Vortrag von Dr. Dirk Heißerer am 28. Januar

Bogenhausen · Thomas Mann im Herzogpark

Dirk Heißerer. 	Foto: Christian Bleier

Dirk Heißerer. Foto: Christian Bleier

Bogenhausen · NordOstKultur lädt zu einem öffentlichen Vortrag am Donnerstag. 28. Januar 2010, um 19.15 Uhr, im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Vereins in den Pfarrsaal St. Thomas, Cosimastraße 204, München-Oberföhring, ein. Der Eintritt ist frei. Für den Vortrag konnte Dr. Dirk Heißerer, geboren 1957, gewonnen werden. Er ist Literaturwissenschaftler in München sowie Veranstalter literarischer Spaziergänge und Exkursionen.

Nähere Informationen im Internet unter www.lit-spaz.de.

Der Autor und Herausgeber wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet. Seit 1999 ist er Vorsitzender des Thomas-Mann-Förderkreises München e. V. Im Herbst 2009 erhielt er in Lübeck die Thomas-Mann-Medaille.

Die Hälfte seines Lebens verbrachte Thomas Mann in München, 23 Jahre davon wohnte er im Herzogpark. Dort fand Thomas Mann eine Literatenwelt, die sich mehrfach mit Goethes Weimar vergleichen lässt. Der fürstlich-repräsentative Name des Neubauviertels leitet sich ab von der Familie des Herzogs Max in Bayern (Vater der Kaiserin Elisabeth von Österreich), die das Auwaldgelände an der Isar 1900 an eine Terraingesellschaft verkaufte.

Das stattliche Wohnhaus Thomas Manns an der Poschingerstraße 1 wurde ab 1914 zur ersten Adresse des literarischen München, erst recht während der Weimarer Republik, und nahm »auf eigene Art« (Thomas Mann) die Tradition Goethes und seines Hauses am Frauenplan in Weimar wieder auf. Den literarischen Anspruch des Herzogparks verstärken bis heute die vielen Dichterstraßen. Auf seinen Spaziergängen sinniert der autobiographisch kaum verhüllte Erzähler in Herr und Hund, »welcher Schöngeist von Spekulant« sie benannt habe: »Da ist eine Gellert-, eine Opitz-, eine Fleming-, eine Bürger-Straße« (in deren Nr. 9 Peter de Mendelssohn (1908-1982), Thomas Manns erster Biograph, 1980 für seine beiden letzten Lebensjahre einzog, nachdem er seit 1971 im kleinen weißen Haus an der Rümelinstraße 10 zusammen mit seiner Lebensgefährtin Anita Naef (1925-2000) an seiner großen Studie gearbeitet hatte »und«, so fährt der Erzähler fort, »sogar eine Adalbert-Stifter-Straße ist da«, auf der er sich, mit Blick auf die grandiosen Landschaftsschilderungen Stifters, »mit besonders sympathischer Andacht« ergehe.

Das »kleine Weimar« im Münchner Herzogpark versammelte mit Thomas Mann befreundete oder gut bekannte Dichter, Musiker und Wissenschaftler. Dazu gehörten der Dirigent und Generalmusikdirektor Bruno Walter, der Komponist Walter Courvoisier, der Dichter Alfred Walter Heymel, der Dichter, Theaterkritiker und Parodist Hanns von Gumppenberg, der Schriftsteller Bruno Frank, der Schriftsteller Alfred Neumann u.a. Auch die Kinder der Manns öffneten weitere Häuser in der Nachbarschaft. Zu den engsten Jugendfreunden der beiden Ältesten Erika und Klaus gehörte Richard Hallgarten, der erste von zwei Söhnen des Juristen und Germanisten Robert Hallgarten. Somit war spätestens im Herbst 1929, als Thomas Mann den Nobelpreis für Literatur erhielt, aus dem Herzogpark ein kleines Weimar bereits von zwei Generationen geworden.

Artikel vom 12.01.2010
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