkeumsatzes werden für die notleidenden Menschen in Haiti gespendet. Doreen Schäfer, Leiterin des Fitnesspark Nord: „Es kann jeder, der seine Fitness unter Beweis stellen oder auch nur helfen will, an dem Spinracing Marathon teilnehmen. Im Vordergrund steht an diesem Sonntag der gute Zweck.“

Parallel dazu sammeln Rainer Großmann und Erika Fellner Spenden, die zusammen mit den Einnahmen aus dem Spinracing Marathon an die Deutsche Welthungerhilfe zur Unterstützung der Hilfsaktionen in Haiti überwiesen werden soll.

Auch die MHW freut sich über jeden Spendenbetrag

Auf dem Spendenkonto 2233 bei Bank für Sozialwirtschaft (BLZ: 700 205 00) kann man unter dem Stichwort „Hilfe für Haiti“ seinen Beitrag leisten, dass die Tausenden Menschen in Haiti, die unschuldig in Not geraten sind, bald wieder eine menschenwürdige Lebensperspektive bekommen

Artikel vom 21.01.2010
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