Seit zehn Jahren kümmert sich Helga Asenbaum um den Baum in der Türkenstraße

Maxvorstadt · Kastanie, die Kraft gibt

Helga Asenbaum vor »ihrer« Kastanie am Georg-Elser-Platz, die die Maxvorstädterin seit genau zehn Jahren liebevoll hegt und pflegt. Foto: js

Helga Asenbaum vor »ihrer« Kastanie am Georg-Elser-Platz, die die Maxvorstädterin seit genau zehn Jahren liebevoll hegt und pflegt. Foto: js

Maxvorstadt · Es ist jetzt genau zehn Jahre her, da hat Helga Asenbaum die Kastanie am Georg-Elser-Platz gerettet. Die Stadt hatte damals die Fällung des mehr als hundert Jahre alten Baumes beschlossen. Gemeinsam mit den Anwohnern der Türkenstraße konnte die heute 71-Jährige dies verhindern – und kümmert sich seither liebevoll um ihren Schützling.

Das »Münchner Zentrum« honoriert ihren Einsatz nun mit einer besonderen Auszeichnung: Asenbaum erhält den Weihnachtsengel 2008. Im vierten Stock des Treppenhauses in der Türkenstraße zeigen großformatige Fotos eine Kastanie im Wechsel der Jahreszeiten mit schneebedeckten Ästen und voller, grüner Krone. Von ihrem Wohnzimmer aus hat Asenbaum, die seit 1982 im Viertel lebt, einen direkten Blick auf das Original. Doch dass der alte Baum noch steht, ist keine Selbstverständlichkeit.

»Es war vor genau zehn Jahren um die Weihnachtszeit, ich kam gerade von Dreharbeiten zurück«, beginnt die ehemalige Regieassistentin, die unter anderem an Kultserien wie »Monaco Franze«, »Kir Royal« und dem Film »Herbstmilch« mitgearbeitet hat, zu erzählen. Damals habe es in der Maxvorstadt noch viele kleine Läden für den täglichen Bedarf gegeben, wo nicht nur Einkäufe gemacht, sondern auch Informationen ausgetauscht wurden. »In dem Schreibwarengeschäft bei uns im Haus habe ich erfahren, dass die Kastanie gefällt werden sollte«, erinnert sie sich. Der Grund: Ein Gutachten der Stadt hatte den Baum zum Gefahrenbaum erklärt, der möglicherweise umstürzen könnte.

»Ich bin aus allen Wolken gefallen«, sagt Asenbaum. Hinnehmen wollte sie diese Entscheidung auf keinen Fall. Beherzt setzte sie zur Gegenwehr an, ließ Plakate von dem Baum mit der Aufschrift »Rettet mich – ich soll geschlachtet werden« drucken und sammelte bei den Anwohnern rund 5.000 Mark für ein Gegengutachten. Mit Erfolg – die zweite Untersuchung ergab, dass die Kastanie erhalten werden konnte. »Es wurden Bänder befestigt, die mit der Kraft eines Orkans an den Ästen zogen«, sagt sie. Das Ergebnis: Der Baum blieb stabil.

Seitdem hegt und pflegt Asenbaum ihre Kastanie. Jeden Herbst entfernt sie sämtliche Blätter vom Boden. »Das schützt den Baum vor der Miniermotte, die das Laub braun werden lässt«, weiß sie. Außerdem lässt sie einmal im Jahr einen Baumpfleger aus Niederbayern kommen, der die Kastanie mit biologischen Insektenvernichtungsmitteln spritzt. Die Kosten von jährlich rund 1.000 Euro übernimmt sie selbst. Weshalb sich Asenbaum so für die Kastanie stark macht? »Ich glaube, vor allem Frauen haben eine besondere Beziehung zu Bäumen«, erklärt sie. »Es geht eine ganz spezielle Kraft von ihnen aus.«

Außerdem sei der Georg-Elser-Platz für die Anwohner der Türkenstraße ein beliebter Treffpunkt. An dem kleinen Mäuerchen um den Baum kämen im Sommer Alt und Jung zusammen. »Die große Kastanie gibt diesem Ort etwas Beschützendes.« Für die Zukunft erhofft sie sich, dass sie sich auch noch in den nächsten zehn Jahren um den Baum kümmern kann. Julia Stark

Artikel vom 22.12.2008
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