Vor 60 Jahren wurde Alfred Delp hingerichtet: Gedenkfeier in Heilig Blut

Bogenhausen · Widerstand bis zum Tod

1944 wurde Alfred Delp in St. Georg verhaftet. 1945 wurde ihm der Prozess gemacht.  	Fotos: pa, Erzbistum

1944 wurde Alfred Delp in St. Georg verhaftet. 1945 wurde ihm der Prozess gemacht. Fotos: pa, Erzbistum

Bogenhausen · Am 2. Februar jährt sich zum 60. Mal der Tag der Ermordung des Münchner Jesuitenpaters Alfred Delp durch die nationalsozialistische Terrorjustiz. Delp war als Seelsorger in der Bogenhausener Pfarrei Heilig Blut – wie auch Kaplan Hermann Joseph Wehrle, dem als Seelsorger eines Widerstandskämpfers des 20. Juli, Ludwig Freiherr von Leonrod, der Prozess gemacht und der als Verräter bereits am 14. September 1944 hingerichtet wurde.

An der 1934 von Kardinal Faulhaber geweihten Pfarrkirche mit dem beziehungsreichen Namen »Heilig Blut« findet sich heute eine große Gedenktafel, die an Delp, Leonrod, Wehrle und Sperr erinnert – ebenso wie Straßennamen in Bogenhausen. Am 2. Februar 1945, starb Alfred Delp im Alter von 37 Jahren am Galgen der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee.

Er war einer der maßgeblichen intellektuellen Köpfe im Kreisauer Kreis, der Widerstandsgruppe um den Grafen Helmuth James von Moltke. Die 1942 entstandene Widerstandsgruppe, die einen politischen Neuanfang nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur in Deutschland vorbereitete, hatte eines ihrer Zentren auch in der bayerischen Landeshauptstadt um den Jesuitenprovinzial Augustinus Rösch. Alfred Delp war am 28. Juli 1944 unmittelbar nach dem Ende der Frühmesse in der St. Georgskirche, einer Filiale der Pfarrei Heilig Blut im Münchner Stadtteil Bogenhausen, wo er seit 1939 als Seelsorger wirkte, von zwei Gestapo-Männern verhaftet worden.

In seinem Notizbuch fand sich der Name des Hitler-Attentäters Graf Claus Schenck von Stauffenberg. So wurde er verdächtigt, an der Vorbereitung des Attentats vom 20. Juli 1944 beteiligt gewesen zu sein. Am 7. August 1944 wurde Delp von München in das Gestapo-Gefängnis Berlin-Moabit überführt. Dort wurde er am 14. und 15. August sogenannten »verschärften Verhören« unterworfen. In die Haftanstalt Berlin-Tegel wurde er am 27. September verlegt. Der Prozess gegen ihn wegen Hoch- und Landesverrat wurde am 9. und 10. Januar 1945 vor dem sogenannten Volksgerichtshof geführt.

Am 11. Januar 1945 verkündete der oberste Blutrichter des Dritten Reiches, Roland Freisler, das Todesurteil gegen Delp und seine Freunde aus dem Kreisauer Kreis. Mitten im Krieg habe er sich mit offenkundigen Staatsfeinden in konspirative Gespräche und Planungen eingelassen, hieß es in der Urteilsbegründung. Freisler überlebte den Tod Delps nur einen Tag: bei einem Bombenangriff wurde der fanatische Nationalsozialist von einstürzenden Trümmern erschlagen.

Die Erzdiözese München und Freising wird Alfred Delps und weiterer sieben Männer, die vor 60 Jahren im Widerstand gegen den Nationalsozialismus starben, bei einem Gottesdienst gedenken. Kardinal Friedrich Wetter wird den Gottesdienst am Samstag, 5. Februar, um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche Heilig Blut feiern. Zuvor, um 14 Uhr, beginnt im Pfarrsaal von Heilig Blut, Scheinerstraße 12, ein Symposion, das Leben und Wirken von Pater Delp darstellen und auch von ihm verfasste geistliche und gesellschaftspolitische Texte vorstellen wird.

Unter dem Motto »Im Sog des Untergangs« findet am Donnerstag, 17. Februar, um 19 Uhr im Münchner Hansa-Haus (Brienner Straße 39) ein Gespräch mit Jesuitenpater Karl Adolf Kreuser, statt, der Alfred Delp noch persönlich gekannt hat. ms

Artikel vom 01.02.2005
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...