Realistischer Projekttag »Bewerbungstraining« der neuen Jugendsozialarbeit

Garching · »Das war wie in echt!«

»Nächstes Jahr machen wir das früher!«: Auch die Jugendsozialarbeiter Elisabeth Geisler-Moroder und Daniel Wolf haben aus dem Projekttag »Bewerbungstraining« wertvolle Lehren gezogen.Foto: gf

»Nächstes Jahr machen wir das früher!«: Auch die Jugendsozialarbeiter Elisabeth Geisler-Moroder und Daniel Wolf haben aus dem Projekttag »Bewerbungstraining« wertvolle Lehren gezogen.Foto: gf

Garching · Sie ist völlig außer sich: »Dann hat er mich lauter Sachen gefragt, ›Wer ist der Bundesminister von Deutschland‹ und so – ich weiß das alles gar nicht.« Völlig aufgelöst erzählt die Neuntklässlerin der Garchinger Hauptschule von ihrem allerersten Bewerbungsgespräch.

Gerade eben hat sie die Tür zum Klassenzimmer hinter sich zu gemacht und steht heftig gestikulierend auf dem Gang der Hauptschule, umringt von zwei Mitschülerinnen. »Das war wie in echt; Ich glaube ich habe ein Praktikum bekommen.«

Elisabeth Geisler-Moroder und Daniel Wolf freuen sich mit dem Mädchen. Dabei müsste Geisler-Moroder, die eigentlich aus Innsbruck kommt, selber kurz grübeln wer deutscher Außenminister ist. Es war nicht die erste Überraschung für die Diplom-Sozialarbeiterin, die sich zusammen mit dem Diplom Sozialpädagogen (FH) Wolf, die seit 1. Oktober geschaffene Stelle der Jugendsozialarbeit an der Garchinger Hauptschule teilt.

Ihr erstes gemeinsames Projekt, das Bewerbertraining für die Schüler der neunten Klassen am vergangenen Donnerstag, steckte eben voller Überraschungen. Medienrummel, bohrende Fragen, im falschen Moment klingelnde Handys… »Am meisten hat mich verblüfft, dass die Idee vom Bewerbertraining bei allen Beteiligten sofort gut angenommen wurde«, sagt Geisler-Moroder. Quasi »zu Fuß« klapperte sie Unternehmen und Betriebe in Garching und Umgebung ab und sprach die jeweiligen Personalchefs an, ob sie sich an dem Bewerbertraining beteiligen würden. »Ich traf fast immer auf reges Interesse.«

Der »ganz große Testlauf« entwickelte sich rasch zur punktgenauen Standortbestimmung – nicht nur für die Schüler. Schließlich konnten die regionalen Unternehmen, (Einzelhandel, Dienstleister, KFZ-Werkstätten) mit der nächsten Generation Arbeitnehmer am Donnerstag direkt vor Ort auf Tuchfühlung gehen. Die wichtigsten Spielregeln dazu wurden schon im Vorfeld abgesteckt. »Wir haben einen genauen Plan, wer wann zu welchem Bewerbungsgespräch geht«, beschreibt Geisler-Moroder die logistische Herausforderung. Alle Schüler (bis auf zwei erkrankte) der Abschlussklassen mussten schließlich in der Zeit zwischen 8.30 und 11 Uhr unter einen Hut gebracht werden, um »möglichst effektiv zu sein«. Im Unterricht wurden Bewerbungsgespräch, Verhaltensregeln und Unterlagen zuvor von den Klassenlehrerinnen Eva Hofrichter und Sonja Strunz vermittelt und trainiert. »In der Live-Situation ist das noch einmal was ganz anderes«, weiß Sozialarbeiterin Geisler-Moroder um die Nöte ihrer Schützlinge. »Doch als ich die ganze Mannschaft heute früh in der Aula sah, wie sie sich extra für das Bewerbungsgespräch schick gemacht hatten und den Gesprächen entgegenfieberten, wusste ich ›Das wird richtig gut werden!‹.«

So sprach Geisler-Moroder am Montag von einem gelungenen Projekttag. »Wir haben alle viel gelernt.« Zwar hätten sogar einzelne Schüler einen Ausbildungs- oder wenigstens einen Praktikumsplatz erhalten, »in erster Linie ist es uns darum gegangen, dass sie die Situation unter realen Bedingungen üben.« In Einzelgesprächen arbeitet Geisler-Moroder jetzt die Ergebnisse aus dem Projekttag mit den Schülern auf. Mangelnde Selbstständigkeit und ein schlechter Wissensstand über ihren Wunschberuf kritisierten die Personalchefs bei den Schülern. G. Feind

Artikel vom 16.01.2007
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