Aktionswoche: "Deutschland rettet Lebensmittel"

Bayern · Zu gut für die Tonne

Auf Platz 1 der am häufigsten weggeworfenen Lebensmittel liegen Gemüse und Obst. Eine Aktionswoche wirbt hier für mehr Achtsamkeit beim Einkaufen. Foto: hw

Auf Platz 1 der am häufigsten weggeworfenen Lebensmittel liegen Gemüse und Obst. Eine Aktionswoche wirbt hier für mehr Achtsamkeit beim Einkaufen. Foto: hw

Bayern · Am Sonntag, 1. Oktober, wird in den christlichen Kirchengemeinden zum Erntedank-Gottesdienst eingeladen. Der Altar wird mit den Früchten des Feldes geschmückt und in einem Gottesdienst für die (hoffentlich) gute Ernte gedankt.

Das Fest an sich ist aber durchaus älter als die christliche Tradition und findet sich in nahezu allen Religionen. Es stammt aus einer Zeit, in der die Qualität und Quantität der Ernte darüber entschieden hat, ob die Familie gut durch den Winter kommen wird oder ob Hunger und Not das Leben für die nächsten Monate prägen.

Der Umgang mit Lebensmitteln hat sich im Lauf der Jahrhunderte indes enorm verändert: Von einem rahren Gut hin zu einer ständig verfügbaren Masse. Erdbeeren im Winter? Spargel im September? Heute ist nahezu alles zu jederzeit im Handel erhältlich. Leider hat diese Entwicklung dazu geführt, dass immer mehr Lebensmittel weggeworfen werden. Insgesamt landen jährlich in Deutschland rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, der Löwenteil davon, 6,5 Tonnen, stammt aus Privathaushalten. Dagegen will die Aktionsgemeinschaft "Zu gut für die Tonne" etwas unternehmen und hat die Aktionswoche: "Deutschland rettet Lebensmittel" ins Leben gerufen, die noch bis zum 6. Oktober stattfindet.

So informiert die Aktionsgemeinschaft beispielsweise über Strategien, wie man Lebensmittelverschwendung daheim vermeiden kann. Vielfältige Tipps für den Alltag zuhause findet man auf der Homepage (www.zugutfuerdietonne.de), darunter auch wertvolle Hinweise zur richtigen Lagerung der verschiedenen Lebensmitteln. Denn, wer seine Lebensmittel richtig lagert, hat länger etwas davon.

So sollte man beispielsweise Brot, um es vor dem Austrocknen zu schützen, in einem Brotkasten oder Tontopf mit Deckel aufbewahren. Viele lagern Brot allerdings in einer Kunststofftüte. Der Nachteil: Frische Brote werden in der luftdichten Verpackung besonders schnell weich. Doch nicht nur durch Austrocknen verdirbt Brot. Wenn die Umgebung zu feucht ist und die Luft nicht zirkulieren kann, steigt die Gefahr, dass sich Wasser ansammelt und Schimmel bildet. Schnittbrot bietet Schimmel mehr Angriffsfläche. Besser ist es deshalb Brot am Stück zu kaufen. Im Brotkasten herumliegende Krümel fördern die Schimmelbildung zusätzlich. Deshalb sollte man diese alle paar Tage entfernen und den Kasten mit Essigwasser auswischen. Bei feuchtwarmem Wetter kann Brot notfalls auch mal im Kühlschrank deponiert werden. Gerade Weißbrot ist dann besser vor Schimmel geschützt. Roggenhaltige Backwaren werden bei zu kühlen Temperaturen hingegen schnell altbacken. Im Zweifel können Brot und Brötchen auch eingefroren und später wieder aufgebacken werden.

Foodsharing sucht immer Mitstreiter

Was aber tun, wenn man trotz aller Umsicht zu viele Lebensmittel gekauft hat? Manche Tafeln und Caritas-Tische nehmen verpackte und noch nicht abgelaufene Lebensmittelmittel als Spende an. Ebenso kann man seine überschüssigen, noch haltbaren und vor allem genießbaren Lebensmittel in sogenanten Kreislauf-Kühlschränken deponieren. Dort können andere Personen diese kostenlos mitnehmen.

Solche "Fairteiler" findet man unter anderem hier:
Abgabestelle Schwanthalerhöhe (mit Kühlschrank) in der Schwanthalerstr. 80 beim Eine-Welt-Haus. Geöffnet hat diese von Montag bis Sonntag von 9.00 bis 22.00 Uhr

Abgabestelle Moosach (mit Kühlschrank) in der Dachauer Str. 192 bei der Diakonia). Geöffnet hat diese von Montag bis Freitag von 10.00 bis 19.00 Uhr und am Samstag von 10.00 bis 15.00 Uhr

Abgabestelle Bavariapark (mit Kühlschrank) in der Ganghoferstraße 41 (IG InitiativGruppe - Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V. (IG Feuerwache)). Geöffnet hat diese am Montag, Donnerstag und Freitag von 8.30 bis 18.00 Uhr und am Dienstag und Mittwoch von 8.30 bis 16.00 Uhr

Abgabestelle Neuhausen in der Dachauer Straße 114, (Leonrodplatz). Geöffnet hat diese am Dienstag von 19 bis 20 Uhr und am Sonntag von 10 bis 12 Uhr

Abgabestelle Haidhausen HEi (mit Kühlschrank) in der Wörthstraße 42, (Haus der Eigenarbeit - HEi). Geöffnet hat diese von Dienstag bis Freitag von 15.00 bis 21.00 Uhr und am Samstag von 12.00 bis 18.00 Uhr.

Unter www.foodsharing-muenchen.de findet man außerdem Möglichkeiten, sich für die gute Sache zu engagieren.

Der Hauptaugenmerk bei der aktuellen Aktionswoche liegt heuer auf dem Einhalten des rechten Maß. Wer zuviel kocht, einkauft oder bestellt, schmeißt am Ende oft Essen weg. Daher empfehlen die Experten nie ohne Einkaufszettel oder hungrig einkaufen zu gehen. Auch ist es ratsam vorher nachzusehen, welche Vorräte man noch hat und was vielleicht bald verdirbt, wenn man es nicht aufbraucht.

Lebensmittel retten ist ein Gewinn für alle, für die Umwelt und den Geldbeutel, denn die Teuerungsrate bei Konsumgütern liegt aktuell bei 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Viele gute Gründe also, um sorgsam mit seinen Einkäufen umzugehen.

Was landet im Müll?
Studien des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge entfallen 35 Prozent (2017: 34 Prozent) der vermeidbaren Lebensmittelabfälle auf frisches Obst und Gemüse, 13 Prozent (2017: 14 Prozent) machen Brot und Backwaren aus, gefolgt von Getränken (2020: 12 Prozent; 2017: 11 Prozent) und Milchprodukten (9 Prozent). Nach wie vor werden zu viele frische Lebensmittel weggeworfen, aber auch bereits zubereitete Mahlzeiten werden zu häufig entsorgt. Ein weiterer Befund der Untersuchungen: Je jünger der Haushaltsvorstand, desto mehr potenziell verwertbare Lebensmittel werden weggeworfen. Haushalte mit älteren Personen werfen tendenziell weniger weg.

Heike Woschée

Artikel vom 29.09.2023
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