Informationsveranstaltung für Bürger zu geplantem Kunstwerk am Effnerplatz

Weiter Streit um Strickliesl

Umstrittene Ortsmarke: »Mae West« am Effnerplatz.	Foto: teamwerk-architekten

Umstrittene Ortsmarke: »Mae West« am Effnerplatz. Foto: teamwerk-architekten

Bogenhausen · Ob das nun eher ein Kosename oder eine Verunglimpfung sein soll, den die Bogenhausener wegen seiner Form für das geplante Kunstwerk »Mae West« am Effnerplatz gefunden haben, ist unklar. Fest steht aber: Der Streit um die von den Bürgern ironisch-liebevoll getaufte »Strickliesl« geht weiter.

Münchner Wochenanzeiger-Themenseite: Bogenhausens Kunstwerk »Mae West«

Die Meinungen sind nach wie vor gespalten. Bei einem Informationsabend für interessierte Bürger vergangene Woche versuchte das Baureferat jedenfalls mögliche Bedenken auszuräumen.

Als Material für Mae West sind Carbonfaser-Kompositrohre vorgesehen, was Leichtigkeit mit hoher Tragkraft und Dauerhaftigkeit garantiere. Die Rohre haben an der Basis der Skulptur einen Außendurchmesser von 28 cm und verjüngen sich auf 12 cm an der Spitze der Figur. Eine »Verdüsterung« durch die anthrazitfarbenen Rohre sei aber auszuschließen, da diese extrem filigran würden, so Claudia Weber vom Baureferat. Die einzelnen Rohre sind 6 Meter lang und werden teleskopartig ineinander gesteckt. Die untersten 15 Meter der Rohre werden jeweils mit einem Stahlkern verstärkt, der fest im Stahlbetonfundament verankert ist. Der erste horizontale Stabilisierungs-Ring befindet sich auf einer Höhe von 17 Metern und der zweite schließt die Skulptur am oberen Ende ab. Die Basis wird einen Durchmesser von 32 m besitzen.

Während der Durchgangsverkehr unter der Tunneldeckel verläuft, wird die Straßenbahn die Skulptur durchqueren. Aus seiner Abneigung für das Objekt macht Robert Brannekämper (CSU) keinerlei Hehl. Zu hoch, zu abstrakt, zu teuer. Der Stadtrat und Bezirksausschuss-Mitglied fordert deshalb das Projekt vorerst auf Eis zu legen bis wieder genügend Geld im Stadtsäckel sei. »Das wird sonst ein Millionengrab«, befürchtet der Politiker. Denn die Skulptur, für ihn wahlweise »Zumutung« und »Metallgerippe«, werde sicher teurer als angenommen. Das Geld könne laut Stadtratsbeschluss nicht auf andere Projekte transferiert werden, erklärt Weber vom Baureferat. Bei öffentlichen Bauaufgaben wie dem Tunnelbau sind bis zu zwei Prozent des Baubudgets für Kunst zu verwenden. Wegen der finanziellen Größenordnung wurde der Kunstetat hier auf 0,4 Prozent reduziert. Mit etwa 1,3 Millionen Euro rechnet das Baureferat für die Skulptur.

Doch für Brannekämper spricht noch mehr gegen »Mae West«: »Der Bogenhausen-Bezug fehlt völlig, das Kunstwerk könnte doch überall stehen – es ist an Beliebigkeit nicht zu übertreffen.« Brannekämper fordert Baureferat und Kunstkommission auf, Alternativen vorzustellen und einen neuen Wettbewerb auszuschreiben. Aus seiner Sicht halte sich die Zahl der Befürworter ohnehin in Grenzen – im Stadtrat wie unter den Bürgern. Deshalb plädiert Brannekämper für ein Mitspracherecht der Bogenhausener.

»Das suggeriert doch einen falschen Eindruck. Nach Recht und Gesetz können die Bürger gar nicht befinden über ein Kunstobjekt von dieser stadtteilübergreifenden Größenordnung«, so Christiane Hacker (SPD), Vorsitzende des Bezirksauschusses Bogenhausen. Sie ist für Diskussionen, fordert aber einen »ehrlichen Umgang« mit den Bürgern. »Alles andere ist Augenwischerei«. Michaela Schmid

Artikel vom 05.05.2004
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