Am Aschermittwoch zum Fischessen

München · Gegen den Kater

München · Das Fischessen ist nur ein Teil der umfangreichen Karnevalstraditionen. Dabei hat sich die ursprünglich kirchliche Bedeutung des Fischessens am Aschermittwoch als Auftakt der Fastenzeit, in der kein Fleisch gegessen wird (daher auch der Name »Karneval« von »carne vale« = »Fleisch, lebe wohl«) schon seit längerem abgelegt.

Heute wird das Fischessen vielmehr dazu genutzt, um sich von der mehr oder weniger organisierten Fröhlichkeit, die selten ohne Alkohol auskommt, zu regenerieren. Das Fischessen ist allerdings nur ein Element in der langen Kette von Traditionen. Alleine für sich kann es nicht stehen. Und so ist es auf die anderen Elemente einfach angewiesen.

Der Karneval wird traditionell am »Elften Elften« um 11.11 Uhr eröffnet. Dann folgen bis zur Weiberfastnacht Karnevalssitzungen mit den bekannten »Bütt-Reden«. Die »Waschbütt« (der Waschzuber) diente ursprünglich dazu, schmutzige Wäsche zu waschen. Im Karneval diente die Bütt, zumeist in Form eines Fasses, dem Redner als »Stellplatz«, aus dem er »schmutzige Wäsche waschen« und dem Publikum die Leviten lesen kann.

Die Weiberfastnacht, traditionell am Donnerstag vor dem eigentlichen Karneval, gehört den Frauen. Ein gängiges Ritual besteht darin, den Männern die Krawatten abzuschneiden. Die Weiberfastnacht geht auf den seit dem 14. Jahrhundert bezeugten Brauch zurück, dass in Städten die Ehefrauen der ratsfähigen Familien zu einem eigenen Mahl und Tanz geladen wurden. Später veranstalteten die Frauen selber Feste und dem befristeten Recht, den Männern zu befehlen.

Verschiedene Formen der Weiberfastnacht haben sich in fränkischen Orten, im Wiwerfastelovened in Köln und bei den Marktfrauen in München erhalten.

Der Rosenmontag ist der Höhepunkt des Karnevals. Um 11.11 Uhr starten in den Karnevals-Hochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz die Rosenmontagszüge. Der Begriff geht vermutlich auf den westmitteldeutschen Ausdruck »rosen« zurück, was so viel bedeutet wie toben oder rasen. Auch am Faschingsdienstag, meist als »Veilchendienstag« bezeichnet, sind die Straßen von übermütiger Fröhlichkeit und Gelöstheit geprägt. Am Ende dieses Tages steht die Verbrennung einer Strohpuppe, die so genannte »Nubbelverbrennung«. Sie muss für alle Sünden büßen, die während der tollen Tage begangen wurden.

Am Aschermittwoch, sechs Wochen vor Ostern, endet die Karnevalssaison. Mit dem Aschermittwoch beginnt in der katholischen Kirche die bis zum Ostersonntag andauernde Fastenzeit. Beim traditionellen Fischessen wird nun also der Kater bekämpft. Parteien nutzen den politischen Aschermittwoch zur meist derben Abrechnung mit dem politischen Gegner.

Über die konkreten Wurzeln des Karnevals sind sich die Wissenschaftler uneinig. Bekannt ist nur, dass es zu allen Zeiten und in allen Gesellschaftsformen einen Tausch der Rollen gegeben hat. Während der Reformation war der Fasching in weiten Teilen des Landes verboten. Die Reformatoren hatten kein Verständnis für solchen »Mutwillen, Schreien und andre Leichtfertigkeit«. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Fasching auch heute noch hauptsächlich auf die katholischen Gebiete begrenzt.

Artikel vom 03.02.2005
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