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»Verkehrssicherheit auch gegen Bürgerwillen« – Die Polizei jagt Radlsünder
München · Über Rot mal flott zur Uni
Polizei hat Radl vor der Uni im Visier: »Gerade junge Leute fahren wilder.« F: simo
München · Christian Ude radelt, Edmund Stoiber gelegentlich auch – und im Schnitt rollen täglich rund 100.000 Münchner auf dem Drahtesel durch die Stadt. Manche von ihnen relativ ungebremst: »Platz eins der Hitliste der Vergehen auf dem Fahrrad sind Rotlichtverstöße«, klagt Verkehrspolizei-Chef Hans-Jürgen Notka.
Vor allem auf Ludwig- und Leopoldstraße radeln viele regelwidrig; daher hat die Polizei dort im Juli Schwerpunktkontrollen durchgeführt – bis zu 25 Beamte waren im Einsatz.
Die Bilanz: Innerhalb von zwei Wochen verstießen 1.350 Radfahrer gegen die Straßenverkehrsordnung.
Das häufigste Delikt war mit 901 Fällen das Überfahren roter Ampeln. Bei weiteren 208 »Verkehrssündern« stand die Ampel bereits mehr als fünf Sekunden auf Rot. Hierfür kassierten die Radfahrer einen Punkt in Flensburg und 75 Euro Strafe. Weitere Vergehen waren das verbotswidrige Befahren des Gehwegs oder des Radwegs in falscher Richtung. Und mobil telefonieren ist auch auf dem Radl verboten.
Nach einem Gespräch mit den Polizisten hätten die Radler ihre Fehler stets eingesehen. Interessant ist, dass die »Verkehrssünden« in der zweiten Einsatzwoche um 60 Prozent gesunken sind: Die Nachricht von den Kontrollen hat sich scheinbar wie ein Lauffeuer verbreitet. Außerdem hätten Bürger Zettel mit Hinweisen wie »Vorsicht Radfahrer, Rotlichtkontrolle!« an Laternenmasten gepinnt.
»Es ist mir schon klar, dass die Radfahrer in der zweiten Kontrollwoche nicht aus einer höheren Einsicht heraus vernünftiger gefahren sind«, sagt Notka. Eine solche könne man den Radlern leider nicht von heute auf morgen einimpfen. »Aber ich bin gewillt, Verkehrssicherheit auch gegen Einsicht und Willen des Bürgers durchzusetzen«, sagt er. »Wenn sie sich nicht aus der Vernunft heraus an die Regeln halten, dann eben aus Angst vor Strafe. Sanktionen sind der erste Weg zur Besserung – und keine Schikane.« Notka glaubt, dass er die Radfahrer somit vor »potenziellem Selbstmord« bewahrt.
Gerade in Ludwig- und Leopoldstraße passieren viele Fahrradunfälle. »Die Strecke ist stark befahren. Sie ist bekanntlich die ideale Nord-/ Südverbindung der Stadt.« Außerdem seien hier viele junge Leute unterwegs. »Die fahren in der Regel wilder.« Allerdings baut eher »das Mittelalter« Unfälle, so Notka: »Die 25- bis 44-Jährigen sind statistisch gesehen am wackligsten unterwegs.«
Ob die Polizei nochmals eine Schwerpunktkontrolle macht, sei ungewiss. »Das kostet Kapazitäten«, weiß Notka. Allerdings machen Fünf- und Sechs-Mann-Teams den ganzen Sommer über Radlkontrollen im gesamten Stadtgebiet.
Insgesamt ereigneten sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1.119 Fahrradunfälle. 891 Menschen wurden dabei verletzt, drei getötet. Bei mehr als der Hälfte der Unfälle soll das Nichtbeachten der Verkehrsregeln durch die Radfahrer die Ursache gewesen sein. nan
Artikel vom 28.07.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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