Tausende werfen einen Blick hinter die Kulissen der Universität in Garching

Garching · Auf dem Elfenbeinturm

Am Samstag nahmen Interessierte die Wissenschaft unter die Lupe – im wahrsten Sinne des Wortes.	 Foto: ras

Am Samstag nahmen Interessierte die Wissenschaft unter die Lupe – im wahrsten Sinne des Wortes. Foto: ras

Garching · Normal bleibt es ja Forschern und Studenten vorbehalten, tief in die Geheimnisse der Mathematik, Chemie oder Astrophysik vorzudringen. Am vergangenen Samstag aber bestiegen auch Nicht-Eingeweihte den Elfenbeinturm der hohen Wissenschaft – und zwar zu Tausenden. 17 Einrichtungen der Technischen Universität (TU) in Garching nämlich luden zum »Tag der offenen Tür« ein.

Wissenschaft zum Anfassen – unter diesem Motto durften Interessierte an den Schalthebeln diverser Apparate hantieren und die Wunderwerke der Natur im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe nehmen. Eine Traube von Menschen sammelte sich etwa vor der so genannten Plasma-Fusionsanlage im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik.

Vor unzähligen Röhren, Kabeln, Linsen und kompliziert angebrachten Spiegeln, die ihre Strahlkraft in die verwinkeltsten Ecken leiteten, erläuterte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, wie dieses Gerät einfallendes Licht in seine einzelnen Farbbereiche aufspaltet und Temperatur oder magnetische Felder exakt bestimmt. Mit diesem Apparat soll es sogar möglich sein, kleinste Kratzspuren auf Brillen oder Kohlenstoffschichten auf jahrhundertealten Münzen zu entfernen – »das ist von unschätzbarem Wert für die Archäologie«, so der Wissenschaftler.

Was es hingegen mit der Welt der »numerischen Simulation« auf sich hat, die neben der Theorie und dem Experiment als dritte Säule des Wissenserwerbs gilt, konnten die Besucher in einem virtuellen Rundgang durch das Informatik-Gebäude erfahren.

Einblicke in das größte Teleskop der Welt, dem »Hubble Space Telescope«, gewährte hierbei die europäische Raumfahrtorganisation ESA via Video-Einspielung.

Ein eigens für Kinder eingerichtetes Planetarium ließ die Welt der Sterne, Milchstraßen und Galaxien auf einer Schwindel erregenden Projektionsfläche kreisen. Außerdem setzten sich Nachwuchs-Wissenschaftler im Kinderprojektraum des Plasmaphysik-Instituts mit den Tücken des Lötens auseinander, sie experimentierten mit Lupen und Magneten und durften sogar durch ein Fernrohr das »Fusionskraftwerk Sonne« beobachten. Hier erfuhren sie, dass die Sonne infolge der Energieumwandlung pro Sekunde um vier Millionen Tonnen leichter wird – und das seit Milliarden Jahren. Dennoch habe der Himmelskörper erst ein Zehntausendstel seiner Gesamtmasse eingebüßt.

Und so weiter, und so fort: Ob Mathematik, Maschinenbau, Medizintechnik, Abfallwirtschaft oder die hauseigene Feuerwehr: Keinen Bereich gab es, der nicht mit verständlichen Vorträgen neugierig gemacht hätte. So blieben am Ende des langen Tages keine Wünsche mehr offen. Und der kleine Marco Schmidt aus Olching zumindest weiß jetzt, was er einmal machen möchte: »Am liebsten Elektrotechnik studieren!« Rafael Sala

Artikel vom 25.10.2005
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