Einweihung des Marianne-von-Werefkin-Weges

Eine Frau geht ihren Weg

Maxvorstadt · Sie ist die erste Nicht-Wittelsbacherin, die der Stadt München einen eigenen Weg »wert« ist: die russische Malerin Marianne von Werefkin (1860-1928), die von 1896 bis 1914 in München lebte und hier wichtige Impulse für das künstlerische Leben gab.

Am vergangenen Samstag wurde der neue, nach Werefkin benannte Verbindungsweg von der Barer zur Türkenstraße, zwischen der Pinakothek der Moderne und dem Museum Reich der Kristalle, offiziell eingeweiht.

Der Weg befinde sich in einem Areal, »das mit seinen kulturellen Einrichtungen höchstes internationales Niveau hat«, betonte Professor Dr. Carla Schulz-Hoffmann, stellvertretende Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, in ihrer Festansprache. Zudem sei hier alles zu Fuß erreichbar – eine in dieser Form einzigartige Situation. »Die Fußläufigkeit und damit auch die Namensgebung für die Verbindungswege hat hier ganz besondere Bedeutung«, so Schulz-Hoffmanns Schlussfolgerung.

Sie würdigte Werefkin vor allem als Impulsgeberin und »Weichenstellerin« des Münchner Künstlerzirkels »Der Blaue Reiter«. In ihrem 1906 gegründeten Künstlersalon an der Giselastraße seien viele Mitglieder des berühmten Kreises aus und ein gegangen und hätten von der Russin wichtige Anregungen zum Umgang mit Licht und Farbe erhalten.

Aufgrund dieser herausragenden Bedeutung Werefkins hatte der BA Maxvorstadt schon vor drei Jahren beschlossen, einen Weg nach ihr zu benennen. »Eigentlich war zuerst ein anderer Weg vorgesehen«, gestand BA-Chef Klaus Bäumler in seiner Ansprache. »Aber der jetzige ist die Ideallösung, ein echtes ›Kunststück‹, denn er führt direkt zur Pinakothek der Moderne.« Vom »Marianne-von-Werefkin-Weg« aus, so Bäumler, eröffne sich sogar »der schönste Blick« auf die dritte Pinakothek, wie Architekt Stephan Braunfels selbst betont habe.

Ein »großes, historisches Ereignis« sei die Namensgebung auch deswegen, weil in München unter allen Straßen, die an wichtige Persönlichkeiten erinnern, bisher nur insgesamt 10 den Namen von Frauen tragen. »Und alle diese Frauen stammen aus dem Hause Wittelsbach«, erklärte Bäumler. Tatjana Lukina, Präsidentin des Zentrums Russischer Kultur MIR e.V., freute sich besonders darüber, dass erstmals eine russische Künstlerin in München auf diese Weise geehrt wird. »Der Weg, der Werefkin gewidmet ist, zeigt den Weg ins 3. Jahrtausend, den wir alle gemeinsam einschlagen sollten«, so Lukina.

Die Frauenbeauftragte des BA Maxvorstadt, Irmgard Schmidt, die sich besonders für die Benennung eingesetzt hatte, wies aber auch darauf hin, dass von Werefkin – wie viele Frauen ihrer Zeit – zur Selbstunterschätzung geneigt habe. »Ich bin Frau, ich bin bar jeder Schöpfung«, zitierte Schmidt die Künstlerin, die dem Münchner Kunstleben unschätzbare schöpferische Impulse geliefert habe.

Allerdings ist ihr Werk hier erst 50 Jahre nach ihrem Tod in einer großen Ausstellung gebührend gewürdigt worden, und für die Benennung eines Weges hat die Stadt gar ein dreiviertel Jahrhundert gebraucht. Daher das Resümee der Frauenbeauftragten: »Es war höchste Zeit für diese Ehrung!« rme

Artikel vom 28.11.2002
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