Bayernliga: SV Heimstetten trifft auf Kirchheimer SC

Kirchheim/Heimstetten · Ein Derby zum Start

In der Vorsaison ging es gegen den FC Schwaig, jetzt darf sich der Kirchheimer SC (blau) mit Garching, Ismaning oder dem Lokalrivalen Heimstetten messen. Foto: Christian Riedel

In der Vorsaison ging es gegen den FC Schwaig, jetzt darf sich der Kirchheimer SC (blau) mit Garching, Ismaning oder dem Lokalrivalen Heimstetten messen. Foto: Christian Riedel

Kirchheim/Heimstetten · Was hat Kirchheim mit Augsburg gemeinsam? Beide Kommunen stellen neuerdings je zwei Vereine in der Fußball-Bayernliga. Nun ist das in der Fuggerstadt eine Randnotiz, weil der TSV Schwaben und Türkspor hinter dem örtlichen Bundesligisten nur die zweite Geige spielen.

Anders in Kirchheim: Dass eine Gemeinde mit knapp 13.000 Einwohnern gleich zwei Bayernligisten beheimatet, ist einzigartig. Schon am 1. Spieltag treffen der SV Heimstetten und der Kirchheimer SC aufeinander.

"Wir sind sehr stolz auf die beiden Mannschaften, die jetzt auch Botschafter für uns in ganz Bayern sind", erklärt Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl: "Der Landesgartenschau-Gemeinde stehen zwei Bayernliga-Clubs natürlich besonders gut." Lange müssen die Fußballfans nicht auf das Ortsderby warten: Gleich zum Auftakt am Samstag, 22. Juli, um 17 Uhr, stehen sich im Sportpark Heimstetten Absteiger SV Heimstetten und Aufsteiger Kirchheimer SC gegenüber. "Für uns ist es auf alle Fälle ein besonderes Spiel", erklärt Christian Boche vom Kirchheimer SC: "Ich bin nun seit über 20 Jahren Abteilungsleiter, kann mich aber nicht daran erinnern, dass die beiden ersten Mannschaften bei Punktspielen gegeneinander angetreten sind. So ein Ortsderby, und das bei unserem ersten Spiel nach dem Aufstieg in die Bayernliga Süd, wird uns sicher lange in Erinnerung bleiben."

Verletzungspech führt zum Abstieg

Dass die beiden Vereine in der fünfthöchsten Spielklasse aufeinandertreffen würden, war bis vor kurzem nicht absehbar – schließlich verbrachte Heimstetten die vergangenen fünf Jahre in der Regionalliga Bayern, während die Kirchheimer noch 2018/19 in der Bezirksliga Oberbayern Nord gegen den SC Grüne Heide oder die SpVgg Kammerberg spielten. Dass es für den SVH als reinen Amateurverein in einer stark besetzten Regionalliga irgendwann mal nicht zum Klassenerhalt reichen würde, ist zumindest keine Überraschung. Zwar fuhr Heimstetten punktuelle Erfolge wie ein 5:3 gegen den 1. FC Nürnberg II ein, unterlag auch beim späteren Aufsteiger Unterhaching nur knapp 2:3, verfehlte aber als Vorletzter letztlich das rettende Ufer deutlich. Eine Ursache war das immense Verletzungspech: Mehrere Schlüsselspieler fielen über Monate hinweg aus, darunter der ehemalige Bayern-Profi Rico Strieder. "Das waren Rückschläge, die keine Mannschaft verkraften kann", erklärte der damalige Trainer Christoph Schmitt seinerzeit. Auch als Bayernligist zählt zu der SV Heimstetten aber immer noch zu den großen Namen im Münchner Amateurfußball.

