Am Freitag ist Weltfrauentag – und ein Vater berichtet aus dem Müttertreff Moosach

Moosach · »Mein erster Tag im MTM«

Torsten Ropeter und seine Tochter Mavie trifft man(n) jetzt öfter im Müttertreff.	Foto: Privat

Torsten Ropeter und seine Tochter Mavie trifft man(n) jetzt öfter im Müttertreff. Foto: Privat

Moosach · Erziehung ist Elternsache – und deshalb sind im Müttertreff Moosach auch Väter anzutreffen. Torsten Ropeter ist einer davon, und er nimmt seine Vaterpflichten ernst. Zum Weltfrauentag (8. März) berichtet er von seinen Erlebnissen im Müttertreff: »Heute bin ich mit Mavie allein. Lisa ist den ganzen Vormittag unterwegs. Ich muss meine Vaterpflichten erfüllen und den knapp zwei Jahre alten Wirbelwind beaufsichtigen ...

... Bevor sie ging, hat Lisa noch gesagt: ›Wenn du Probleme bekommst, geh ruhig zum Müttertreff, wir sind dort Mitglied. Es gibt dort meistens andere Kinder, mit denen Mavie spielen kann, und du kannst Kaffee trinken und dich mit den anderen Erwachsenen unterhalten!‹ Ich schaffe das schon, antworte ich und denke, es kann doch nicht so schwer sein, meine Tochter ein paar Stunden zu beschäftigen. Und außerdem: Der Müttertreff! Ich war zwar schon mal da und habe Mavie vom Miniclub abgeholt, aber für längere Zeit da bleiben? Nein, das möchte ich dann doch nicht.

Wie erwartet, schreit Mavie, als Lisa die Wohnung verlässt. Aber schon nach zwei Minuten ist sie begeistert dabei mit mir einen Lego-Turm zu bauen. Super! Läuft ja wie geschmiert. Mavie ist beschäftigt, da kann ich ja gleich mal meine E-Mails prüfen und ein bisschen im Internet surfen. Großer Fehler! Mavie steht, kaum dass der Computer hochgefahren ist, neben mir und verlangt lautstark: ›Papa, Te Ta!‹ Te Ta heißt bei Mavie ›Teletubbies‹ und meint, sie will Video schauen. Doch Fernsehen halte ich für keine gute Alternative, auch weitere Beschäftigungsversuche halten sie nicht lange bei der Stange. Oh Mann! Ganz schön anstrengend, und erst eine halbe Stunde rum!

Nach einer weiteren halben Stunde sind meine Bedenken, was den Müttertreff angeht, verflogen und ich bin, nachdem Mavie auf meine Frage: ›Mavie, Müttertreff?‹ mit einem freudigen ›Ja!‹ reagiert hat, auf dem Weg dahin. Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen gehe ich das Kind tragend die Treppe zum Müttertreff hinauf. Schon erwartet mich die erste Hürde. Was ist das? Warum zeigt denn die Türklinke innen nach oben? Aha, das Schild im Inneren klärt mich auf: ›Tür immer geschlossen halten!‹ Die hier tobenden Kleinkinder können die Tür so nicht öffnen und die Treppe runterstürzen oder gar auf die Straße laufen. Gar nicht so blöd!

Drinnen sind knapp ein Dutzend Kinder lautstark mit allerhand Spielzeug beschäftigt. Es gibt einen Kletterturm mit Rutsche, weiter hinten spielen drei Kinder an kleinen Tischen mit Puppen, andere sind mit Autos im Parkhaus, riesigen Bausteinen, Wipptieren oder einer Puppenküche beschäftigt.

Da ich meine volle Aufmerksamkeit brauche, um zwei sich jagenden Tretautos auszuweichen, erschrecke ich leicht, als ich die freundlich lächelnde Frau gleich neben mir entdecke, die das Chaos genau im Blickfeld hat. Aha, das muss die so genannte Dienstmutter sein, von der Lisa mir erzählt hat. Hinter einer Trennwand kann ich weitere Frauen kaffeetrinkend an einem großen Tisch entdecken. Wahrscheinlich die Mütter der Rabauken vor mir. Sie schauen zwar kurz auf, nachdem ich den Raum betreten habe, nehmen mich aber nicht weiter zur Kenntnis. Ich bilde mir ein, bei einigen ein kurzes hämisches Grinsen zu erkennen: ›Schau an! Ein Vater! Haha!‹

›Hallo, ich, äh, wir sind hier Mitglied und ich möchte heute zum ersten Mal am offenen Treff teilnehmen‹, sage ich, während Mavie kraftvoll versucht sich meinem Griff zu entwinden, um in der spielenden Kinderschar zu verschwinden. ›Ist in Ordnung‹, ist die kurze Antwort der Dienstmutter.

Mavie flitzt sofort zu den anderen Kindern und greift sich ein freies Bobbycar. Ich gehe in Richtung der Frauen, dem Kaffeeduft folgend. Dort angekommen setze ich mich erst einmal und schaue mich um. An der Stirnseite des großen Tisches ist eine Mutter damit beschäftigt ihr Kind zu füttern, während sie gleichzeitig mit zwei anderen Müttern über die Krabbelphase im zweiten Lebenshalbjahr diskutiert. Andere Mütter reden über Kindergartenplätze und Schulen, während ich schweigend danebensitze. Mir kommt langsam der Gedanke, dass in einem Müttertreff Väter unerwünscht sein könnten.

Plötzlich werde ich aus meinen Grübeleien gerissen. Ein Kind hat sich wehgetan, zum Glück nicht meins. Zu meinem Entsetzen stellt sich aber heraus, dass meine Tochter ein anderes, viel kleineres Mädchen mit ihren Fingernägeln gekratzt hat. Ich könnte im Boden versinken und entwerfe in Gedanken schon den effektivsten Fluchtplan. Zum Glück sagt die Dienstmutter, dass Mavie nicht angefangen habe und dass außerdem solche Streitigkeiten ganz normal in dem Alter wären. Von da an ist das Eis zwischen den Geschlechtern gebrochen.

Ich diskutiere mit bei Themen wie Zähnekriegen, Durchschlafprobleme und Babykost. Außerdem trinke ich zwei überaus leckere Cappuccini und übernehme sogar kurz die Aufsicht bei den Kindern. Die Zeit verfliegt und um 12 Uhr macht sich ein gut gelaunter Vater mit seiner müden, satten und zufriedenen Tochter auf den Heimweg. Schade, dass sich bisher so wenig Väter dort einfinden.

Nach dem Tag ist mir klar, dass sich der Müttertreff auch gerne über Väter freut. Ich werde sicherlich nochmal mit Mavie dort hingehen. Schließlich ist es ein offener Treff für Familien. Als Lisa heimkommt, schläft Mavie und ich sage: ›Habe ich doch gesagt: War alles kein Problem!‹ «

Artikel vom 07.03.2006
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