Holzsitze in neuen Trambahnen

Ein Hauch von Nostalgie

München · »Worauf sitzt man besser?« Auf Polster oder auf Holz? Kein Zweifel: In modernen Münchner Cafes und so manchem Restaurant sind elegante Holzstühle derzeit in, und viele fühlen sich stundenlang darauf wohl. Gilt das auch für U-Bahn und Tram?

Fest steht bisher: Die Meinungen darüber gehen auseinander. Die SWM-Verkehrsbetriebe hatten vor zwei Jahren ihr Modell des neuen U-Bahnzuges sowohl mit neuen dunkelblauen Polstersitzen als auch mit Holzschalensitzen ausgestattet und die über 200 Besucher befragt. Was gefällt Ihnen besser? Worauf sitzen Sie lieber? Was finden Sie hygienischer? Das Ergebnis war eindeutig zweideutig: Die Hälfte war für Polster, die andere für Holz.

»Wir haben daher eine salomonische Entscheidung versucht«, so SWM-Geschäftsführer Herbert König. Die neuen U-Bahnzüge, der erste wird in wenigen Monaten in München eintreffen, erhalten sowohl Holz- als auch Polstersitze, jeweils in einzelne Sitzgruppen aufgeteilt. Unsere Kunden können also künftig wählen.

Bei der Tram ist ein Wechsel innerhalb des gegenüber der U-Bahn viel kürzeren Innenraums nicht sinnvoll. Hier sind 10 Züge mit Polstersitzen und 10 Züge mit Holzschalensitzen bestellt. Die »Polsterzüge» sind bereits im Einsatz. Nun steht mit dem Wagen Nr. 2211 der erste Zug mit den neuen Holzschalensitzen zum Test bereit. Das Wort »Test« ist durchaus ernst gemeint. Denn die Sitze in der Bahn halten der starken Inanspruchnahme ohnehin in der Regel nur einige Jahre stand, dann müssen sie erneuert werden Bewusst ist daher die Sitzkonstruktion so gewählt, dass in allen Zügen bei einem Ersatz der Sitze in einigen Jahren sowohl auf Polster als auch auf Holz umgerüstet werden kann.

Die Erfahrungen der nächsten Jahre entscheiden also über den endgültigen Stil. Zu den Erfahrungen wird gehören: Wie urteilen die Kunden? Dazu wird nach einiger Testzeit auch eine Befragung durchgeführt. Aber auch eigene Erfahrungen der SWM-Verkehrsbetriebe werden eine Rolle spielen: Welche Sitze werden eher beschädigt? Welche halten länger, wirken länger ansehnlich? Auf das Ergebnis darf man gespannt sein! Holzsitze sind in München nicht ganz neu. Viele Jahre waren sie Standard in der Tram und auch im Bus. Erst in den achtziger Jahren setzten sich im ÖPNV in Deutschland Polsterstoffe durch. Doch der Zeitgeschmack ändert sich.

Nun ist allerdings nicht irgendein Holzsitz in die Münchner Tram eingebaut, sondern eine spezielle Neuentwicklung, abgestimmt auf das Fahrzeugdesign und die spezielle Beanspruchung. Es handelt sich um helle, körpergerecht geformte Holzschalen, die nach einem modernen Verfahren erstmals aus schichtverleimtem Holz ausgeführt werden. Schichtverleimte Holzschalen wurden bereits für weltbekannte Designklassiker der Moderne verwendet und finden bei anspruchsvoll gestalteten gewerblichen Sitzmöbeln weltweit Verwendung. Für ihre Beliebtheit sprechen nicht nur die gute Formbarkeit eines natürlichen, körpersympathischen Materials, sondern, für ein Verkehrsunternehmen von besonderer Wichtigkeit, die Langlebigkeit und Haltbarkeit des Sitzes.

Das verwendete Material ist dabei weitgehend vandalismusresistent und leicht zu reinigen. Die Oberfläche konnte so strukturiert werden, dass ein lästiges Verrutschen beim Sitzen, trotz glatter Oberfäche, weitgehend verhindert wird. Fazit: Nicht »Holzklasse« à la Ludwig-Thoma-Bahn war das Motto, sondern modernstes Design auch bei den Sitzen. Ob’s den Münchnerinnen und Münchnern gefällt? Man wird sehen!

Artikel vom 15.02.2001
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