Zweieinhalb Kilometer nordöstlich, an der Florianstraße, hätten wohl selbst die größten Optimisten die jüngste Entwicklung nicht für möglich gehalten. Nach dem Aufstieg aus der Bezirksliga 2019 legte der Kirchheimer SC zwei mittelmäßige Landesliga-Spielzeiten hin, im August 2021 setzte es gar ein 1:10 gegen den FC Unterföhring. 2022/23 konnten sich die Kirchheimer in der sehr ausgeglichenen Landesliga Südost den Luxus erlauben, elf Niederlagen (!) zu kassieren und dennoch Meister zu werden. Man profitierte einerseits von der Schwächephase des SV Bruckmühl, der als souveräner Tabellenführer gegen Ende komplett einbrach, spielte aber auch eine starke Rückrunde, in der 10 von 17 Spielen gewonnen wurden. Nach einem 4:0-Heimsieg gegen die TuS Holzkirchen war der historische erste Aufstieg in die Bayernliga perfekt. Jetzt warten auf die Kirchheimer klangvolle Namen wie TSV 1860 München II, FC Ismaning, VfR Garching – oder eben SV Heimstetten.

Hier Umbruch, dort Geschlossenheit

Im Derby sei der SV Heimstetten als Regionalliga-Absteiger klarer Favorit, meint Christian Boche: "Ein Unentschieden wäre schon ein großer Erfolg für uns." Allerdings hat die Heimstettener Mannschaft nicht mehr viel mit dem Team gemeinsam, welches 2022/23 in der Regionalliga Bayern antrat. Rund 20 Abgänge stehen beim SVH zu Buche, darunter viele Leistungsträger. Die Neuen kommen fast alle aus der Bayernliga oder Landesliga. Mit Roman Langer gibt es auch einen neuen Übungsleiter, er bringt Erfahrung als Co-Trainer bei den Frauen des FC Bayern mit. Ein Saisonziel hat der SVH bisher nicht verkündet – der Wiederaufstieg dürfte schon allein aufgrund ambitionierter Konkurrenten wie Landsberg oder Pipinsried schwierig werden.

Der Kirchheimer SC, in der Bayernliga ein unbeschriebenes Blatt und klarer Außenseiter, möchte wie schon in der Landesliga auf die mannschaftliche Geschlossenheit setzen. Das Ziel sei der Klassenerhalt, betont Boche: "Am schönsten wäre es, wenn wir dies ohne Relegation schaffen könnten." Im Kader gibt es keine großen Veränderungen, namhafte Neuzugänge findet man nicht. Ex-Profi Korbinian Vollmann hatten die Kirchheimer schon vor zwei Jahren zu seinem Jugendverein zurückgeholt. Er steuerte zehn Tore zum Aufstieg bei. Gleichzeitig ist Vollmann Co-Trainer von Steven Toy, den man auch in Heimstetten bestens kennt: Sechs Jahre lief er für die erste Mannschaft des SVH auf und schaffte mit den Rot-Weißen den Aufstieg von der Landesliga bis in die Regionalliga. Mit dem ehemaligen Trainer und jetzigen sportlichen Leiter des SVH, Christoph Schmitt, ist Steven Toy befreundet. Und dann hat der KSC-Coach auch noch am 22. Juli Geburtstag. Seine Mannschaft möchte ihm sicher gerne ein Geschenk in Form von Punkten machen.

Am 29. Juli kommen die "Junglöwen"

Das Derby ist dabei nur eine von zahlreichen attraktiven Partien, auf die sich die Fans in Kirchheim und Heimstetten in der Saison 2023/24 freuen können. Schon am Mittwoch, 26. Juli, um 19.30 Uhr, gastiert mit dem FC Pipinsried ein weiterer ehemaliger Regionalligist beim Kirchheimer SC an der Florianstraße und am Samstag, 29. Juli, um 14 Uhr, darf sich der SV Heimstetten mit der zweiten Mannschaft des TSV 1860 München messen. "Wir haben beim Verband erreicht, dass der SV Heimstetten und der Kirchheimer SC niemals parallel spielen", erklärt Christian Boche. "So kann man an jedem Spieltag Bayernliga schauen - mal in Heimstetten, mal in Kirchheim. In welcher Gemeinde ist das schon möglich?"

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