Synchronschwimmen mit den »Isarnixen«

München · Münchens Meerjungfrauen

Die »Isarnixen« beherrschen alle Kunstschwimm-Varianten.Fotos: MKV

Die »Isarnixen« beherrschen alle Kunstschwimm-Varianten.Fotos: MKV

München · Und wieder mal haben’s die Männer erfunden! Das Synchronschwimmen – ein Sport, der das »starke Geschlecht« dank der knappen Bekleidung der Teilnehmerinnen heutzutage bei Olympia vor den Fernseher lockt, keinesfalls aber von ihm ernst genommen wird – war ursprünglich eine Männerdomäne.

Als 1891 in Berlin der erste Wettkampf im »Reigenschwimmen« stattfand, übten sich nur Herren in der anmutigen Disziplin; eine Dame in engem, nassen Schwimmgewand galt als unzüchtig. Doch das sollte sich bald ändern: 1903 gründeten sich die Münchner »Isarnixen«; kurze Zeit später durften auch Frauen an Wettkämpfen teilnehmen. Schon bald wurden Männer gänzlich aus dieser Sportart vertrieben.

Mit einer über hundertjährigen Vereinsgeschichte sind die Isarnixen heute der älteste und zugleich der erfolgreichste deutsche Synchronschwimmclub: Zwei Vereinsmitglieder nahmen bei den Olympischen Spielen in Barcelona teil; Bettina Wrase, die aktuelle deutsche Meisterin, ist eine Isarnixe – und auch die deutsche Jugendmeisterin und die Jugend-Vizemeisterinnen schwimmen für den Münchner Verein.

Dieser Erfolg erfordert hartes Training und Disziplin: Sechsmal in der Woche trainieren die begabtesten Schwimmerinnen Konditionsaufbau, Bahnenschwimmen, Akrobatik im Wasser und am Beckenrand. Außerdem nehmen sie Ballettunterricht – und am Wochenende stehen Wettkämpfe oder Showschwimmen auf dem Programm.

Anfänger starten mit ein- oder zweimaligem Training pro Woche. Idealerweise beginnen Synchronschwimmer im Alter von 7 bis 8 Jahren, die Isarnixen bieten aber auch Kurse für Erwachsene an. In jedem Fall sollten die angehenden Wasserballerinen gute Brustschwimmerinnen und Taucherinnen sein.

Der Sport, der oft belächelt wird, erfordert von seinen Athleten außergewöhnliche Begabungen: Sie entwickeln in ihrer Sportart Fähigkeiten von Schwimmern, Bodenturnern, Eiskunstläufern, Wasserballspielern und Tänzern – und das ohne festen Boden unter den Füßen. Sie müssen beweglich, musikalisch und motorisch begabt sein, da die Bewegungsabstimmungen bei einer Gruppenkür besonders schwierig sind.

Trotz vielseitiger Möglichkeiten gehört Synchronschwimmen, das seit 1984 eine olympische Disziplin ist, immer noch nicht zum Breitensport – was auch die Isarnixen schon schmerzlich gespürt hatten: Obwohl die deutsche Meisterin Bettina Wrase sich für die letztjährigen olympischen Spiele qualifiziert hatte, konnte sie in Athen nicht dabei sein, da der deutsche Schwimmverband die Teilnahme der Synchronschwimmerinnen nicht unterstützte. Sponsoren werden im Synchronschwimmen dringend gesucht.

Vielleicht würde sich die Situation ja verbessern, wenn wieder mehr Männer den anspruchsvollen Sport betrieben.

Synchronschwimmer sind zwar noch selten, aber keinesfalls unerwünscht. Außer bei der Olympiade: Da wurde 2004 die erste Teilnahme eines männlichen Wasserballerinos, des Amerikaners Bill May, verboten. Kathrin Sauerborn

Artikel vom 08.06.2005
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...